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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Kunststoffbelag. Ich rief nicht noch einmal. Das wäre nur Zeit- und Energieverschwendung gewesen. Er hielt auf den Rand des Campus-Geländes zu, entfernte sich weiter von möglichen Zeugen, und das kam mir durchaus gelegen.
    Als er eine Schneise im Wald erreichte, hechtete ich hinter ihm her, schlang meine Arme so perfekt um seine Beine, dass ein NFL-Footballspieler hätte neidisch werden können, und riss ihn so nieder. Er knallte härter auf den Boden, als ich es mir gewünscht hätte, drehte sich dabei zur Seite und versuchte, mich mit Tritten abzuschütteln.
    » Ich tu dir nichts«, rief ich.
    » Lassen Sie mich zufrieden.«
    Ich setzte mich rücklings auf seine Brust und hielt seine Arme fest, als ob ich sein großer Bruder wäre. » Beruhig dich erst mal.«
    » Gehen Sie von mir runter!«
    » Ich suche nur dieses Mädchen.«
    » Ich weiß nichts über sie.«
    » Ken…«
    » Runter!«
    » Versprichst du mir, dass du nicht wieder abhaust?«
    » Runter. Bitte!«
    Ich drückte einen hilflosen, verängstigten Highschool-Jungen zu Boden. Wohin sollte das noch führen? Ein junges Kätzchen ertränken? Ich ließ ihn los.
    » Ich will dem Mädchen helfen«, sagte ich.
    Er setzte sich auf. Ich sah Tränen in seinem Gesicht. Er wischte sie weg und versteckte sein Gesicht hinter dem Arm.
    » Ken?«
    » Was ist?«
    » Dieses Mädchen wird vermisst und ist vermutlich in großer Gefahr.«
    Er sah mich an.
    » Ich suche sie.«
    » Sie kennen sie nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. Schließlich tauchte auch Berleand hinter uns auf.
    » Sind Sie von der Polizei?«
    » Er ja. Ich suche sie aus privaten Gründen.«
    » Was sind das für Gründe?«
    » Ich will ihr helfen…«, ich wusste nicht, wie ich es sonst ausdrücken sollte, » …ich helfe ihrer biologischen Mutter, sie zu finden. Carrie wird vermisst, und womöglich steckt sie auch noch in ernsten Schwierigkeiten.«
    » Das versteh ich nicht. Warum sind Sie zu mir gekommen?«
    » Deine Freunde haben uns erzählt, dass du mit ihr gegangen bist.«
    Wieder senkte er den Kopf.
    » Genaugenommen haben sie gesagt, dass du mehr als nur mit ihr gegangen bist.«
    Er zuckte die Achseln. » Na und?«
    » Und jetzt wollen wir wissen, wie sie mit vollem Namen heißt.«
    » Das wissen Sie auch nicht?«
    » Sie steckt in Schwierigkeiten, Ken.«
    Berleand hatte uns eingeholt. Er atmete schwer. Er griff in seine Jackentasche– ich dachte, er suchte nach einem Stift– und zog eine Zigarette heraus. Ja, klar. Die würde ihm jetzt helfen.
    » Carrie Steward«, sagte er.
    Ich sah Berleand an. Er nickte, holte Luft und keuchte: » Ich geb das weiter.«
    Er nahm sein Handy, hielt es hoch, marschierte los und suchte einen Platz, wo er Empfang hatte.
    » Ich versteh nicht, warum du weggerannt bist«, sagte ich.
    » Ich hab gelogen«, sagte er. » Meinen Freunden gegenüber, okay? Ich war nicht mit ihr im Bett. Das hab ich nur gesagt.«
    Ich wartete.
    » Wir haben uns in der Bibliothek kennengelernt. Also, sie sah einfach fantastisch aus, klar? Und da waren noch diese beiden anderen Blondinen, mit denen sie unterwegs war, die alle in die Landschaft starrten wie im Film Kinder des Zorns. Das war total unheimlich. Tja, ich hab sie dann drei Tage beobachtet, und irgendwann ist sie dann losgezogen, und ich hinterher und hab › Hi‹ gesagt. Erst hat sie mich total ignoriert. Also ich mein, ich bin ja schon mal abgeblitzt, aber bei der Braut hab ich voll ’ne Gänsehaut gekriegt. Aber ich hab gedacht, ich hab nix zu verlieren, also red ich einfach weiter, und dabei zeig ich ihr meinen iPod, ja, und frag, was für Musik sie so hört, und sie sagt, sie hört keine Musik. Das fand ich unglaublich, also hab ich ihr was von Blue October vorgespielt. Ich seh, wie sich ihr Gesicht verändert. Musik hat wohl eine ganz schöne Wirkung auf Menschen.«
    Er brach ab. Ich sah zu Berleand hinüber. Er telefonierte. Ich schickte Esperanza und Terese den Namen » Carrie Steward« als E-Mail von meinem BlackBerry. So konnten die auch noch ein paar Nachforschungen anstellen. Ich rechnete damit, dass jeden Augenblick jemand von der Schule kam, um nachzusehen, was hier los war, aber bisher ließ sich niemand blicken. Wir saßen nebeneinander im Gras und sahen zum Campus. Die Sonne ging langsam unter und tauchte den Himmel in ein tiefes Orange.
    » Und wie ging’s weiter?«, fragte ich.
    » Wir haben geredet. Sie hat mir erzählt, dass sie Carrie heißt. Sie wollte noch mehr Songs hören. Aber sie hat sich immer

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