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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Armbinden mit dem Wort » Police« heraus. Sie schoben sie sich auf den Oberarm. Ich schaute mich um und sah, dass von links ein paar uniformierte Polizisten auf uns zukamen.
    Ich bewegte mich nicht. Ich ließ die Hände auf dem Tisch liegen, wo alle sie deutlich sehen konnten. Ich hatte keine Ahnung, was hier los war, es war aber auf jeden Fall nicht der richtige Zeitpunkt für irgendwelche hastigen Bewegungen.
    Ich sah Berleand an. Er kam auf uns zu, sah Terese an und sagte zu uns beiden: » Wenn Sie bitte mitkommen würden?«
    » Worum geht es?«, fragte ich.
    » Das können wir auf dem Revier besprechen.«
    » Sind wir verhaftet?«, fragte ich.
    » Nein.«
    » Dann gehen wir nirgends hin, bis wir wissen, worum es geht.«
    Berleand lächelte. Er sah Lefebvre an. Lefebvre lächelte durch seinen Zahnstocher. Ich sagte: » Was ist?«
    » Sie nehmen doch nicht an, dass Sie sich in Amerika befänden, Mr. Bolitar?«
    » Das tue ich auch nicht. Aber ich darf doch wohl annehmen, dass ich mich in einer modernen Demokratie befinde, in der es gewisse unveräußerliche Rechte gibt. Oder liege ich da falsch?«
    » Es gibt hier keine Miranda-Rechte. Wir müssen keine Anklage erheben, um Sie festzunehmen. Wenn Sie schweigen wollen, tun Sie das, wobei ich Ihnen noch sagen sollte, dass ich Sie beide achtundvierzig Stunden lang mehr oder weniger ohne jeden Anlass festhalten kann.«
    Berleand trat näher an mich heran, schob wieder die Brille hoch, wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab und sagte: » Ich frage Sie also noch einmal: Würden Sie bitte mit uns kommen?«
    » Mit dem größten Vergnügen«, sagte ich.

6
    Die Polizisten trennten Terese und mich direkt auf der Straße.
    Lefebvre begleitete Terese zum Lieferwagen. Ich protestierte kurz, Berleand warf mir aber einen gelangweilten Blick zu, der besagte, dass meine Worte bestenfalls überflüssig wären. Er führte mich zu einem Streifenwagen. Ein uniformierter Beamter saß am Steuer. Berleand setzte sich neben mich auf den Rücksitz.
    » Wie lange fahren wir jetzt?«, fragte ich.
    Berleand sah auf die Armbanduhr. » Ungefähr dreißig Sekunden.«
    Seine Schätzung konnte wohl etwas zu hoch gelegen haben. Tatsächlich hatte ich das Gebäude, in das wir fuhren, schon vorher gesehen– es war die Sandsteinfestung, die › bold and stark‹ am gegenüberliegenden Flussufer stand. Das Mansardendach und die vielen Türme waren mit grauem Schiefer gedeckt. Der Weg war so kurz, dass wir ebenso gut hätten zu Fuß gehen können. Als wir näher kamen, kniff ich die Augen zusammen.
    » Haben Sie es erkannt?«, fragte Berleand.
    Kein Wunder, dass es mir schon vorher ins Auge gefallen war. Zwei bewaffnete Wachmänner traten zur Seite, als unser Streifenwagen durch den beeindruckenden Torweg fuhr. Das Portal sah aus, als wollte es uns im Ganzen verschlingen. Auf der anderen Seite befand sich ein großer Hof, der von allen Seiten von dem gewaltigen Gebäude umgeben war. Eine Festung– ja, das passte. Man kam sich ein bisschen vor wie ein Kriegsgefangener im achtzehnten Jahrhundert.
    » Und?«
    Ich hatte es erkannt, in erster Linie aus Beschreibungen aus den Büchern von Georges Simenon, aber auch, na ja, das Gebäude war halt eine Legende in Polizisten- und Juristenkreisen. Sie hatten mich in den Innenhof des Quai des Orfèvres gebracht– also in das Herz des legendären Hauptquartiers der französischen Polizei. Das konnte man nur noch mit Scotland Yard oder mit Quantico vergleichen.
    » Soooo«, sagte ich gedehnt, während ich aus dem Fenster sah, » ganz egal, was es auch sein mag, groß genug ist es jedenfalls.«
    Berleand drehte die Handflächen nach oben. » Wir befassen uns hier nicht mit Verkehrsdelikten.«
    Auf die Franzosen war Verlass. Die Polizeipräfektur war eine solide Festung, furchteinflößend, gigantisch und absolut überwältigend.
    » Beeindruckend, oder?«
    » Selbst Ihre Polizeireviere sind architektonische Wunderwerke«, sagte ich.
    » Warten Sie, bis Sie es von innen gesehen haben.«
    Berleand zeigte sich, wie ich schnell feststellen sollte, wieder einmal von seiner sarkastischen Seite. Zwischen der Außenfassade und der Inneneinrichtung gab es einen Unterschied wie Tag und Nacht. Die Außenmauern waren für die Ewigkeit gebaut, die Innenräume hingegen hatten den Charme einer öffentlichen Bedürfnisanstalt an der New Jersey Turnpike. Die Wände waren elfenbeinfarben– vielleicht waren sie früher einmal weiß gewesen und im Lauf der Jahre vergilbt. Es

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