Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
ist mein Team. Setzen Sie sich.«
» Was? Hierher?«
» Klar. Das ist Lefebvres Schreibtisch. Nehmen Sie seinen Stuhl.«
» Kein Vernehmungszimmer?«
» Sie glauben immer noch, Sie wären in Amerika. Wir führen alle Befragungen im Team-Büro durch.«
Die anderen Beamten kümmerten sich nicht um uns. Zwei unterhielten sich und tranken Kaffee. Der dritte tippte etwas in seinen Computer. Ich setzte mich. Berleand hatte eine Schachtel mit Papiertüchern auf dem Schreibtisch stehen. Er zog eins heraus und begann wieder, sich die Hände abzuwischen.
» Erzählen Sie mir etwas über Ihre Beziehung zu Terese Collins«, sagte er.
» Warum?«
» Weil ich immer gern den neuesten Klatsch und Tratsch höre.« Durch den vorgeschobenen Witz hörte ich die stählerne Härte in seiner Stimme. » Erzählen Sie mir von der Beziehung.«
» Ich habe sie seit acht Jahren nicht gesehen«, sagte ich.
» Und trotzdem sind Sie jetzt hier.«
» Ja.«
» Warum?«
» Sie hat mich angerufen und eingeladen, ein paar Tage mit ihr in dieser Stadt zu verbringen.«
» Und da haben Sie einfach alles stehen und liegen lassen und sind hergeflogen?«
Als Antwort zog ich nur kurz die Augenbraue hoch.
Berleand lächelte. » Jetzt hätte ich doch fast ein weiteres Stereotyp zunichtegemacht, das man uns Franzosen zuschreibt, was?«
» Sie beunruhigen mich, Berleand.«
» Also sind Sie für ein romantisches Rendezvous hergekommen?«
» Nein.«
» Sondern?«
» Ich wusste nicht, warum ich herkommen sollte. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass sie in Schwierigkeiten steckt.«
» Und da wollten Sie ihr helfen?«
» Ja.«
» Wussten Sie, welche Art von Hilfe sie brauchte?«
» Vor meiner Ankunft nicht, nein.«
» Und jetzt?«
» Jetzt weiß ich es, ja.«
» Wären Sie so freundlich, es mir zu verraten?«
» Habe ich eine Wahl?«
» Eigentlich nicht, nein.«
» Ihr Exmann wird vermisst. Er hatte sie angerufen und gesagt, er müsse etwas Dringendes mit ihr besprechen. Dann ist er verschwunden.«
Berleand schien überrascht zu sein– entweder von meiner Antwort oder aufgrund der Tatsache, dass ich so bereitwillig mit ihm kooperierte. Ich hatte da einen Verdacht.
» Also hat Ms. Collins Sie angerufen, damit Sie ihr bei der Suche helfen?«
» Genau.«
» Warum Sie?«
» Sie glaubt, dass ich das gut kann.«
» Hatten Sie mir nicht gesagt, dass Sie Agent sind? Dass Sie Unterhaltungskünstler vertreten? Wieso sind Sie dann gut darin, Leute zu finden?«
» Meine Tätigkeit erstreckt sich gelegentlich ziemlich weit in den persönlichen Bereich meiner Klienten. Ich musste schon häufig recht abstruse Dinge für sie erledigen.«
» Verstehe«, sagte Berleand.
Lefebvre kam herein. Er hatte den Zahnstocher immer noch im Mund. Er strich sich über die Gesichtsbehaarung, stellte sich rechts neben mich und starrte mich finster an. Ladies and Gentlemen, darf ich vorstellen: der böse Bulle. Ich sah Berleand an, als wollte ich sagen: Muss das wirklich sein? Er zuckte die Achseln.
» Ms. Collins bedeutet Ihnen viel, oder?«
» Ja.«
Lefebvre, der voll und ganz in seiner Rolle aufging, starrte mich weiter finster an. Langsam nahm er den Zahnstocher aus dem Mund und sagte: » Verlogener ’uhrensohn!«
» Wie bitte?«
» Sie«, sagte er wütend mit starkem französischem Akzent. » Sie sind ein verlogener ’uhrensohn.«
» Und Sie«, erwiderte ich, » sind ein verlogener Kompassopa.«
Berleand starrte mich nur an.
» Uhrensohn«, sagte ich. » Kompassopa. Verstanden?«
Berleand wirkte gekränkt. Ich konnte es ihm nicht verdenken.
» Lieben Sie Terese Collins?«, fragte er.
Ich blieb bei der Wahrheit. » Das weiß ich nicht.«
» Aber es könnte sein?«
» Ich habe sie seit Jahren nicht gesehen.«
» Das hat damit jedoch nicht viel zu tun, oder?«
» Nein«, sagte ich. » Wohl nicht.«
» Kennen Sie Rick Collins?«
Als er den Namen nannte, war ich doch etwas überrascht, dass Terese seinen Nachnamen angenommen hatte. Andererseits hatten sie sich natürlich schon auf der Uni kennengelernt, als sie noch sehr jung waren. Da war das vermutlich ganz normal. » Nein.«
» Sie haben ihn nie gesehen?«
» Nie.«
» Was können Sie mir über ihn sagen?«
» Absolut gar nichts.«
Lefebvre legte mir die Hand auf die Schulter und drückte ein kleines bisschen. » Verlogener ’uhrensohn.«
Ich sah zu ihm hoch. » Bitte sagen Sie mir, dass das nicht mehr derselbe Zahnstocher ist wie am Flugplatz. Falls doch, wäre das nämlich
Weitere Kostenlose Bücher