Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
finden. Also stellen Sie Ihre Fragen, Inspector.«
» Vielen Dank für Ihre Offenheit und Kooperation.« Er ging jetzt sehr behutsam vor, wirkte auf mich schon fast ein bisschen übervorsichtig. Irgendetwas in dem kurzen Telefonat auf dem Dach hatte ihn umgestimmt. Ich fragte mich, was er erfahren hatte.
» Wussten Sie, dass Ihr Exmann wieder geheiratet hat?«, fragte Berleand.
Terese schüttelte den Kopf. » Nein, das wusste ich nicht. Wann?«
» Wann was?«
» Wann hat er wieder geheiratet?«
» Das weiß ich nicht.«
» Verraten Sie mir den Namen seiner Ehefrau?«
» Karen Tower.«
Terese lächelte fast.
» Kennen Sie sie?«
» Ja.«
Berleand nickte und wischte sich wieder die Hände ab. Ich dachte, er würde fragen, woher Terese Karen Tower kannte, aber er tat es nicht.
» Wir haben vorläufige Ergebnisse der Bluttests.«
» Schon?« Terese wirkte überrascht. » Ich habe Ihnen die Blutprobe doch erst vor, na ja, gut einer Stunde oder so gegeben.«
» Nein, nicht von Ihrem Blut. Das dauert noch. Ich meine das Blut, das wir am Tatort gefunden haben.«
» Oh.«
» Das ist sehr eigenartig.«
Wir warteten. Terese schluckte, als erwartete sie einen weiteren Schicksalsschlag.
» Das meiste Blut– im Prinzip fast alles– stammt vom Opfer, Rick Collins«, sagte Berleand. Er sprach jetzt ruhig und langsam, als wollte er sich ganz vorsichtig zu dem vortasten, was er uns mitteilen wollte. » Das war nicht anders zu erwarten.«
Wir sagten immer noch nichts.
» Auf dem Teppich befand sich jedoch noch ein weiterer Blutfleck. Er war nicht weit von der Leiche entfernt. Wir wissen nicht genau, wie er da hingekommen ist. Unsere ursprüngliche Theorie sah folgendermaßen aus: Es kam zu einem Kampf. Dabei hat Rick Collins sich gewehrt und seinen Mörder verletzt.«
» Und was spricht jetzt dagegen?«, fragte ich.
» Erstens haben wir in dem Blut blonde Haare gefunden. Lange blonde Haare. Wir vermuten, dass es sich um Frauenhaare handelt.«
» Auch Frauen morden.«
» Ja, natürlich.«
Er schwieg.
» Aber?«, fragte ich.
» Aber es scheint unmöglich zu sein, dass das Blut vom Mörder stammt.«
» Wieso?«
» Weil der DNA-Test ergeben hat, dass das Blut und die blonden Haare von Rick Collins’ Tochter stammen.«
Terese schrie nicht auf. Sie stöhnte nur kurz. Dann knickten ihre Knie ein. Mit einem schnellen Griff konnte ich sie noch auffangen, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Ich sah Berleand fragend an. Er wirkte nicht überrascht. Er musterte sie und beobachtete ihre Reaktion.
» Sie haben doch keine Kinder, oder, Ms. Collins?«
Sie war leichenblass.
» Könnten Sie uns für einen Moment allein lassen?«, fragte ich.
» Nein, nicht nötig, es geht schon wieder«, sagte Terese. Sie rappelte sich wieder auf und musterte Berleand mit ernstem Blick. » Ich habe keine Kinder. Aber das wussten Sie schon, oder?«
Berleand antwortete nicht.
» Sie Schwein«, sagte sie zu ihm. Ich wollte fragen, was los war, dachte dann aber, dass es wohl einer jener Momente war, in denen man besser den Mund hielt und zuhörte.
» Wir haben Karen Tower bisher noch nicht erreicht«, sagte Berleand. » Aber ich gehe davon aus, dass seine Tochter auch ihre war.«
» Davon gehe ich auch aus«, sagte Terese.
» Und Sie haben natürlich nichts von ihr gewusst.«
» Das ist richtig.«
» Seit wann sind Sie und Mr. Collins geschieden?«
» Seit neun Jahren.«
Mir reichte es. » Was zum Teufel geht hier vor?«
Berleand ignorierte meine Frage. » Also selbst wenn Ihr Mann sofort nach Ihrer Scheidung wieder geheiratet hätte, könnte seine Tochter eigentlich höchstens, na ja, acht Jahre alt sein, oder?«
Es wurde still im Raum.
» Und so wissen wir jetzt«, fuhr Berleand fort, » dass Ricks kleine Tochter am Tatort war und verletzt wurde. Was glauben Sie, wo sie jetzt sein könnte?«
*
Wir beschlossen, zu Fuß zurück ins Hotel zu gehen.
Wir überquerten die Pont Neuf. Das Wasser war schmutziggrün. Glockengeläut tönte von der Kirche herüber. Die Leute blieben mitten auf der Brücke stehen und machten Fotos. Ein Mann bat mich, eins von ihm und einer Frau, die vermutlich seine Freundin war, zu machen. Sie kuschelten sich eng aneinander, ich zählte bis drei und machte das Foto, dann baten sie mich, noch ein weiteres Foto zu machen, ich zählte noch einmal bis drei, sie bedankten sich und gingen weiter.
Terese hatte kein Wort gesagt.
» Hast du Hunger?«, fragte ich.
» Wir müssen miteinander reden.«
»
Weitere Kostenlose Bücher