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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Bart, der kratzte, wenn wir uns küssten…«
    Ihre Stimme erstarb.
    » Ich kann noch immer nicht glauben, dass er tot ist. Das mag kitschig klingen, aber Rick war ein besonderer Mensch. Er war wirklich freundlich. Er glaubte an Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Und diesen Menschen hat irgendjemand ermordet. Irgendjemand hat seinem Leben absichtlich ein Ende gesetzt.«
    Ich sagte nichts.
    » Ich versuche wohl gerade, Zeit zu schinden.«
    » Es hat keine Eile.«
    » Doch, hat es. Ich muss das hinter mich bringen. Wenn ich noch langsamer mache, breche ich irgendwann ganz ab, und dann kriegst du das nie aus mir heraus. Berleand weiß wahrscheinlich längst, was passiert ist. Sonst hätte er mich wohl kaum laufen lassen. Also erzähl ich dir die Kurzfassung. Wir beide, Rick und ich, haben unsere Abschlüsse gemacht, geheiratet und sind Reporter geworden. Irgendwann sind wir bei CNN gelandet, ich vor der Kamera, Rick dahinter. Das hatte ich dir schon erzählt. Wir wollten eine Familie gründen. Ich zumindest. Rick war sich wohl nicht ganz so sicher– oder vielleicht hat er einfach geahnt, was dann kam.«
    Terese trat ans Fenster, schob den Vorhang ein wenig zur Seite und sah hinaus. Ich trat ein paar Zentimeter näher an sie heran. Ich weiß nicht warum. Ich konnte einfach nicht anders.
    » Wir hatten Fruchtbarkeitsprobleme. Ich hab dann gehört, dass das gar nicht so ungewöhnlich sein soll. Kommt bei vielen Paaren vor. Aber wenn man da mittendrin steckt, scheint praktisch jede Frau, der man begegnet, schwanger zu sein. Außerdem bekam dieses Problem im Lauf der Zeit für mich eine immer größere Bedeutung. Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass jede Frau, die ich traf, Mutter war und dass jede Mutter ein glückliches und zufriedenes Leben führte, in dem sich die Dinge fast wie von selbst ineinanderfügten. Also fing ich an, meinen Freundinnen aus dem Weg zu gehen. Unsere Ehe litt massiv darunter. Beim Sex ging es plötzlich nur noch um Fortpflanzung. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Ich weiß noch, dass ich damals eine Sendung über unverheiratete Mütter in Harlem gemacht habe, diese sechzehnjährigen Mädchen, die einfach so schwanger werden, und ich habe angefangen, sie alle zu hassen, weil das doch wirklich eine Ungerechtigkeit kosmischen Ausmaßes war.«
    Sie wandte mir den Rücken zu. Ich setzte mich auf die Bettkante. Ich wollte ihr Gesicht sehen oder wenigstens einen Teil davon. Von meinem neuen Vorposten aus sah ich eine schmale Sichel, die ungefähr einem Viertelmond entsprach.
    » Ich schinde immer noch Zeit«, sagte sie.
    » Kein Problem.«
    » Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht muss ich das so erzählen.«
    » Okay.«
    » Wir waren bei Unmengen von Ärzten. Wir haben alles versucht. Es war ziemlich furchtbar. Ich bekam Menotropin, Hormone und Gott weiß was. Es hat drei Jahre gedauert, aber schließlich bin ich doch schwanger geworden– alle haben das als medizinisches Wunder bezeichnet. Am Anfang hatte ich Angst, mich überhaupt irgendwie zu bewegen. Bei jedem Schmerz, jedem Stechen, dachte ich, ich würde eine Fehlgeburt erleiden. Aber nach einer Weile fand ich es toll, schwanger zu sein. Klingt das nicht absolut antifeministisch? Ich konnte die Frauen nicht ausstehen, die nicht aufhörten über ihre ach so wunderbare Schwangerschaft zu erzählen, und dann war ich plötzlich eine von den Allerschlimmsten. Ich habe sogar die Stimmungsschwankungen geliebt und stand die ganze Zeit unter Strom. Mit Übelkeit hatte ich keine Probleme. Und ich wusste, dass ich nicht noch einmal schwanger werden konnte– es war das einzige Wunder, das mir vergönnt war –, also genoss ich es in vollen Zügen. Die Zeit raste nur so dahin, und bevor ich wusste, wie mir geschah, brachte ich eine drei Kilo und zweihundert Gramm schwere Tochter zur Welt. Wir haben sie Miriam genannt, nach meiner verstorbenen Mutter.«
    Ein kalter Luftzug senkte sich auf mein Herz herab. Ich ahnte schon, wie die Geschichte enden würde.
    » Sie wäre jetzt siebzehn«, sagte Terese mit hohler Stimme.
    Es gibt Augenblicke im Leben, in denen man spürt, wie alles in einem erstarrt, hart und spröde wird. Wir verharrten einfach, wo wir waren– Terese, ich und sonst niemand.
    » Ich glaube, in den letzten zehn Jahren ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht überlegt habe, was sie jetzt gemacht und wie sie gewesen wäre. Siebzehn. Kurz vor dem Ende der Highschool. Und sie hätte endlich die rebellischen Teenager-Jahre hinter sich. Die

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