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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Okay.«
    Darauf eilte sie, ohne stehen zu bleiben, schnellen Schrittes weiter über die Pont Neuf, in die Rue Dauphine und durch die Lobby des Hotels. Die Concierge hinter dem Tresen begrüßte uns mit einem sehr freundlichen » Da sind Sie ja wieder!«, aber Terese rauschte mit einem knappen Lächeln an ihr vorbei.
    Nachdem die Fahrstuhltür sich hinter uns geschlossen hatte, drehte sie sich zu mir um und sagte: » Du wolltest mein Geheimnis wissen– warum ich auf die Insel gekommen und all die Jahre auf der Flucht war.«
    » Wenn du es mir erzählen willst«, sagte ich auf eine Art, die selbst in meinen eigenen Ohren gönnerhaft und herablassend klang. » Wenn ich dir da irgendwie helfen kann.«
    » Kannst du nicht. Aber wissen musst du es trotzdem.«
    Im dritten Stock stiegen wir aus. Sie öffnete die Zimmertür, ließ mir den Vortritt, folgte mir und zog die Tür hinter sich zu. Es war ein mittelgroßes Zimmer, für amerikanische Verhältnisse eher klein, von dem eine Wendeltreppe nach oben führte, wo sich vermutlich das Loft befand. Es sah genauso aus, wie es aussehen sollte– erinnerte an eine Pariser Wohnung aus dem sechzehnten Jahrhundert, die allerdings mit Flachbild-Fernseher und DVD-Player ausgestattet war.
    Terese ging zum Fenster, um so die größtmögliche Entfernung zwischen uns zu bringen.
    » Ich werde dir etwas erzählen, okay? Aber vorher musst du mir etwas versprechen.«
    » Was?«
    » Versprich mir, dass du mich nicht trösten wirst«, sagte sie.
    » Das versteh ich nicht.«
    » Ich kenne dich. Wenn du diese Geschichte gehört hast, wirst du mir die Hand reichen wollen. Du wirst mich festhalten oder in den Arm nehmen oder das Richtige sagen wollen, weil das so deine Art ist. Tu das nicht. Ganz egal, was du tust, es wird das Falsche sein.«
    » Okay«, sagte ich.
    » Versprich es.«
    » Ich verspreche es.«
    Sie verkroch sich noch weiter in die Ecke. Wieso hinterher? Ich wollte sie jetzt schon in den Arm nehmen.
    » Du musst mir das nicht erzählen«, sagte ich.
    » Doch, das muss ich. Ich weiß nur noch nicht, wie ich anfangen soll.«
    Ich sagte nichts.
    » Ich habe Rick in meinem ersten Jahr auf der Wesleyan University kennengelernt. Ich war aus Shady Hills in Indiana gekommen und erfüllte sämtliche Klischees– ich war einfach zuckersüß, die Königin des Abtanzballs, war mit dem Quarterback der Football-Mannschaft ausgegangen und würde aller Wahrscheinlichkeit nach eine erfolgreiche Karriere beginnen. Ich war eins von diesen nervigen, niedlichen Mädchen, die immer viel zu viel lernten und trotzdem Angst hatten, dass sie durchfielen, dann aber als Erste in der Klausur den Prüfungsbogen abgaben und anfingen, die Seiten in ihrem Hefter mit Verstärkungsringen zu versehen. Erinnerst du dich noch an die runden Dinger mit Loch, die wie kleine Polo-Pfefferminzbonbons aussahen?«
    Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. » Natürlich.«
    » Außerdem gehörte ich zu den hübschen und niedlichen Mädchen, die von allen verlangten, dass sie auch unter die Oberfläche blickten und mein Innerstes erforschten, damit sie sahen, dass ich mehr zu bieten hatte als nur mein Aussehen– wobei es natürlich nur einen Grund dafür gab, dass irgendjemand mein Innerstes erforschen wollte, nämlich mein Aussehen. Du weißt doch, was ich meine, oder?«
    Ich wusste es. Manche Leute mochten das unbescheiden finden. Das war es absolut nicht. Es war ehrlich. Genau wie Paris wusste Terese, dass sie schön war, und sie versuchte auch nicht, so zu tun, als ob sie das nicht wüsste.
    » Also habe ich meine blonden Haare schwarz gefärbt, damit ich klüger aussah, und bin auf diese kleine geisteswissenschaftlich orientierte Uni im Nordosten gegangen. Als ich ankam, war mein Keuschheitsgürtel fest verschlossen, wie bei so vielen anderen Mädchen damals, und den Schlüssel dafür hatte der Quarterback von der Highschool. Wir wussten, dass die Chancen schlecht standen, aber wir beide würden die große Ausnahme sein– wir würden eine dauerhafte Fernbeziehung führen.«
    Ich erinnerte mich an solche Mädchen aus meiner Zeit auf der Duke.
    » Was meinst du, wie lange das gut gegangen ist?«, fragte sie.
    » Zwei Monate?«
    » Ich glaube, es war nur einer. Dann hab ich Rick kennengelernt. Er war ein absoluter Wirbelwind. Unglaublich clever und urkomisch und auf eine Art sexy, die ich nie zuvor erlebt hatte. Er war der Campus-Radikale mit allem Drum und Dran: lockigen Haaren, durchdringenden blauen Augen und einem

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