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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Schüsse. Ich lief um die Ecke und rannte weiter. Jetzt war ich wieder auf der Rue Dauphine. Es waren nur hundert Meter bis zum Hotel.
    Aber was brachte mir das?
    Ich riskierte einen Blick nach hinten. Der Minivan hatte gewendet und schoss gerade um die Ecke. Ich suchte nach einer Straße oder Gasse, in die ich abbiegen konnte.
    Nichts. Oder vielleicht…?
    Auf der anderen Straßenseite ging eine kleine Straße ab. Ich überlegte, ob ich dort rüberlaufen sollte, wäre dann aber beim Überqueren noch ungeschützter gewesen. Der Minivan raste auf mich zu. Der Lauf einer Waffe ragte aus dem Fenster.
    Ich brauchte Deckung.
    Meine Beine stampften. Ich hielt den Kopf gesenkt, als ob das helfen würde und mich tatsächlich zu einem kleineren Ziel machte. Die Straße war ziemlich voll. Ein paar Passanten erkannten, was los war, und versuchten, mir auszuweichen. In ein paar andere rannte ich hinein, worauf sie zu Boden gingen.
    » Runter!«, schrie ich immer wieder, weil ich irgendetwas schreien musste.
    Wieder ein Feuerstoß. Ich spürte, wie eine Kugel mir über den Kopf strich und der Luftzug in meinen Haaren kitzelte.
    Dann hörte ich Sirenen.
    Es waren wieder diese schrecklichen französischen Sirenen, die schrille, kurze Tonfolge. Ich hätte nie erwartet, dass mich dieses Geräusch jemals so erfreuen würde.
    Der Minivan blieb stehen. Ich sprang zur Seite und drückte mich flach an eine Wand. Der Van bremste, beschleunigte rückwärts und schoss auf die Ecke zu. Ich hatte eine Pistole in der Hand und überlegte, ob ich schießen sollte. Der Minivan war jedoch ziemlich weit weg, außerdem standen da überall Leute herum. Ich war schon leichtsinnig genug gewesen.
    Der Gedanke, dass sie davonkommen könnten, gefiel mir absolut nicht, aber ich wollte die Straße auch nicht mit weiteren Schüssen malträtieren.
    Die Hintertür des Minivans glitt auf. Ein Mann sprang heraus. Narbenschädel war wieder auf den Beinen. Sein Gesicht war blutverschmiert, und ich fragte mich, ob ich ihm die Nase gebrochen hatte. Zwei Tage, zwei gebrochene Nasen. Auch ein netter Job, man musste nur noch jemanden finden, der einen dafür bezahlte.
    Narbenschädel brauchte Hilfe. Er sah die Straße entlang in meine Richtung, aber wahrscheinlich war ich zu weit weg, so dass er mich nicht erkannte. Ich widerstand der Versuchung zu winken. Dann hörte ich wieder die Sirenen. Sie kamen näher. Ich drehte mich um und sah zwei Polizeiwagen auf mich zukommen.
    Die Cops sprangen heraus und richteten ihre Waffen auf mich. Im ersten Moment war ich überrascht, wollte erklären, dass ich hier der Gute war, aber dann begriff ich. Ich hielt eine Pistole in der Hand. Ich hatte auf jemanden geschossen.
    Die Cops schrien etwas, wahrscheinlich befahlen sie mir, mich nicht zu bewegen und langsam die Hände zu heben, und genau das tat ich. Ich legte die Pistole aufs Pflaster und ging langsam in die Knie. Die Cops rannten auf mich zu.
    Ich drehte mich zum Minivan um. Ich wollte darauf deuten und den Cops sagen, dass sie ihn verfolgen sollten, aber ich wusste, wie eine hastige Bewegung auf sie wirken musste. Die Polizisten schrien mich im Befehlston an, da ich aber kein Wort verstand, rührte ich mich absolut nicht.
    Und dann sah ich noch etwas, worauf ich doch wieder nach der Pistole greifen wollte.
    Die Tür des Minivans stand offen. Narbenschädel rollte sich hinein. Der andere Mann sprang hinterher und schloss die Tür, als der Wagen schon losfuhr. Der Winkel veränderte sich, und für eine Sekunde– eigentlich war es noch weniger, vielleicht eine halbe Sekunde– konnte ich hinten in den Laderaum hineinblicken.
    Der Van war ein ganzes Stück weg, wahrscheinlich so sechzig, siebzig Meter, also hatte ich mich vielleicht vertan. Vielleicht hatte ich gar nicht das gesehen, was ich gesehen zu haben glaubte.
    Panik erfasste mich. Ich konnte nichts dagegen tun– ich war so verzweifelt, dass ich wieder aufsprang. Ich wollte mir die Pistole schnappen und die Reifen zerschießen. Aber die Cops waren direkt bei mir. Ich weiß nicht wie viele– vielleicht fünf oder sechs– stürzten sich sofort auf mich und drückten mich wieder aufs Pflaster.
    Ich wehrte mich und spürte, wie sich etwas Hartes in meine Niere drückte– wahrscheinlich der Knauf eines Schlagstocks. Ich hörte nicht auf zu kämpfen.
    » Der grüne Van!«, rief ich.
    Es waren zu viele. Sie drehten mir die Arme hinter den Rücken.
    » Bitte…«, ich hörte die fast wahnsinnige Angst in meiner Stimme,

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