Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
Stadtführer nehmen, wenn Sie das nächste Mal herkommen. Leider versuchen viele Touristen, Paris auf eigene Faust zu erkunden, und geraten dann in Schwierigkeiten.«
Berleand.
» Ich hab hinten im Van ein blondes Mädchen gesehen«, sagte ich.
» Hab ich schon gehört.«
» Und ich habe Terese allein im Hotel zurückgelassen«, sagte ich.
» Sie ist fünf Minuten nach Ihnen gegangen.«
Ich stand hinter der Glastür und wartete darauf, dass er sie aufschloss. Das tat er nicht. Ich dachte über das nach, was er gerade gesagt hatte. » Werden wir beschattet?«
» Ich habe nicht genug Leute, um Sie beide beschatten zu lassen«, sagte er. » Aber jetzt sagen Sie doch mal, was halten Sie eigentlich von der Geschichte mit dem Autounfall?«
» Wie…?« Jetzt begriff ich. » Sie hören unser Zimmer ab?«
Berleand nickte. » Die lässt Sie aber nicht so richtig ran, was?«
» Sehr witzig.«
» Oder erbärmlich«, entgegnete er. » Also, was halten Sie von ihrer Geschichte?«
» Was soll ich davon halten? Das ist einfach furchtbar.«
» Und Sie glauben ihr?«
» Natürlich. Wer würde sich denn so etwas ausdenken?«
Sein Gesicht verfinsterte sich.
» Wollen Sie mir erzählen, dass das nicht stimmt?«
» Nein, das scheint alles seine Richtigkeit zu haben. Miriam Collins ist im Alter von sieben Jahren bei einem Unfall auf der A-40 in London gestorben. Terese wurde schwer verletzt. Aber ich lasse mir trotzdem eine Kopie der Akte schicken, um mir das nochmal anzugucken.«
» Wieso? Das ist zehn Jahre her. Das hat doch nichts mit dem zu tun, was da eben passiert ist.«
Er antwortete nicht und schob nur die Brille hoch. In der Plexiglaszelle kam ich mir ein bisschen vor wie in einem Schaufenster.
» Ich nehme mal an, dass Ihre Kollegen von der Spurensicherung Ihnen erzählt haben, was da los war«, sagte ich.
» Ja.«
» Sie müssen den grünen Minivan suchen.«
» Den haben wir schon.«
Ich trat näher an die Plexiglastür heran.
» Ein Mietwagen«, sagte Berleand. » Sie haben ihn am Flughafen Charles de Gaulle abgestellt.«
» Wurde beim Mieten eine Kreditkarte verwendet?«
» Ja, allerdings unter falschem Namen.«
» Dann müssen Sie alle abgehenden Flüge stoppen.«
» Vom wichtigsten Flugplatz des Landes?« Berleand runzelte die Stirn. » Haben Sie noch ein paar Tipps zur Verbrechensbekämpfung für mich?«
» Ich wollte nur sagen…«
» Das war vor zwei Stunden. Wenn die wirklich wegwollten, sind sie längst über alle Berge.«
Ein anderer Polizist kam herein, reichte Berleand einen Zettel und ging wieder. Berleand studierte ihn eingehend.
» Was ist das?«, fragte ich.
» Die Speisekarte. Wir wollen ein neues Restaurant mit Lieferservice ausprobieren.«
Ich ignorierte Berleands lahmen Witz. » Sie wissen, dass das kein Zufall ist«, sagte ich. » Ich habe hinten in diesem Minivan ein blondes Mädchen gesehen.«
Er betrachtete immer noch den Zettel. » Sie hatten es bereits erwähnt, ja.«
» Das könnte Collins’ Tochter gewesen sein.«
» Wohl kaum«, sagte Berleand.
Ich wartete.
» Wir haben seine Frau erreicht«, sagte Berleand. » Karen Tower. Ihr geht’s gut. Sie wusste nicht einmal, dass ihr Mann in Paris war.«
» Und wo hätte er ihrer Meinung nach sein sollen?«
» Ich kenne noch nicht alle Details. Die beiden leben zusammen in London. Scotland Yard hat die schlechte Nachricht überbracht. Offensichtlich gab es in der Ehe ein paar Probleme.«
» Und was ist mit der Tochter?«
» Tja, genau da wird’s interessant«, sagte Berleand. » Die beiden haben keine Tochter. Sie haben einen vier Jahre altenSohn. Er sitzt sicher und behütet zu Hause bei seiner Mutter.«
Ich versuchte, das zu verarbeiten. » Aber der DNA-Test hat doch eindeutig gezeigt, dass das Blut von Rick Collins’ Tochter stammt«, warf ich ein.
» Stimmt.«
» Zweifelsfrei?«
» Zweifelsfrei.«
» Und das lange, blonde Haar stammte von der gleichen Person wie das Blut?«
» Ja.«
» Also hat Rick Collins eine Tochter mit langen, blonden Haaren«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm. Ich hatte unverzüglich ein Alternativszenario parat– vielleicht weil ich gerade in Frankreich war, angeblich das Land der Geliebten und Mätressen. Hatte nicht selbst der ehemalige Präsident ganz offen eine gehabt?
» Eine zweite Familie«, sagte ich.
So etwas gab es natürlich nicht nur in Frankreich. Da war zum Beispiel dieser New Yorker Politiker, der betrunken auf dem Weg zu seiner Zweitfamilie am Steuer
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