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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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lebendigschießen«, sagte ich. Dann: » Ach, vergessen Sie’s.«
    » Sehen Sie den grünen Wagen an der Ecke?«
    Ich sah ihn– gleich hinter dem Mann mit der Sonnenbrille, der versuchte, uns nicht anzusehen. Er sah aus wie ein Minivan oder so etwas. Vorne saßen zwei Männer. Ich merkte mir das Kennzeichen und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte.
    » Ja, den sehe ich.«
    » Wenn ich Sie nicht erschießen soll, dann tun Sie genau das, was ich Ihnen sage. Wir beide stehen gleich ganz langsam auf, gehen da rüber, und dann steigen Sie hinten in das Fahrzeug. Sie werden sich ganz ruhig verhalten…«
    Und in diesem Augenblick knallte ich ihm den Tisch ins Gesicht.
    Schon in dem Moment, als er sich neben mich setzte, hatte ich angefangen zu überlegen, was ich tun konnte. Inzwischen wusste ich: Es handelte sich um eine Entführung. Wenn ich in das Fahrzeug stieg, würden sie mich fertigmachen. Wahrscheinlich haben Sie auch schon gehört, dass die ersten 48 Stunden, nachdem jemand vermisst wird, die wichtigsten sind. Eins wird dabei nicht erwähnt– wahrscheinlich weil es so offensichtlich ist–, nämlich dass das Auffinden des Opfers von Sekunde zu Sekunde schwieriger und damit unwahrscheinlicher wird.
    Hier war es genauso. Wenn ich erst einmal in dem Wagen war, fiel die Wahrscheinlichkeit, dass man mich fand, mit einem Schlag ins Bodenlose. Sobald ich auch nur aufstand und auf den Wagen zuging, sanken meine Chancen. Andererseits rechnete er bestimmt nicht mit einer so frühen Reaktion. Er würde davon ausgehen, dass ich mir erst einmal anhörte, was er von mir wollte. Im Moment war ich noch keine Bedrohung. Er konzentrierte sich noch ganz darauf, seine mehr oder weniger auswendig gelernte Rede zu halten.
    Also nutzte ich das Überraschungsmoment.
    Außerdem hatte er gerade für einen Moment zur Seite geblickt, um sich zu vergewissern, dass der Wagen noch da stand. Mehr brauchte ich nicht. Ich hatte die Hände noch am Tisch. Ich spannte die Beinmuskeln. Dann schnellte ich wie beim Training aus der Hocke hoch.
    Der Tisch traf ihn mitten im Gesicht. Gleichzeitig wich ich zur Seite aus, falls es ihm doch noch gelang abzudrücken.
    Keine Chance.
    Ich setzte die Bewegung fort und sprang zur Seite. Wenn ich es nur mit Narbenschädel zu tun gehabt hätte, wäre mein nächster Schritt klar gewesen– ich hätte ihn außer Gefecht gesetzt. Ganz egal, ob ich ihn nur kampfunfähig gemacht, verletzt oder gar verstümmelt hätte. Aber er hatte noch mindestens drei weitere Männer zu seiner Unterstützung dabei. Ich hoffte zwar, dass sie abhauen würden, aber darauf konnte ich mich nicht verlassen.
    Und es war gut, dass ich das nicht tat. Sie hauten nämlich nicht ab.
    Ich suchte seine Pistole. Wie erwartet hatte er sie fallen lassen, als ihn der Tisch im Gesicht traf. Ich warf mich auf meinen Gegner. Der Tisch lag immer noch auf seinem Gesicht. Sein Hinterkopf schlug dumpf aufs Pflaster.
    Dann hechtete ich auf die Pistole zu.
    Die Leute schrien und spritzten auseinander. Ich rollte in Richtung Pistole ab, ergriff sie und rollte weiter. Dann erhob ich mich auf ein Knie und zielte auf den Typen mit der Sonnenbrille, der an der Ecke gewartet hatte.
    Er hatte auch eine Pistole gezogen.
    » Keine Bewegung!«, rief ich.
    Er richtete die Pistole auf mich. Ich zögerte keinen Moment. Ich schoss ihm in die Brust.
    Sofort nach dem Schuss rollte ich weiter in Richtung der Hauswand. Der grüne Minivan raste auf mich zu. Wieder ertönten Schüsse. Dieses Mal allerdings nicht aus einer Pistole.
    Maschinengewehrfeuer beharkte die Wand.
    Weitere Schreie.
    O Mann, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich hatte nur an mich gedacht. Aber hier waren Passanten– und ich hatte es mit vollkommen Durchgeknallten zu tun, die offenbar kein Problem damit hatten, ein paar oder fast alle Zuschauer zu verletzen.
    Narbenschädel, der den Tisch abgekriegt hatte, rührte sich. Sonnenbrille lag immer noch am Boden. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich hörte meinen eigenen Atem.
    Musste hier weg.
    » Unten bleiben«, rief ich den Leuten zu, an denen ich vorbeikam, und weil man selbst in solchen Situationen irgendwelche komischen Sachen denkt, überlegte ich, wie man das auf Französisch sagte oder ob sie das für sich übersetzen konnten oder, na ja, ob das Maschinengewehrfeuer ihnen vielleicht den entscheidenden Hinweis gab.
    Geduckt rannte ich dem Minivan entgegen, also dahin, wo er gestanden hatte. Ich hörte Reifen quietschen. Weitere

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