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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Nase, blaue Augen und dunkelblonde Haare, die irgendetwas zwischen gewellt und unordentlich waren. Männer können nicht anders– wenn sie einen Ex sehen, vergleichen sie sich mit ihm. Ich hatte schon damit angefangen, zwang mich dann aber aufzuhören. Ich legte die Bilder zurück und suchte weiter. Andere Fotos fand ich nicht. Keine blonde Tochter, die er jahrelang versteckt gehalten hatte. Keine alten Fotos von Terese.
    Ich drehte mich um und sah den Laptop auf dem farblich passenden Sideboard.
    » Was meinst du, wie viel Zeit wir noch haben?«, fragte ich.
    » Ich geh zur Tür und halte Wache.«
    Ich schaltete das MacBook an. Nach ein paar Sekunden war es bereit. Ich klickte unten auf das iCal-Symbol. Sein Journal erschien. Im letzten Monat war nichts. Rechts war nur eine To-do-Notiz. Sie lautete:
    OPAL
HHK
4714
    Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete, die Notiz war mit hoher Priorität gekennzeichnet.
    » Was ist?«
    Ich las ihr die Zahlen und Buchstaben vor und fragte sie, ob sie irgendeine Vorstellung hatte, was das bedeuten könnte. Hatte sie nicht. Wir standen immer noch unter Zeitdruck. Ich überlegte, ob ich den Inhalt der iCal-Datei an Esperanza mailen sollte, wollte das aber erst nicht, weil es jemand merken könnte. Andererseits war das inzwischen eigentlich auch egal. Natürlich hatte Win ein paar anonyme E-Mail-Adressen. Ich kopierte den Terminplaner und das Adressbuch und mailte sie ihm. Dann ging ich in den Gesendet-Ordner und löschte die Einträge meiner Tätigkeiten, damit es niemand merkte.
    Was bin ich doch für ein cleveres Bürschchen.
    Hier saß ich also und wühlte in den Unterlagen eines Mannes herum, der vor kurzem ermordet worden war, während sein Sohn und seine Frau im Nebenzimmer trauerten. Wahrlich heldenhaft. Vielleicht sollte ich der guten, alten Casey auf dem Weg nach draußen noch einen Tritt versetzen.
    » Wer ist dieser Mario, von dem ihr gesprochen habt?«, fragte ich Terese.
    » Mario Contuzzi«, sagte Terese. » Er war Ricks bester Freund und sein Co-Produzent. Die beiden haben immer zusammengearbeitet.«
    Ich schlug seinen Namen im Adressbuch nach. Bingo. Ich tippte seine Privat- und Geschäftsnummer in mein Handy ein.
    Noch so eine unglaublich clevere Idee.
    » Weißt du, wo die Wilsham Street ist?«, fragte ich.
    » Gleich um die Ecke. Da kann man zu Fuß hingehen. Wohnt Mario immer noch da?«
    Ich nickte und wählte Marios Privatnummer. Ein Mann mit amerikanischem Akzent meldete sich: » Hallo?« Ich legte auf.
    » Er ist zu Hause«, sagte ich.
    Ich hoffe, die Amateurdetektive unter Ihnen machen sich ein paar Notizen.
    » Dann sollten wir zu ihm rübergehen.«
    Ich öffnete noch iPhoto. Es waren viele Fotos drin, aber nichts, was mir sofort ins Auge sprang. Die Fotos konnte ich nicht alle per E-Mail versenden. Das hätte ewig gedauert. Die Fotos wirkten alle ganz normal, in diesem Falle also ergreifend. Eine glückliche Karen stand neben ihrem Mann. Auch Rick sah glücklich aus. Mit strahlenden Gesichtern hielten sie ihren Sohn in den Armen. In iPhoto kann man den Mauszeiger über ein Ereignis halten, worauf die zugehörigen Bilder in einer Art schnellen Diashow über den Monitor fliegen. Ich sah mir so das Ereignis Matthews Geburt! an, dann Erster Geburtstag und noch ein paar andere. Wieder war alles ergreifend normal.
    Ich stoppte bei einem recht neuen Foto mit der Überschrift Dad’s Fussball-Finale . Rick und Matthew in zueinander passenden Manchester-United-Trikots. Der breit lächelnde Rick drückte seinen Sohn an seine Seite. Er war schweißnass. Man konnte fast hören, dass er vollkommen außer Atem und völlig begeistert war. Der vierjährige Matthew schmiegte sich an ihn. Er trug ein Torwart-Outfit– mit übergroßen Handschuhen und dunklen Streifen unter den Augen– und versuchte, ernst zu gucken, und ich dachte mir, dass dieses Kind jetzt ohne seinen lächelnden Vater aufwachsen musste, und dann kam mir Jack in den Sinn, noch so ein Junge, der ohne seinen Vater aufwuchs– und ich dachte an meinen eigenen Vater, und wie sehr ich ihn geliebt und gebraucht hatte– und immer noch liebte und brauchte. Dann schloss ich die Datei.
    Wir verließen das Haus, ohne uns zu verabschieden. Auf dem Weg hielt ich Ausschau nach dem kleinen Matthew, der zusammengesunken in einem Sessel in der Ecke saß. Er trug einen dunklen Anzug.
    Vierjährige Jungs gehören nicht in dunkle Anzüge. Vierjährige Jungs gehören in Torhüter-Trikots neben ihre Väter.
    *
    Ohne vorher

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