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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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zu fragen, wer da war, öffnete Mario Contuzzi die Tür. Er war dünn und drahtig und erinnerte mich an einen Weimaraner-Jagdhund. Er stieß mit seinem schmalen Gesicht auf Terese hinab.
    » Du hast vielleicht Nerven.«
    » Schön, dich zu sehen, Mario.«
    » Ich hab grad einen Anruf von einem Freund von Karen gekriegt. Er sagt, du wärst unangekündigt vorbeigekommen. Stimmt das?«
    » Ja.«
    » Was hast du dir dabei gedacht?« Marios Kopf zuckte in meine Richtung. » Und wieso musstest du dann auch noch ausgerechnet diesen Idioten mitbringen?«
    » Kennen wir uns?«, fragte ich.
    Mario trug eine jener Schildpattbrillen, die ich immer ein bisschen penetrant fand. Er hatte eine Anzughose an und war dabei, sein weißes Hemd zuzuknöpfen. » Ich habe keine Zeit für solchen Scheiß. Bitte geh einfach wieder.«
    » Wir müssen uns unterhalten«, sagte Terese.
    » Zu spät.«
    » Was soll denn das jetzt heißen?«
    Er breitete die Arme aus. » Du bist abgehauen, Terese, erinnerst du dich? Du magst deine Gründe gehabt haben. Das ist okay. Es war deine Entscheidung. Aber du warst weg, und jetzt, wo Rick tot ist, möchtest du einfach mal ein bisschen plaudern? Vergiss es. Ich hab dir nichts zu sagen.«
    » Das ist lange her«, sagte sie.
    » Genau meine Rede. Rick hat darauf gewartet, dass du zurückkommst. Wusstest du das? Zwei Jahre lang hat er gewartet. Du warst verstört und deprimiert– das haben wir alle mitgekriegt– es hat dich aber nicht davon abgehalten, mit Mr. Basketball hier zu bumsen.«
    Er deutete mit dem Daumen auf mich. Ich war Mr. Basketball hier.
    » Das wusste Rick?«, fragte Terese.
    » Natürlich. Wir dachten, du wärst verzweifelt und vielleicht auch verletzt. Wir haben dich im Auge behalten. Rick hat wohl auch gehofft, dass du wieder zurückkommst. Stattdessen bist du auf irgendeine kleine Insel verschwunden und hast da deine kleine Privatorgie mit dem Korbkopp hier veranstaltet.«
    Wieder deutete er mit dem Daumen auf mich. Jetzt war ich Korbkopp.
    Terese sagte: » Ihr habt mich beschatten lassen?«
    » Wir haben dich im Auge behalten, ja.«
    » Wie lange?«
    Er antwortete nicht. Plötzlich musste er seinen Ärmel herunterkrempeln.
    » Wie lange, Mario?«
    » Wir wussten immer, wo du warst. Irgendwann haben wir aber aufgehört, darüber zu sprechen. Außerdem bist du die letzten sechs Jahre in diesem Flüchtlingszentrum gewesen, es war also nicht so, dass wir die ganze Zeit jemanden auf dich angesetzt hatten. Aber wir wussten, wo du bist. Deshalb bin ich ziemlich überrascht, dich hier mit Bozo, dem Super-Sportsfreund zu sehen. Wir dachten, du hättest diesen Klotzkopf schon vor Jahren abgesägt.«
    Wieder wedelte er mir mit dem Daumen vor dem Gesicht herum.
    » Mario?«, sagte ich.
    Er sah mich an.
    » Wenn Sie noch einmal mit dem Daumen auf mich zeigen, schieb ich Ihnen den in den Darm.«
    » Androhung körperlicher Gewalt vom Schulhof-Rowdy«, sagte er, während ein Grinsen sein schmales Gesicht teilte. » Da komm ich mir ja fast vor wie früher in der Highschool.«
    Ich war drauf und dran, Streit mit ihm anzufangen, fing mich dann aber, als mir klar wurde, dass uns das nicht weiterbringen würde. » Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen«, sagte ich.
    » Und die soll ich dann wohl beantworten? Sie kapieren es einfach nicht, oder? Die Frau hier war mit meinem besten Freund verheiratet, und dann hat sie sich mit Ihnen auf irgendeine einsame Insel verzogen. Wissen Sie, wie er sich da gefühlt hat?«
    » Schlecht?«, sagte ich.
    Er sah mich an. Dann wandte er sich wieder an Terese. » Pass auf, ich will hier nicht den wilden Affen spielen, aber du gehörst nicht hierher. Rick und Karen hatten sich da was Gutes aufgebaut. Du hast das schon vor langer Zeit aufgegeben.«
    Ich sah Terese an. Sie bemühte sich sehr, nicht zu platzen.
    » Hat er mir die Schuld gegeben?«, fragte sie.
    » Woran?«
    Sie sagte nichts.
    Marios Schultern sanken herab, und auch sein Zorn verrauchte allmählich. Er sprach leiser. » Nein, Terese. Er hat dir nie die Schuld gegeben. An gar nichts, okay? Ich schon– daran, dass du ihn verlassen hast. Und ja, das geht mich nichts an. Aber er hat dir nie irgendwelche Schuld gegeben. Keine Sekunde lang.«
    Sie sagte nichts.
    » Ich muss mich fertig machen«, sagte Mario. » Ich helfe Karen bei den Arrangements. Arrangements, wie bei einem Chorstück. Was für ein blödes Wort.«
    Terese wirkte immer noch etwas benommen, also übernahm ich. » Haben Sie irgendeine Idee,

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