Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
aufbewahrt?«
Er breitete die Arme aus. » Genau hier, in einer geschützten, sicheren Umgebung. Wir haben einen eigenen Wachdienst, Hilfsgeneratoren für Stromausfälle und einen Tresor. Genau wie jede normale Bank. Die Alternative, die wir hier am häufigsten anbieten– und die ich Ihnen auch sehr ans Herz legen würde–, nennen wir Family-Banking. Kurz gesagt: Sie lagern die Stammzellen Ihres Babys ein, sie bleiben aber Ihr Eigentum, über das Sie die volle Verfügungsgewalt haben. Ihr Baby braucht sie. Ein Geschwisterkind. Vielleicht sogar einer von Ihnen, ein Onkel oder eine Tante. Das liegt ganz in Ihrem Ermessen.«
» Woher wissen Sie, dass das Nabelschnurblut passt?«
» Es gibt keine Garantien. Das müssen Sie wissen. Aber bei der engen Verwandtschaft besteht natürlich eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, dass es passt. Außerdem– also, wie es aussieht, sind Sie ein Paar mit gemischter Herkunft. Da ist es oft schwer, einen passenden Spender zu finden, für Sie könnte es also noch wichtiger sein als bei anderen Paaren. Ach, und ich möchte auch noch einmal ganz deutlich darauf hinweisen, dass die Stammzellen, über die wir gerade sprechen, aus dem Nabelschnurblut gewonnen werden– sie haben nichts mit den embryonalen Stammzellen zu tun, über die es ja die großen Kontroversen gibt, von denen die Medien auch immer wieder berichten.«
» Sie lagern hier keine Embryonen ein?«
» O doch, das tun wir, aber das verläuft vollkommen getrennt von dem, wofür Sie sich interessieren. Da geht es um Unfruchtbarkeit und Ähnliches. Für die Forschung und Einlagerung von Nabelschnurblut-Stammzellen wird keinem Embryo Schaden zugefügt. Das wollte ich nur noch einmal ganz deutlich sagen.«
Er lächelte breit.
» Sind Sie Arzt?«, fragte ich.
Das Lächeln nahm ein ganz klein wenig ab. » Nein, aber wir haben hier fünf Ärzte im Team.«
» Was für Ärzte?«
» CryoHope hat Spitzenkräfte aus allen Bereichen.« Er reichte mir eine Broschüre und deutete auf die Liste mit den fünf Ärzten. » Wir haben einen Genetiker, der sich mit Erbkrankheiten beschäftigt. Wir haben einen Hämatologen, der im Bereich Transplantation von Stammzellen forscht. Wir haben einen Gynäkologen mit dem Spezialgebiet Geburtshilfe, der ein Pionier im Bereich Unfruchtbarkeit ist. Wir haben einen pädiatrischen Onkologen, der mit Stammzellen arbeitet und nach Krebsbehandlungen für Kinder forscht.«
» Also«, sagte ich, » darf ich Ihnen eine hypothetische Frage stellen?«
Er beugte sich vor.
» Ich lasse das Nabelschnurblut meines Babys einlagern. Jahre vergehen. Dann werde ich krank. Vielleicht bin ich an etwas erkrankt, für das Sie noch kein Heilverfahren haben, aber ich will es auf ein Experiment mit ganz neuen Heilverfahren ankommen lassen. Könnte ich das Nabelschnurblut benutzen?«
» Es ist Ihr Eigentum, Mr. Kadison. Sie können damit tun und lassen, was Sie wollen.«
Ich hatte keine Ahnung, wie ich weitermachen sollte. Ich sah Esperanza an. Offenbar fiel ihr auch nichts ein.
» Kann ich mit einem Ihrer Ärzte sprechen?«, fragte ich.
» Haben Sie noch irgendwelche Fragen, die ich nicht beantworten konnte?«
Ich versuchte, einen anderen Weg einzuschlagen. » Haben Sie einen Klienten namens Rick Collins?«
» Bitte?«
» Rick Collins. Er ist ein Freund von mir. Hat Sie empfohlen. Ich wollte nur sichergehen, dass er wirklich ein Klient von Ihnen ist.«
» Das wäre dann eine vertrauliche Information, über die ich nichts sagen kann. Sie werden das sicher verstehen. Wenn jemand nach Ihnen fragen würde, bekäme er dieselbe Antwort.«
Ich kam nicht weiter.
» Haben Sie je von einer Wohltätigkeitsorganisation namens › Save the Angels‹ gehört?«, fragte ich.
Das Lächeln verschwand ganz aus seinem Gesicht.
» Sagt Ihnen das etwas?«
» Was soll das?«, fragte er.
» Ich habe Ihnen nur eine Frage gestellt.«
» Ich habe Ihnen das Vorgehen erklärt«, sagte er und stand auf. » Ich schlage vor, dass Sie die Broschüren lesen. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich für CryoHope entscheiden. Ich wünsche Ihnen beiden viel Glück.«
*
Als wir draußen auf dem Gehweg standen, sagte ich: » Ein Rausschmiss.«
» Jau.«
» Win hat ziemlich zu Anfang die These aufgestellt, dass es sich bei dem gefundenen Blut um Nabelschnurblut handeln könnte.«
» Das könnte viel erklären«, sagte Esperanza.
» Außer dass ich trotzdem nicht begreife, wie das abgelaufen sein soll. Nehmen wir an, Rick Collins hätte
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