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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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sich um, hob den Blick und schaute.
    Ein Schrei brach von seinen Lippen und erschreckte ihn beinahe ebenso wie das, was er sah. Er preßte die Augen zu und warf sich zu Boden. Lange Zeit blieb er wie gelähmt liegen.
    Ausgeschlossen. Das hatte er nicht gesehen. Nichts konnte derart hoch sein und sich in diese unüberblickbaren Weiten verlieren!
    Nach einer Weile schlug er die Augen wieder auf, heftete den Blick aber furchtsam auf die ihn umgebende Dunkelheit. Seine Augen hatten sich inzwischen daran gewöhnt, und er vermochte besser zu sehen. Im gelblichen Licht seiner Glühlampe erkannte er die Wände, die ungefähr ebenso weit voneinander entfernt waren wie Höhlenwände, aber zum Unterschied von jenen merkwürdig gerade verliefen und im rechten Winkel zum Fußboden und zur Decke standen. In der Ferne lag schwarze Finsternis.
    Wo war er? Wozu diente dieses Bauwerk den Bestien?
    Einen raschen, kurzen Blick ins Freie wollte er riskieren. Schließlich sollte er Eric das Auge sein. Und ein Auge muß jeden Anblick ertragen.
    Er drehte sich nochmals um und blinzelte vorsichtig. Er biß die Zähne fest zusammen, um nicht aufzuschreien. Trotzdem hätte er es beinahe wieder getan. Rasch schloß er die Augen, wartete und versuchte es dann nochmals. Allmählich gelang es ihm, in die überwältigende offene Helligkeit zu sehen. Sie war niederschmetternd, zermürbend, aber wenn er jedesmal nur einen kurzen Blick darauf warf, ertrug er sie.
    Diese unglaubliche, ungeahnte Weite! Raum um Raum um Raum – und in leuchtend weißes Licht gebadet. Weder oben noch seitlich schien es Grenzen zu geben. In unglaublicher Entfernung aber erspähte er doch ein Ende. Dort stand eine Wand, mit der diesem gewaltigen Raum schließlich doch ein Ende gesetzt war. Die Wand reckte sich mächtig von dem ebenen, gigantischen Fußboden auf und verschwand irgendwo in nebelhafter Höhe.
    Und in dem Zwischenraum – wenn man erst einmal so weit war, dem Anblick standzuhalten – standen Gegenstände. Mächtige, völlig unerklärliche Gegenstände, die nur angesichts des unendlichen Raumes kleiner wirkten. Die kühnste Phantasie eines Menschen hätte nicht ausgereicht, um solche Gegenstände zu ersinnen.
    Doch nein, das stimmte nicht ganz. Das Ding dort drüben, das erkannte er.
    Ein sperriges, eckiges Ding wie ein voller Tornister ohne Riemen. Schon als Kind hatte er mit angehaltenem Atem gelauscht, wenn die Krieger nach einer Expedition ins Bestienrevier dieses Ding beschrieben hatten.
    Dieser Sack und die anderen enthielten Lebensmittel. Der Inhalt eines einzigen Sackes genügte, um das ganze Menschenvolk lange Zeit hindurch zu ernähren. In jedem Sack waren andere Lebensmittel.
    Keine Lanzenspitze war imstande, das Sackmaterial zu durchbohren, am wenigsten am Boden, wo es am dicksten war. Eric wußte, daß die Krieger bis zur halben Höhe des Sackes klimmen mußten, ehe sie eine Stelle fanden, die sich anstecken ließ. In knappen Abständen klammerten sich die Krieger an die glatte Oberfläche des Sackes und reichten brockenweise die Lebensmittel zum Boden weiter.
    War der Berg auf dem Fußboden genügend hoch, kletterten sie hinab und füllten die eigens für solche Zwecke besonders groß geschnittenen Tornister. Mit der Beute ging es dann rasch zurück in die Höhlen und zu den Frauen, denn nur sie allein wußten, ob die Lebensmittel auch zum Genuß geeignet waren.
    Im Schutze seines Verstecks gelang es Eric nun, sich die Behausung der Bestien anzusehen, ohne daß ihn dabei mehr als eine leichte Übelkeit befiel.
    Trotzdem nützte ihm dieser Fortschritt nicht viel, weil er sich nicht für den üblichen Raubzug entschieden hatte, sondern für die dritte Kategorie: Bestien-Souvenirs.
    Sein erster Raubzug und seine Jünglingsweihe waren in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Daß zum Beispiel Thomas der Fallensprenger den Weibern von Erics besonderen Begabungen erzählt hatte, damit sie ihm ein Orakel und einen Namen aussuchten, der zu ihm paßte. Diese Weissagungen waren doch angeblich Offenbarungen der Väterweisheit. War es denkbar, daß sämtliche Orakel und Namen abgesprochen waren, die Orakelmaschine für jede Jünglingsweihe im voraus eingestellt wurde? Wo blieb dann die Religion? Und wie konnte er unter diesen Umständen noch weiter an Logik, an Ursache und Wirkung glauben?
    Und daß ihm jemand beim ersten Raubzug helfen sollte und obendrein noch ein Ausländer? Ein Raubzug war als Bewährungsprobe gedacht und konnte daher nur allein durchgeführt

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