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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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und Eric endgültig eingestuft zu haben.
    Kameradschaftlich hakte er sich bei Eric unter und führte ihn in die Ecke, wo seine Kameraden hockten, plauderten und arbeiteten. Dieser Raum war keine Stammeshöhle, sondern offenbar ein Ausweichtempel, die vorgeschobene Zelle eines neuen Glaubens. Die Männer auf dem Boden würden eines Tages bei ihren jeweiligen Völkern die Priester dieses Glaubens sein. Und Arthur der Organisator war dann der Hohepriester.
    »Ich habe deinen Onkel vor etwa einem Dutzend guter alter Zeiten kennengelernt, als er uns bei einer Tauschexpedition besuchte – hinten in unseren Höhlen, meine ich«, erläuterte Arthur. »Ein prächtiger Mann, dein Onkel, äußerst fortschrittlich. Er nimmt regelmäßig an unseren geheimen Zusammenkünften teil und wird ein einflußreiches Amt in den großen Höhlen bekleiden, die wir in der neuen Welt, an der wir arbeiten, graben wollen. Er ist deinem Vater sehr ähnlich. Du bist es übrigens auch, mein Junge, unbedingt.«
    »Du kanntest meinen Vater?«
    Arthur der Organisator lächelte und nickte. »Sehr gut sogar. Ihn hat eine große Zukunft erwartet. Er hat sich aber für die gute Sache geopfert. Wer von uns könnte ihn jemals vergessen, Eric den – den – Eric den Ladenhüter. Hieß er nicht so?«
    »Lagerstürmer. Er hieß Eric der Lagerstürmer.«
    »Ja, ganz recht. Eric der Lagerstürmer. Ein Name, der uns allen ewig in Erinnerung bleiben wird. Ebenso wie sein Träger. Aber das ist ein Kapitel für sich. Darüber unterhalten wir uns ein anderes Mal. Du wirst sicher rasch zu deinem Onkel zurück müssen.« Er hob ein flaches Brett auf, das mit sonderbaren Zeichen bedeckt war, und studierte es im Lichte seiner Glühlampe.
    »Hat man Töne?« murmelte einer der Männer, die an dem unbekannten Stoff arbeiteten, seinem Nachbarn zu. »Man fragt ihn nach seiner Volkszugehörigkeit und er sagt ›Menschheit‹. Menschheit! «
    Der andere lachte. »Ein Vorderhöhlenstamm. Was erwartest du da? Intellektualismus? Jeder Vorderhöhlenstamm nennt sich Menschheit. Nach der Meinung dieser Primitiven endet die menschliche Rasse an ihren vordersten Laufgängen. Weißt du, wie sie deinen und meinen Stamm nennen? Ausländer. In ihren Augen besteht zwischen uns und den Bestien kein allzu großer Unterschied.«
    »Das sage ich doch. Diese engstirnigen Primitivler sind einfach Wilde. Wer braucht sie schon?«
    Arthur der Organisator musterte Eric flüchtig. Dann herrschte er den Mann an, der als letzter gesprochen hatte.
    »Ich will dir sagen, wer sie braucht, Walter. Die gemeinsame Sache braucht sie. Sind die Vorderhöhlenstämme auf unserer Seite, dann ist unser Nachschub aus dem Bestienrevier gesichert. Außerdem sind wir auf jeden einzelnen Krieger angewiesen, mag er noch so primitiv sein. Alle Völker müssen zu uns überlaufen, wenn der Fremdglaube die führende Religion dieser Höhlen werden soll und wir das Fiasko unseres letzten Aufstands vermeiden wollen. Wir brauchen die Männer aus den Vorderhöhlen wegen ihrer Qualitäten als Jäger und Plünderer und die Männer der Hinterhöhlen wegen ihrer Kultur. Auf jeden einzelnen kommt es an, besonders jetzt.«
    Der Mann namens Walter legte seine Arbeit nieder und lehnte sich an die Wand. »Ich will dir verraten, wen wir am dringendsten brauchen, bedeutend dringender als diese Vorderhöhlentypen. Ich bleibe bei meiner Behauptung, daß zwischen ihnen und den Wilden nur ein winziger Unterschied besteht. Aber das Aaronvolk, ja, wenn das Aaronvolk zu uns hielte ...«
    Das Gesicht des Organisators verfinsterte sich. Er schien sich an einen großartigen Plan zu erinnern, der fehlgeschlagen war. »Diese Snobs«, brummte er. »Egozentrische, hochnäsige Kerle. Hol sie der Teufel. Aber wenn du meinst, Walter, daß zwischen einem Vorderhöhlenstamm und einem Rudel Wilder von draußen kein Unterschied besteht, dann hol dir doch einen Wilden, wenn wieder mal eine ihrer Horden durch die Höhlen zieht, und versuche, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Weißt du, was dann geschieht?«
    »Sie fressen ihn bei lebendigem Leib auf«, rief einer der Männer. »Sie zerreißen und fressen ihn.«
    Sie lachten grimmig. Eric stimmte unsicher mit ein. Er hatte schon von den Wilden gehört, Rudeln, die in einer merkwürdigen Gegend hausten, die ›im Freien‹ hieß. Ab und zu drangen sie in die Höhlen ein, undisziplinierte Kannibalen, die sich mit Grunzlauten statt mit Worten verständigten. Allerdings hatte er sie immer für Fabelwesen

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