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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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und zog ihn hoch. Mehrere seiner Freunde hielten ihn an den Beinen fest. aber sie mußten ihn schließlich doch loslassen, als er zur oberen Kante der Wand gehoben wurde. Andere wieder schleuderten in ohnmächtiger Wut ihre Lanzen, aber sie prallten an der Haut der Bestie ab. Dann standen sie weinend in der Ecke und sahen zu, wie er zu der weißen Platte getragen wurde.
    Er hatte wenigstens einen schnellen Tod. Diesmal war es keine Sezierung, sondern eine Experimentierfalle. Wieder hielt Eric die Beobachtung bis zum letzten Atemzug durch und prägte sich das Aussehen der Falle ein.
    Die panischen Fluchtversuche hatten ein Todesopfer gefordert. Roy der Läufer führte Eric zu Jonathan Danielson, der zu Tode getrampelt worden war. »Ich sah noch, wie er sich aus dem Weg zu rollen versuchte, aber er war bereits zu schwach. Armer Kerl.«
    Sie gingen die Habseligkeiten des Toten durch. Die meisten Gegenstände in seinen Rocktaschen waren ihnen fremd. Nur einen merkwürdigen, kurzen Speer erkannte jemand und nannte ihn ein Taschenmesser. Es sah praktisch aus, wie eine größere Ausgabe der Rasierschneide, wie die Krieger sie benützten. Eric nahm es an sich. Arthur der Organisator zog Jonathan den Rock aus und breitete ihn über das Gesicht des Toten.
    »Wenn er ein Angehöriger des Aaronvolkes ist, dann muß er auf diese Weise kanalisiert werden«, erklärte Arthur. »Die Aarons decken die Gesichter ihrer Toten immer zu.«
    Die Kanalisierung war allerdings ein Problem, obwohl jeder Höhlenbewohner wußte, daß sie unverzüglich erfolgen mußte. In den kleinen Abfluß in der Ecke ließ der Tote sich nicht stopfen. Andererseits aber konnten sie keinen verwesenden Leichnam in ihrer Mitte brauchen.
    Da fiel ein grünes Seil von oben in den Käfig, ringelte sich um die Leiche und hob sie behutsam in die Luft, daß der Rock nicht vom Gesicht des Toten glitt. Die Leiche wurde zur runden Sezierplatte getragen und in den schwarzen Ausguß geworfen.
    Ganz überraschend kam die Bestie dann zum Käfig zurück, senkte das grüne Seil nochmals über die Gefangenen – und fischte Eric heraus.
     

 
17.
     
    Alles kam so schnell und unerwartet, daß Eric gar nicht daran dachte, durch den Käfig zu rennen oder sich seiner Festnahme zu widersetzen. Ein Aufschrei entfuhr ihm, als er hoch in die Lüfte gehoben wurde und sah, wie sich die nach oben gereckten Gesichter seiner Kameraden zu verschwommenen weißen Punkten verkleinerten.
    Und dann segelte er am Ende des Seiles der Bestie durch den weiten Raum. Quer über seinen Rücken, wo sich das Seil an seine Haut saugte, fühlte er Eiseskälte. Viel schlimmer jedoch war die Kälte in seinem Kopf, dieser atemberaubende Schreck, der in der Gewißheit des unmittelbar bevorstehenden Todes gipfelte.
    In einer Hinsicht hatte er Glück. Er wußte ungefähr, was ihn erwartete. Zumindest wollte er kein fügsames Versuchstier abgeben. Er wollte sich wehren, so lange und so gut er konnte. Seine Hand griff nach seiner Lanze im Tragriemen, dann hielt er inne.
    Jetzt wäre eine jener unkonventionellen Waffen nötig, wie Walter der Waffenforscher sie haben mochte. Das weiche rote Zeug, das der stämmige Mann ihm bei ihrem ersten Treffen gegeben hatte, zum Beispiel. Stephen vom starken Arm hatte es den Kopf abgerissen.
    Eric griff in seinen Tornister und tastete nach dem roten Klümpchen. Wieviel sollte er abreißen? Für Stephen hatte ein winziges Stück genügt. Bei dieser riesigen Bestie allerdings setzte er lieber den ganzen Vorrat ein, um sicher zu sein.
    Am Seilende baumelnd, sah sich Eric einmal in dieser, dann in jener Richtung dem blendendweißen Raum gegenüber. Er hielt den roten Klumpen in der rechten Hand und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Einfach würde es nicht sein, das war ihm klar. Er mußte das Zeug anspucken, ehe er es schleuderte, und wenn es einmal feucht war, mußte er es auch schon los sein. Das hieß, daß er seinen Zeitpunkt genauestens wählen mußte.
    Gespannt verfolgte Eric, wie lange jede Drehung dauerte, und prägte sich den Rhythmus ein. Seine Angst war verflogen. Er wußte, daß er selbst bei seinem Angriff sterben würde. War die Explosion erfolgt und die Bestie tot, dann stürzte er auf den Fußboden, der unendlich tief unter ihm lag. Der Aufprall würde ihn zerschmettern. Aber vorher hatte er noch seinen Peiniger getötet. Endlich würde einem Menschen gelungen sein, wovon so viele seit langem träumten ...
    Rache an den Bestien!
    Er hoffte, daß seine Kameraden

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