Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
ja…?»
    «Gestört ist gar kein Ausdruck. Der ist regelrecht krank geworden vor Eifersucht. So wie der auf seine Mutter fixiert ist! Am liebsten hätt er’s noch gehabt, wenn ich mir ihre Sachen anziehe und…» Mit einem prüfenden Blick auf Furmaniak brach sie plötzlich ab.
    Furmaniak öffnete das Fenster und wischte sich, als er ihr den Rücken zukehrte, schnell den Schweiß von der Stirn. «Nun ja – attraktiv genug ist sie ja, und… Nichts gegen Sie, Fräulein Koschinski! Pardon, so war’s nicht gemeint, aber haben Sie nicht den Film gesehen – Herzflimmern. Heutzutage ist doch alles möglich.»
    «Was meinen Sie wohl, was ich da Hurra schreie!» sagte Ines, mit einer Stimme, die auf Erregung schließen ließ. «Was meinen Sie, was das für ‘n herrliches Gefühl für einen ist, wenn man dauernd mitansehen muß, wie der eigene Freund… Immer nur seine Mutter! Und dauernd Krach: Er soll den Laufburschen spielen, während die anderen Männer…»
    «Aber Ihnen war’s doch ganz recht, daß Kujawa…?»
    «Und ob mir das recht war!» rief sie.
    «Ist denn Kujawa ans Ziel gekommen, bei ihr zum Zuge gekommen?» wollte Furmaniak wissen.
    Sie wurde wieder ruhiger. «Ich weiß nicht. Letzten Mittwoch hat er jedenfalls zum Generalangriff geblasen, aber dann ist es ja zu der Schlägerei gekommen – bei Christian sind plötzlich die Sicherungen durchgebrannt. Da hatte gerade der Pook angerufen, und der Kujawa ist frech zu ihm geworden.»
    Furmaniak horchte auf. «Pook – wer is ‘n das?»
    «Pook», erklärte sie ihm, «das ist sozusagen der Vorgänger von Herrn Kujawa; der war echt mit ihr im Bett… Wegener, Jahnke, Pook und Kujawa, das waren die vier Männer, die bei Christian auf der Abschußliste standen.»
    «Abschußliste?» wiederholte Furmaniak.
    Sie nickte. «Am Mittwochabend, nachdem das mit Kujawa passiert war, hat er zu mir gesagt: ‹Eh ich selber ins Gras beiße, kommen die vier noch dran – einer nach dem anderen…› Wörtlich! Und deswegen bin ich hier.»
    «Aber ob zwischen Frau Machnik und Herrn Kujawa… Das wissen Sie nicht so genau?» Furmaniak ließ nicht locker.
    «Bei ihr oben sicherlich nicht. Kann aber sein, daß sie noch zu ihm gegangen ist, um ihn zu bitten, daß er die Anzeige wieder zurücknimmt.»
    «Interessant… Was hat denn Christians Vater dazu gesagt?»
    «Nichts – der weiß ja nichts von; der hält sie ja für absolut treu, seine Penelope.»
    «Aber dann muß doch Christian seinen Vater von vornherein gehaßt haben: Siehe unter Ödipus!» sagte Furmaniak.
    «Weiß ich nicht. Ich glaub aber, die haben sich ganz gut verstanden – der war auch selten zu Hause.»
    «Ach so, ja. Aber für einen Selbstmord… Ein Motiv könnte das nicht gewesen sein?» Furmaniak sah sie fragend an.
    Ines dachte ein paar Sekunden nach. «Nein, glaub ich nicht. Am meisten hat ihn wohl bedrückt, daß seine Mutter dauernd andere Männer hatte. Und dann die Überlastung: Die Schule, der Sport, und jeden Abend unten in der Gaststube helfen.»
    «Aber zwischen Ihnen beiden war alles klar?»
    Die Antwort kam zögernd. «Soweit ja… Bis jetzt, ja. Aber wenn er mich nicht mehr ins Vertrauen zieht, dann…»
    «Kann er doch nicht, wenn er…» Furmaniak brach abrupt ab und ließ den Satz unvollendet. Er suchte nach einem neuen Gedanken. «Nun, äh… Irgendwo dringehangen hat er auch nicht – Rauschgift oder so?»
    «Auf keinen Fall, nein.»
    «Ja, dann wären wir wohl am Ende. Oder haben Sie noch eine Idee, wo er vielleicht stecken könnte?»
    «Nein, leider… Wir haben ja selber schon überall rumgesucht.» Sie stand auf und strich sich ihren Rock glatt.
    «Ja, Fräulein Koschinski, herzlichen Dank dann auf alle Fälle, und… Ich bring Sie noch zur Tür.»
    Nicht nur Furmaniak kümmerte sich in diesen Stunden um Christian Machnik; hundert andere Polizeibeamte taten das auch. Am intensivsten vielleicht die Hundeführer, die den Dornrather Stadtwald absuchten, denn diese Tätigkeit war mit einer archaischen Lust verbunden: das Suchen, die Ungewißheit, die Spannung – das alles in einer fast urwüchsigen Landschaft, die der Stadtwald trotz seines Namens, der an etwas Symmetrisch-Parkähnliches denken ließ, noch immer war. Bei Bernhard Brink, einem der bewährtesten Männer der Dornrather Hundestaffel, kam noch ein Stückchen kindlich-naiver Freude am Spiel hinzu; einem Spiel, für das man sogar noch bezahlt wurde.
    «Komm, Hasso, such! Hier, in die Schonung rein – such! Die verdammten

Weitere Kostenlose Bücher