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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Ruhe kommen. «Im Lokal haben Sie aber wohl gedroht, ihn… Na ja.»
    «Was man so sagt, wenn man in Rage ist. Sagen Sie bloß, Sie haben noch nie…»
    «Doch, doch, aber die Betroffenen sitzen noch alle hier im Hause und arbeiten. – Christian Machnik hingegen ist einstweilen spurlos verschwunden.»
    «Was sollt ich denn für ein Motiv gehabt haben?» fragte Kujawa.
    «Na – Sie könnten sogar zweie gehabt haben: Er hat Sie beleidigt und in Ihrer Ehre verletzt – das wäre das eine; und er war das große Hindernis auf dem Wege ins Bett seiner Mutter, das wäre das andere.» Furmaniak achtete genau auf Kujawas Reaktion.
    Doch der blieb gelassen. «Hörn Sie mal, so ‘n grüner Junge, wie der einer ist, der kann mich gar nicht beleidigen, und vor allem kann er mich nicht daran hindern, mich um seine Mutter zu bemühen.»
    «Das kann er vielleicht nicht, aber er kann auf Sie losgehen, kräftig wie er ist, und Sie können sich dann bedroht fühlen…?» Furmaniak wollte ihm eine Brücke bauen.
    «Wenn Sie Notwehr meinen…?»
    «Ja, die mein ich.»
    «… dann sind Sie wirklich auf dem falschen Dampfer! Wir haben zwei Schnäpse getrunken, dann ist er wieder gegangen. Die Sache war damit erledigt, ein für allemal.» Kujawa klopfte die Asche von seiner Zigarre.
    Furmaniak wiegte den Kopf hin und her. «‘n bißchen plötzlich, Ihr Sinneswandel – oder?»
    «Frau Machnik hatte vorher mit mir gesprochen», ergänzte Kujawa.
    «Nur gesprochen?» Furmaniak feixte ein wenig.
    «Ja, auch wenn Sie’s nicht für möglich halten werden.»
    «Wie ist denn das gekommen?»
    «Die Frau ist doch nicht nymphoman!»
    Furmaniak drehte sich im Kreise. «Hat sie’s also gelassen, weil ihr Mann sozusagen ante portas war?»
    «Nein, wohl mehr wegen diesem Pook.»
    Furmaniak überlegte. «Pook, Pook… Irgendwo muß mir doch der Name Pook schon mal untergekommen sein.»
    Kujawa half ihm. «Hans-Peter Pook – der war mit ihr zuletzt liiert, vielleicht wollten sie sich sogar für immer zusammentun. So ‘n Rudolf Valentino-Typ, so ‘n deutscher Papagallo – das ist übrigens von Christian. Leitet die Niederlassung der EUROMAG hier; seit einem Jahr von seiner Frau geschieden.»
    «Sie sind ja gut informiert», sagte Furmaniak, als Kujawa seine Ausführungen abgeschlossen hatte. «Und gegen den wollten Sie nun antreten?»
    Kujawa ging sofort auf diese Sprache ein. «Antreten – nicht direkt. Der ist doch Dienstag vor einer Woche zu einem Lehrgang nach Bad Harzburg gefahren.»
    «Und da wollten Sie die günstige Gelegenheit ausnutzen – verstehe. Aber wie hat Frau Machnik Sie dann von Ihrer Anzeige abgebracht?»
    Kujawa lachte. «Ganz einfach: indem sie mir mit meiner Frau gedroht hat.»
    «Auch nicht schlecht», mußte Furmaniak zugeben. Das Telefon schrillte. «Sie gestatten…» Er nahm ab. «Ja bitte…?»
    «Haiduck hier. Ich bin gerade beim KvD unten – wir sollen sofort zur Leichenhalle fahren und Frau Machnik mitnehmen…»
     
     
    Es sah so aus, als stützten Haiduck und Furmaniak die Frau mit dem verweinten, verquollenen Gesicht, doch sie führten sie nur mit sanfter Gewalt ins Leichenschauhaus. Kacheln und Kühle. Hallende Schritte und schwere Türen. Endlich waren sie an Ort und Stelle, und der gelangweilte Beamte dort zog den Toten aus dem Kühlfach wie andere Leute ihre Schreibtischschublade.
    «Sie können unbesorgt sein, Frau Machnik», sagte Furmaniak, «Ihr Sohn ist es mit Sicherheit nicht; der Mann hier unter dem Laken ist mindestens doppelt so alt wie Ihr Sohn…»
    «Aber warum muß ich dann…?»
    «Wir hätten Ihnen den Anblick auch gern erspart», antwortete Furmaniak, «glauben Sie mir, aber bis jetzt ist es uns noch nicht gelungen, den Mann hier zu identifizieren. Papiere, Ringe, Kleidung – alles fehlt.»
    «Wenn’s Christian nicht ist, wie sind Sie denn da gerade auf mich gekommen? Das ist ja nun das Letzte!» Sie schien sich losreißen zu wollen.
    Furmaniak versuchte sie zu dämpfen. «Bitte, Frau Machnik… Bitte!»
    «Na, ist doch wahr! Ich hab ja meine Zeit auch nicht gestohlen.»
    Furmaniak ließ sie nicht los. «Wir hätten Sie ja auch gar nicht gerufen, wenn der Tote im Stadtwald nicht zufällig in eine Decke gewickelt gewesen wäre – man hat ihn in der Decke eingewickelt vergraben…»
    «Mit meiner Decke vielleicht?» fragte sie schnell.
    «Nein, das nicht – aber das Abschleppseil, mit dem diese Decke zusammengehalten wurde, das stammt mit ziemlicher Sicherheit aus dem Kofferraum Ihres

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