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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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hat?» fragte Haiduck.
    «Das ist ja ‘ne andere Sache. Fest steht jedenfalls, daß Pook noch vierundzwanzig Stunden, nachdem er erschlagen und im Stadtwald vergraben worden ist, mit den beiden Frauen gesprochen hat.»
    «Das ist doch absurd!»
    «Eben! Die Machnik könnte vielleicht einen Grund haben, uns die Unwahrheit zu sagen, aber die Ines? Und daß sich beide geirrt haben –na ja, der Lärm in der Gaststube… Trotzdem!»
    Der Täter? Furmaniak spielte alle Möglichkeiten durch.
    Jutta Machnik? Möglich. Motiv: Angst davor, daß Pook mit ihrem Mann sprach, wenn der zurückkam. Aber unwahrscheinlich.
    Eckhard Machnik? Auch möglich. Motiv: Eifersucht. Aber faktisch ausgeschlossen, weil er zur Tatzeit noch im Ausland war.
    Kujawa? Hm… Motiv: den Konkurrenten beiseite schaffen? Doch wohl kaum.
    Christian? Ja, klar. Motiv: Er konnte es nicht mehr ertragen, was sich da zu Hause bei ihm abspielte – die Mutter! Lieber ein Ende mit Schrecken… Aber wenn, dann hätte er es doch laut ausposaunt, um die Mutter zu strafen?
    Und Ines? Kein Motiv… Einschränkung: Vorerst kein erkennbares Motiv. Vielleicht gerade deswegen…? Quatsch!
    Er fragte Haiduck, was er von seinen Spekulationen halte; ein guter Praxisanleiter tat das hin und wieder.
    Haiduck zögerte ein wenig. «Hört sich ja alles ganz logisch an», sagte er schließlich, «aber – wenn ich das mal so sagen darf: so ganz überzeugt bin ich von keinem Ihrer Motive. Und wenn’s nun ein ganz anderer war, ein Außenstehender? Denken Sie an den mysteriösen Anruf.»
    «Ich hör jetzt auf zu denken», verkündete Furmaniak. «So, noch unter der Bahn durch – passen Sie auf, der Lastzug! Und dann gleich hinter der Bahn rechts. Ein schmaler Weg soll zum Haus raufführen.»
    «Hier muß es sein.» Haiduck hielt am Ende der Unterführung. «Ja, wie es die Putzfrau beschrieben hat…»
    Haiduck bog in die Auffahrt ein. «Schöner Schotter… So, da wären wir.» Er hielt.
    «Lassen Sie mal die Scheinwerfer noch an», sagte Furmaniak.
    «Ja, hätt ich sowieso… Nicht schlecht, das Haus. Noch Stein auf Stein gemauert. Das bringt bestimmt 250000.»
    Furmaniak stieg aus. «Wolln Sie’s kaufen?»
    Auch Haiduck stand schon im Freien. «Wenn Sie mir’s Geld zu borgen.»
    «Ja, wenn ich nicht unbestechlich wäre!» Furmaniak schlug seine Tür zu, ein bißchen zu kräftig vielleicht. «Dann werden wir mal…» Er zog Pooks Schlüssel aus der Tasche und knöpfte seine schwarze Lederjacke zu. «Nicht schon wieder ‘ne Grippe.»
    Angestrahlt von ihren Scheinwerfern wirkte Pooks Haus, ein flacher Backsteinbau, unwirklich-eindimensional, wie eine schlechte Theaterkulisse. Viel zu groß für einen alleinstehenden Mann. Alle Jalousien heruntergelassen, nirgendwo eine Lampe eingeschaltet.
    Furmaniak war oben angekommen und rüttelte an der Türklinke. «Zu…!» Von Süden her nahte ein Güterzug. Der Signalton der Lok ließ sie zusammenfahren. Furmaniak fluchte und suchte nach dem Schlüssel, der von der Größe her am ehesten passen konnte.
    «Komisch…» Haiduck schüttelte den Kopf. «Daß jemand, der das Geld für so ‘n Haus hat, direkt an den Bahndamm zieht…»
    «Wieso? Man versteht ja sein eigenes Wort nicht!»
    Aus nördlicher Richtung jagte ein D-Zug vorbei und riß Furmaniaks Worte mit sich fort.
    Plötzlich fuhr Haiduck herum. «Da! Da springt einer vom Balkon… Halt! Stehenbleiben!»
    Furmaniak ließ die Schlüssel los. «Wo denn, Mensch, wo?»
    «Da, den Bahndamm rauf.» Haiduck zeigte hinter das Haus.
    «Los – hinterher!» Furmaniak rannte in die bezeichnete Richtung und versuchte, gegen das Getöse des Güterzuges anzukommen, der in diesem Augenblick an ihnen vorüberrollte. «Halt! Stehenbleiben – oder ich schieße!»
    Sie sprangen zum Bahndamm, der steil wie eine Wand vor ihnen aufragte, einer Wand aus glitschigem Gras. Haiduck stürzte. Dann fielen zwei Schüsse.
     
     
    Dr. Splettstößer, Volljurist und damit im öffentlichen Dienst das, was früher die Adligen waren, Dr. Splettstößer bemühte sich unablässig, ein moderner Vorgesetzter zu sein. Dazu gehörte vor allem, daß er seine Untergebenen, sprich: Mitarbeiter, immer dann nach ihrem eigenen Willen schalten und walten ließ, wenn sie exakt das taten, was er für richtig hielt. Kooperativer Führungsstil nannte man das. Und dazu waren gemeinsame Besprechungen nötig – wenn es sein mußte, auch noch spät am Abend. Heute mußte es sein.
    Sie hockten auf ihren Schreibtischen, die

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