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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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wild gemacht, daß ich endlich kommen soll und das ganze Pack aus dem Tempel jagen? Du doch! Du und kein anderer! Und jetzt, wo es passiert ist, da wäschste deine Hände plötzlich in Unschuld, da machste auf moralisch und lieferst mich den Bullen in die Hände… Pfui Deibel!» Wieder spuckte er aus. «Auf so ‘nen Sohn scheiß ich!»
    «Vater, versteh mich doch, ich…»
    «Eins sag ich dir jedenfalls: Sollt ich wirklich vor Gericht stehen, dann schwör ich denen aber, daß du genauso auf Pook eingeschlagen hast wie ich – da kannste Gift drauf nehmen!» Machnik zerpeitschte mit den Schnurenden, die er noch immer in der Hand hielt, ein Spinnennetz.
    «Noch ist doch gar nicht raus, ob sie uns…»
    «Wennse dich bei Pook gesehen haben!»
    «Gesehen schon, aber erkannt haben sie mich nicht. Können sie gar nicht», versicherte Christian.
    Machnik lachte. «Du bist vielleicht naiv! Meinste denn, die kloppen dich nicht weich? Der Furmaniak braucht dich doch nur scharf anzusehen – schon haste die Nerven verloren.»
    Christian stand vom Sofa auf. «Wir gehen jetzt beide hin und machen reinen Tisch.»
    Machnik stieß ihn wieder zurück. «Reinen Tisch – du hastse wohl nich mehr alle! Erst mich reinreiten, und dann… Wer ist denn auf die Idee gekommen, daß ich erst mal inkognito hier auftauchen soll und mir ansehen, wie sie in meiner Gaststube rumsitzen und Jutta betatschen? Ich vielleicht? Wer ist denn auf die Idee gekommen, daß ich meine Stimme verstelle und am Telefon so tue, als wär ich Pook? Ich allein vielleicht? Jetzt ist das bei mir kein Totschlag mehr, nichts, was ich im Affekt begangen habe, da plädieren die doch glasklar auf Mord. Du kommst mit ‘n bißchen Jugendstrafe weg, aber ich…? Da biste nich nur Pook los, da biste mich auch noch los.» Machnik preßte die Stirn gegen den Türrahmen.
    «Ich schwör dir, das hab ich alles nicht gewollt – ich hab wirklich nicht gewollt, daß das alles so kommt.»
    «Nun ist es aber so gekommen», sagte Machnik schwach, kaum hörbar.
    Von unten drangen gedämpfte Rufe herauf. Die Gäste fühlten sich vernachlässigt.
    «Ach, leckt mich doch…» murmelte Machnik.
    Christian ging zu ihm und fuhr mit den Fingerspitzen seinen linken Arm hinauf. «Du hast doch noch Zeit; die wissen doch bestimmt noch nicht hundertprozentig, wer’s war, die haben doch noch andere in Verdacht. Wenn du schnell alles zusammenpackst – in ‘ner Stunde kannst du auf’m Flugplatz sein. Geld is doch da, ‘n neuer Paß. Da gibt’s doch so viele Länder, wo man heute…»
    Machnik sah ihn an. «Kommst du mit?»
    Christian trat wieder einen Schritt zurück. «Ich…?»
    «Ja, du. Wir bauen uns irgendwo draußen was Neues auf. Brasilien, Kanada, Alaska – wo du willst.»
    «So schnell alles…» murmelte Christian.
    Machniks Augen leuchteten wieder. «Gleich, ehe Mutter zurück ist. Was soll ich allein da, aber mit dir zusammen…»
    «Und Mutter hier, allein…?» sagte Christian.
    «Die findet schon Anschluß, haste ja gesehen.»
    «Das könn’n wir doch nicht…»
    Machnik griff Christian bei den Schultern und schüttelte ihn. «Du hast mich da in alles reingerissen – nun hilf mir gefälligst auch wieder raus!»
    «Ich weiß nicht…»
    «Ja oder nein?»
    «Ja und nein…» Christian sah zu Boden.
    «Dann gib mir die Pistole, dann schlag ich mich alleine durch.»
    «Ist es nicht doch besser, wir…?»
    Machnik ließ ihn los. «Ich laß mich nicht einsperren, ich brauch meine Freiheit, ich geh sonst kaputt. Wann komm ich denn frühestens wieder raus? Wenn ich fünfundfünfzig bin, komm ich wieder raus, und da ist das ganze Leben schon vorbei. Lieber geh ich in ‘n Urwald und helf den Indios Häuser bauen, oder ich…»
    In diesem Augenblick hörten sie von unten, vom Flur her die Haustürklingel.
    Christians Gesicht zeigte Freude und Hoffnung. «Mutter kommt zurück, hast du gehört?»
    «Quatsch. Mutter klingelt doch nicht, die hat doch Schlüssel.»
    Das Klingeln wurde immer stürmischer, brach dann aber plötzlich wieder ab. Furmaniak hatte bemerkt, wie man ohne jede Schwierigkeit ins Haus gelangen konnte: durch die Gaststube.
    Sekunden später stand er am Fuße der Treppe. «Lassen Sie das Versteckspielen, Herr Machnik! Wir wissen, daß Sie zu Hause sind!»
    «Da sind sie schon, siehst du!» sagte Machnik.
    «Komm, es hat keinen Zweck mehr…» Christian schob ihn zur Treppe hin.
    Machnik riß sich los. «Ich laß mich nicht einsperren. Los, gib mir die Pistole – ich

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