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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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rief er, und dann, langgezogen und energisch: «Isy…!»
    Nichts.
    «Isy, aufmachen – ich bin’s doch – Andreas!»
    Wiederum nichts.
    «Isy – aufmachen! Ich fahr doch nicht extra ‘ne halbe Stunde her und steh dann hier wie…»
    Er brach ab, denn neben ihm war einer jener resoluten Concierge-Typen aufgetaucht, vor denen manche Männer in manchen Situationen eine heillose Angst haben: Zu oft sind sie von ihnen damals als spielende Kinder, wenn’s auch schon lange her ist, angeschnauzt und verjagt worden.
    So war auch Seywald beim Anblick dieser geblümten Kittelschürze geradezu erstarrt, doch Frau Kühl – den Namen sollte er bald erfahren – war ein vergleichsweise gutmütiges Exemplar ihrer Gattung, obwohl sie ihn anfangs ganz schön anfauchte:
    «Heh, nich so ‘n Lärm da, Sonnabendnachmittag, die Leute wolln schlafen!»
    «Ich krieg meine Schwester nicht wach», sagte Seywald zu seiner Rechtfertigung. «Vor ‘ner Stunde hab ich sie noch von zu Hause aus angerufen – sie wollt sich nur noch ‘n Moment hinlegen…» Er begann wieder zu klopfen.
    «Vielleicht isse noch mal schnell was einholn gegangen?» vermutete die Kühl.
    «Sie hat gesagt, sie hat schon alles fertig», sagte Seywald und korrigierte dann in echter Lehrermanier seinen sprachlichen Fauxpas: «Sie habe schon alles fertig.»
    «Man vergißt immer mal was.»
    «Aber das Radio ist doch an – hör’n Sie nicht?»
    «Das bißchen Strom», sagte die Kühl. «Vielleicht isse nur mal schnell zu ‘ner Freundin rum?»
    «Hat sie denn hier eine?»
    Die Kühl fuhr ihn geradezu an: «Sie harn vielleicht Nerven! Wir harn Hunderte von Leuten in dem Kasten hier woh’n, und da mein’ Sie, ich weiß da genau, wer mit wem…? Höchstens, daß sie mal wieder gegenüber bei Liebenhagen hockt.»
    «Liebenhagen?» wiederholte Seywald und sah sie fragend an.
    «Herr Liebenhagen – 1421, paar Türen weiter. Irgend so ‘n abgewrackter Prokurist; war früher mal bei der Funktional-Bau. Hat dauernd was mittem Kreislauf. Und wenn der mal flach liegt, sorgt sie für ihn. Über sechzig is er ja auch schon.»
    «Ah so…» Es klang erleichtert.
    «Kommse, wir klingeln mal da», sagte die Kühl.
    Sie gingen ein paar Schritte in Richtung Treppenhaus. Es roch alles noch ziemlich neu.
    «Ich dacht schon, Sie wär’n ihr neuer Freund», sagte die Kühl.
    «Nee, leider nur der Bruder.»
    «Leider – Sie!» Sie drohte ihm mit erhobenem Zeigefinger.
    Seywald grinste. «Sagen Sie bloß, das ist kein Mädchen, bei dem man…»
    «Is sie, is sie», versicherte die Kühl, «klar! Und die schafft’s auch.
    Jetzt hat sie ja schon die ganze Zeit über den Chef von der Firma da, wo sie arbeitet…»
    Er sah sie an. «Wen hat sie jetzt?»
    «Na, den Piesarczik von der FUNKTIONAL-BAU – oder wie das Dings heißt; die haben hier auch gebaut. Da sitzt sie doch im Schreibbüro.»
    «Muß ich ihr gleich mal auf den Zahn fühlen», murmelte Seywald.
    Sie war an der Tür von Apartment 1421 angelangt. «So, ich klingle mal – mal sehen, ob Herr Liebenhagen da is.»
    Die Klingel war draußen auf dem Flur nur schwach zu hören. Endlich vernahmen sie Schritte. Eine Kette wurde zurückgezogen.
    «Ah, da rührt sich was», sagte die Kühl.
    «Glück gehabt», murmelte Seywald.
    Ein älterer Mann – nein, Herr; alte Schule – öffnete die Tür. «Frau Kühl? Jetzt? Wo brennt’s denn?»
    «Is Fräulein Seywald zufällig bei Ihnen?»
    «Nein, wieso?» Liebenhagen rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    «Ich bin der Bruder, und…»
    Liebenhagen deutete eine leichte Verbeugung an. «Angenehm, Herr Seywald, freut mich, Sie kennenzulernen. Liebenhagen mein Name… Ja, Ihr Fräulein Schwester war vorhin noch bei mir und hat mir gesagt, daß sie Sie für heute nachmittag erwarte. Darum hat sie sich ja auch die Glühlampe ausgeborgt.»
    «‘ne Glühlampe?» fragte Seywald erstaunt.
    «Ja, die an ihrer Treppe war entzweigegangen – und sie wollte doch alles schön haben in ihrer neuen Wohnung, wenn ihr einziger Bruder zum erstenmal kommt.»
    Seywald war erstaunt. «Gibt’s denn hier keinen Hausmeister, der so was macht?»
    Die Kühl sah ihn böse an. «Mein Mann liegt seit zwei Wochen im Bett-Ischias.»
    «Dann sind Sie…?» Er tat verblüfft, obwohl er’s die ganze Zeit über gewußt hatte.
    «Ja, Frau Kühl vertritt jetzt ihren Mann, so gut es geht», sagte Herr Liebenhagen.
    «Wo könnte denn meine Schwester noch hingegangen sein, wenn sie nicht schläft?» fragte Seywald.
    Herr

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