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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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schieß mich da raus!»
    «Mach jetzt keinen Quatsch mehr und…»
    Machnik warf sich auf seinen Sohn. «Her damit! Ich sag dir…» Er entriß Christian die Waffe, stieß ihn gegen die Wand und sprang die Stiege hinunter.
    Unten im Flur wartete Furmaniak.
    «Halt! Stehenbleiben! Machnik – Mensch…!»
    Es folgte ein heftiger Schußwechsel, und Machnik war der erste, der aufschrie.
     
     
    Der nächste Morgen kam und mit ihm die unvermeidliche Pressekonferenz im Kleinen Saal des Präsidiums. Mikrofone, Kameras, Tonbandgeräte. Unruhe unter den Wartenden. Rituelle Fütterung der Journalisten, die ihrerseits wieder Millionen hungriger Seelen zu füttern hatten. Alle erschauernd und gleichzeitig froh, nicht so verderbt zu sein wie die Machniks. Mal wieder was, das sich ausschlachten ließ: Machnik, der gehörnte Odysseus.
    «Da sehen Sie mal, daß ein Verbrechen doch was Wunderbares ist», sagte Furmaniak zu Haiduck. «Die hier leben alle davon, und wir beide leben auch davon.»
    Haiduck fand keine Zeit mehr zu einer passenden Erwiderung, denn in dieser Sekunde hatte Dr. Splettstößer vorn am grünen Tisch Platz genommen und mit seinen Ausführungen begonnen.
    «Meine Damen und Herren, ich darf Sie zu dieser kleinen Pressekonferenz hier im Präsidium begrüßen… Einzelheiten zum Fall Pook also, Hans-Peter Pook, 35 Jahre alt, Großhandelskaufmann, wohnhaft in Dornrath und Leiter der Verkaufsniederlassung der EUROMAG, zwei Kinder, seit einem Jahr geschieden. Über Eckhard Machnik wissen Sie bereits Bescheid; ich fasse nur noch mal kurz zusammen: graduierter Ingenieur, 39 Jahre alt, viel im Ausland tätig – darüber aber in aller Ausführlichkeit der Artikel, der im Dezember vergangenen Jahres im hiesigen Anzeiger erschienen ist und der Ihnen allen fotomechanisch vervielfältigt vorliegt. Dort bitte ich auch die Einzelheiten über seine Familie zu entnehmen…»
    Splettstößer blickte auf die Journalisten hinunter, so als wollte er prüfen, ob sie auch wirklich alles mitschrieben, was er da von sich gab. Dann fuhr er fort:
    «Nun zum Tathergang. Christian Machnik hatte seinem Vater vor etwa zwei Monaten nach Indonesien geschrieben, daß Pook und Frau Machnik intime Beziehungen unterhalten würden. Daraufhin ist Machnik ohne Voranmeldung nach Dornrath gekommen und hat sich nur seinem Sohn zu erkennen gegeben. Seine Reiseroute: Mit der DDR-Gesellschaft Interflug bis Berlin-Schönefeld und dann über West-Berlin mit der Bahn hierher. Sie kennen das alte Stellwerk in Dornrath; von da aus, vom Bahndamm aus hat er seine Frau beobachtet – und er fand seinen Verdacht vollauf bestätigt. Vater und Sohn fuhren nun am 13. Juli, das war ein Dienstag, zu Pook hinüber, um ihn zur Rede zu stellen. Das war an dem Abend, an dem wir hier das große Gewitter hatten. Pook saß schon in seinem Wagen, um zu einer Fortbildungsveranstaltung nach Bad Harzburg zu fahren. Sie stoppten seinen Wagen, Herr Pook stieg aus. Die Unterredung wurde in wenigen Minuten sehr heftig und mündete schließlich in einer schnell brutal werdenden Schlägerei. Machnik und sein Sohn waren Pook kräftemäßig überlegen und ließen ihn dann, als sie ihn zusammengeschlagen hatten, am Straßenrand liegen.» Splettstößer machte eine kleine Pause und befeuchtete sich den trocken gewordenen Mund mit einem Schluck Selterswasser.
    «Pooks Verletzungen kennen Sie», fuhr er dann fort; «er muß noch einige Zeit gelebt haben. Augenscheinlich ist es ihm aber nicht gelungen, vorbeifahrende Autofahrer auf sich aufmerksam zu machen. Die Einlassungen der beiden Täter gehen dahin, sie hätten Pooks Verletzungen nicht für so schwerwiegend gehalten, wie sie wirklich waren; schließlich hätten sie keinerlei Waffen oder Instrumente benutzt. Es müssen ihnen aber doch Bedenken gekommen sein, denn etwa eine Stunde nach der Auseinandersetzung mit Pook beschlossen sie, noch einmal an dessen Haus vorbeizufahren. Da fanden sie dann einen Toten vor. Sie gerieten in Panik, vergruben Pook sehr sorgfältig im nahen Stadtwald und fuhren dann seinen Wagen zum Flugplatz Köln-Bonn, um eine Reise vorzutäuschen. Zu diesem Zweck rief Machnik dann auch einen Tag später mit ausgezeichnet verstellter Stimme im Lokal an und sagte, – er Pook – sei in Mailand und in Gefahr. Machnik fuhr sofort wieder nach Ostberlin zurück und flog von Schönefeld über einige Zwischenstationen nach Teheran, um sich dort ein Alibi zu verschaffen. Von da aus kam er dann mit einer Lufthansamaschine am

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