Von Moerdern und anderen Menschen
genau gesehen, tun Sie nicht so… Und was soll das Ganze, wenn ich mal fragen darf?»
«Wenn Sie sagen, ich hätte Ihnen den Mörder nur vorgespielt, dann müssen Sie ja wissen, wer’s wirklich war. Ihre Frau also?» Er sah Moderegger an.
«Meine Frau…?»
«Ja, wer denn sonst? Ihre Frau hat gemerkt, daß Sie und Isy was miteinander hatten. Sie merkt das, sie findet die Sachen, die Briefe, den Stofflöwen. Sie spült die Sachen runter, völlig außer sich; ich kenn sie doch. Sie fährt zu Isy, die beiden streiten sich, wie das so geht… Schließlich stößt sie Isy von der Leiter runter – ein bedauerlicher Unfall. Schädelfraktur, Bewußtlosigkeit, aus… Kein Mensch ahnt da was, von einem Mord. Gonschorek ruft mich an: Tut mir leid, ein Unfall, Ihre Sekretärin ist tot… Und ich Idiot komm zu Ihnen rausgefahren, um zu testen, inwieweit ich Ihnen vertrauen kann!»
Moderegger lächelte. «Tja – eine Dummheit macht auch der Gescheiteste.»
«Nun nehmen Sie doch endlich die Pistole weg, wir sind doch hier unter halbwegs gesitteten Menschen!»
«Erst geben Sie mir mal die Plastiktüte her, die Beweisstücke», forderte Moderegger.
Piesarcziks Stimme wurde hoch und schrill, fast kastratenhaft. «Mensch, Moderegger, Sie können doch Ihre Frau so oder so nicht mehr rauspauken – jeder weiß doch, wie eifersüchtig die ist und wie die reagieren kann.»
«Jeder? Das ist wohl ‘n bißchen übertrieben… Die Plastiktüte bitte!» Moderegger streckte die freie Hand aus.
«Machen Sie doch keinen Quatsch!» rief Piesarczik.
«Ihre Waffe funktioniert doch, ja?»
«Moderegger!» schrie Piesarczik.
Moderegger feuerte und traf die kleine Vase mit den Strohblumen, die auf der Konsole neben dem Telefon stand. «Ich kann mit so was umgehen, sehen Sie ja.»
Piesarczik kapitulierte. «Da haben Sie die Tüte – fangen Sie auf!»
«Danke.» Moderegger ließ Piesarcziks Beweismaterial unter seine Pelzmütze verschwinden.
«Und nun?» fragte Piesarczik.
Moderegger zuckte die Achseln. «Ja: was nun? Ich habe die Waffe, und Sie haben das Wissen… Sie lesen doch dauernd Kriminalromane: Was machen denn die Helden in einem solchen Falle?»
«Sie schaden doch Ihrer Frau nur!»
«Mensch, Piesarczik, für wie dumm halten sie mich eigentlich?»
«Wieso?» Piesarczik sah ihn verständnislos an.
Moderegger wollte ihn ins Wohnzimmer stoßen, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne. «Gehen Sie mal… Nein; bleiben Sie stehen.»
«Was denn nun?» Piesarczik wich in die Küche zurück.
«Sie haben mich da auf eine Idee gebracht… Vielleicht geht’s tatsächlich.» Moderegger zwirbelte seinen Bart.
«Auf was für ‘ne Idee?»
Moderegger überlegte laut. «Ich weiß selbst nicht so genau, wo meine Frau… Sagen Sie, Sie kennen da also einen von der Kripo?»
«Den Gonschorek, ja.»
«Können Sie dessen Stimme so einigermaßen nachmachen?»
«Ob ich… Ich hab’s noch nie versucht. Aber ich denke schon.» Piesarczik wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Moderegger hatte einen Entschluß gefaßt. «Kein Aber. Los – und kein Wort über die Situation hier. Nur die Frage, ob meine Frau tatsächlich im Krankenhaus bei ihrem Vater war und ob sie das bezeugen können und wie lange. Kreiskrankenhaus – 52391, das heißt, Sie können gleich durchwählen: 432, Schwester Johanna. Fragen Sie nach Herrn Rehlenberg, das ist ihr Vater.»
Piesarcziks Miene hellte sich auf. «Okay. Sagen Sie mir noch mal die Nummer, wenn ich wähle.»
«Fünf – zwei – drei – neun – eins – vier – drei – zwei…» wiederholte Moderegger.
Piesarczik wählte und hörte das Zeichen, daß er durchgekommen war. «So… Aber ich weiß wirklich nicht, was das…»
Da war das Krankenhaus. «Station 3, Schwester Johanna – bitte?»
Piesarczik spielte seine Rolle ganz ordentlich. «Guten Tag, Schwester, entschuldigen Sie bitte die Störung. Hier ist Gonschorek von der Kripo. Sie kennen mich ja sicher noch?»
«Herr Gonschorek, ja, kann sein, ich…»
«Nur eine kurze Frage: Es geht um Herrn Rehlenberg. Das heißt, um seine Tochter, Frau Moderegger. Rita Moderegger. Könnten Sie mir bitte sagen, wann Frau Moderegger heute bei Ihnen war?»
Die Schwester gab bereitwillig Auskunft. «Wann? Ja, sie ist vor dem Essen gekommen, mittags, zehn vor zwölf vielleicht. Und gegangen ist sie… warten Sie mal – sie war ziemlich lange hier heute – na, sagen wir: kurz nach drei. Sie wollte schnell nach Hause fahren, einen Fernseher für
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