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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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ihren Vater holen.»
    «Von zwölf bis fünfzehn Uhr war sie also ununterbrochen im Krankenhaus?»
    «Ja, sicher!»
    «Herzlichen Dank, das reicht mir, danke. Auf Wiederhören.» Piesarczik legte auf.
    «Na, ist Ihnen nun klar, daß ich Sie nicht gehen lassen kann?» fragte Moderegger.
    Piesarczik wurde noch um einige Grade bleicher. «Sie waren’s also, Sie selber…»
    «Gott, tun Sie doch nicht so! Sie haben’s doch gleich gewußt und nur gehofft, hier noch lebend rauszukommen, wenn Sie so tun, als wär’s meine Frau gewesen.»
    «Nein, wirklich nicht. Bestimmt nicht.» Piesarczik stöhnte auf. «Dann hab ich Sie also erst auf die Idee gebracht… Sie haben mich nur anrufen lassen, um zu sehen, ob Sie nicht alles auf Ihre Frau abwälzen könnten?»
    Moderegger lachte. «Genau! Womit’s ja nun Essig ist.»
    «Hätten Sie mich doch bloß in dem Glauben gelassen!» rief Piesarczik.
    Moderegger sah Piesarczik an, wie Psychologen ihre Versuchstiere ansehen. Dann roch er am Lauf der Waffe, die er in der Hand hielt. «Ach, Unsinn! Dann hätten Sie meine Frau angezeigt, und meine Frau hätte ein bombensicheres Alibi – und allen wäre klargewesen, daß ich es getan haben muß, und…»
    «Ja, aber wenn Sie mich jetzt umlegen, dann ist es doch erst recht jedem klar, daß Sie’s gewesen sind, und Sie sind doppelt dran!» rief Piesarczik.
    «Na und? Was soll ich denn sonst tun – mir jetzt ‘ne Kugel durch den Kopf jagen? Na!?» Moderegger setzte sich die Pistole an die Schläfe.
    «Mensch, Moderegger!» schrie Piesarczik.
    Modereggers Finger krümmte sich um den Abzug. «Nun sagen Sie schon, ja, tun Sie’s… Na los – sagen Sie’s! Dann drück ich ab. Hat ja doch alles keinen Zweck mehr.»
    «Mit meiner Pistole, vor meinen Augen – nein!»
    «Retten Sie sich, Piesarczik! Sagen Sie ja – oder ich knall Sie ab.»
    «Das ist doch Irrsinn hier – Irrsinn!»
     
     
    Es war erheblich kälter geworden, so daß der Schnee, der, anfangs mehr Regen noch, auf der Stelle weggetaut war, nun liegenblieb. Und es schneite seit mehr als einer Stunde ungewohnt, fast arktisch kräftig. Ärgerlich für die Hauswarte, die nun vom Fernseher weg hinunter mußten, um den Passanten wenigstens einige Schneisen zu schaffen, durch die sie gefahrlos ihre Autos erreichen konnten. Passierte was, gab’s Ärger.
    So war auch die Kühl an diesem frühen Samstagabend mit Besen und Schneeschieber zugange, als Seywald auf sie zutrat. «Darf ich Sie mal ‘n Moment stören, Frau Kühl?» Sie schien wenig geneigt, ihm etwas von ihrer knappen Zeit zu schenken. «Sehn Sie nicht, was los ist? Der ganze Schnee… Ich muß die Straße freihaben; wenn sich jetzt einer das Bein bricht, sind wir… Mein Mann liegt doch im Bett und kann sich nich rührn… Eh die von der Firma kommen und fegen…»
    «Geben Sie mal her!» Seywald nahm ihr den Schneeschieber weg.
    «Wenn Sie unbedingt wolln, Herr Seywald…»
    Er begann mit dem schmalen Weg zur Bushaltestelle. «So –geht ja noch prima.»
    «Wolln Sie die Sachen abholen von Ihrer Schwester?» fragte sie.
    «Nein, ich wollt noch mal mit Ihnen sprechen, mit Ihnen und Herrn Liebenhagen.»
    «Ich weiß doch auch nichts weiter», sagte sie schnell.
    Er ließ sich nicht beirren. «Aber Sie glauben doch auch, daß Isy was mit Herrn Piesarczik hatte?»
    «Gesehen hab ich’s nicht – aber der war bestimmt nicht dauernd bei ihr in der Wohnung, um fernzusehen.»
    «Und heute mittag war er auch da?» hakte Seywald nach.
    «Ja, hab ich doch schon gesagt, ‘s muß so Viertel nach zwölf gewesen sein. Da hat er bei ihr geklingelt.» Die Kühl band sich ihr Kopftuch fester.
    «Aber wann er wieder gegangen ist, haben Sie nicht gesehen?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Nee, hab ich nicht. Ich mußte mich ja auch mal wieder um meinen Mann kümmern – bei Ischias, da…»
    «Ja, kann ich mir denken. Aber sagen Sie mal, wie oft war denn Herr Piesarczik in letzter Zeit so hier?»
    «Die Woche ein-, zweimal vielleicht; immer abends.»
    «Aha, so oft also!» Seywald öffnete seinen Parka, das Schneeschippen war anstrengend.
    Die Kühl blieb neben ihm stehen und wurde vertraulich. «Ich will Ihnen mal was sagen, Herr Seywald, meine ganz persönliche Meinung, auch wenn’s Ihnen nicht passen sollte: Sie machen sich bloß lächerlich, wenn Sie Piesarczik was am Zeuge flicken wollen. Wenn Sie dem ‘n Mord anhängen wollen – der macht Sie doch fertig! Ausgeschlossen, daß das ein Mord… Vorsicht, Herr Liebenhagen, Vorsicht –

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