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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Finger zucken zu lassen.»
    «Na und? Zwei Stunden später hat Gonschorek Sie vom Schachbrett genommen. Vergessen Sie nicht, daß Gonschorek einer meiner besten Freunde ist. Der durchschaut das doch.»
    Moderegger blieb ironisch-überlegen. «Und? Was hätten Sie denn davon? Hundert Besucher mehr am Grab und ‘ne schönere Rede.»
    «Schön, Sie sitzen am längeren Hebel. Ich muß Ihnen wohl was bieten…» Piesarczik zündete sich eine Zigarette an.
    «Bieten Sie», sagte Moderegger.
    «Wir machen Sie zum Teilhaber und zum Geschäftsführer; ich selber steig aus, ich bleib höchstens noch als Berater.»
    Moderegger schien interessiert. «Und was krieg ich für Garantien?»
    «Alle Informationen über die Preisabsprachen.»
    «Nicht schlecht.» Moderegger kaute weiter Erdnüsse. «Ich glaub aber, Ihrer Mutter wird das Leben ihres einzigen Sohnes noch ein bißchen mehr wert sein…»
    «Nee, Moderegger!»
    «Sehn Sie doch mal mein Risiko: Wenn Sie nun doch nicht im Hubertus waren, wenn Sie mich nun doch in die Pfanne hauen? Die Preisabsprachen, schön; aber mehr als 50000 Mark Strafe wird Ihnen das Kartellamt nicht aufbrummen. Ein bißchen mehr sollte Ihnen die zweite Hälfte Ihres Lebens doch wert sein.»
    Piesarczik drückte seine Zigarette aus. «Ich verstehe… Das wollen Sie also.»
    Moderegger dachte einen Augenblick nach, dann hatte er Piesarczik verstanden. «Ja, die verschwundenen Unterlagen im Fall Weißmantel: Kasernenbau, Bungalow… Genau.»
    Piesarczik gab sich nach kurzem Zögern geschlagen. «Okay, das ist Ihr Sieg. Ich wollt mit Ihnen ein bißchen Mensch-ärgere-dich-nicht spielen; woher sollt ich wissen, daß Sie ‘n Duell auf Leben und Tod daraus machen werden?»
    Moderegger blieb äußerlich unbewegt. «Sie können Ihre Mutter anrufen, da drüben.»
    «Ja, danke.» Piesarczik erhob sich.
    «Aber keine Warnung oder so was – sonst…!»
    «Ja, schon gut.» Piesarczik ging zum Telefon hinüber und wählte. Sie war sofort am Apparat. «Hallo, Mutter? Ich bin’s. Du, ich steh hier bei Moderegger…»
    «Du bist ja so… Is was?» Es war wohl eine Art Instinkt bei ihr.
    «Ja, es is ‘ne ganze Menge; was, wirst du schon noch sehen. Im Augenblick wollt ich dir auch bloß sagen, daß sich dein Herzenswunsch endlich erfüllt hat.»
    «Was für ‘n Herzenswunsch?» fragte sie.
    Piesarczik wirkte ungemein erleichtert, ja heiter. «Na, der Herzenswunsch nach einem Mann, der so mit allen Wassern gewaschen ist, wie Vater es war. Einer, der die Firma auch durch Krisenzeiten durchbringt, nicht so ‘n Waschlappen wie ich, der morgen Konkurs anmelden müßte. Komm mal her, dann kannst du dir das Schmuckstück gleich an Ort und Stelle ansehen.»
    «Hast du was getrunken, Michael?»
    «Ach, Quatsch! Setz dich in ‘ne Taxe und komm her.»
    Sie schien irgendwie verwirrt. «Ich kenn doch Moderegger… Du meinst doch Moderegger?»
    «Ja, sicher mein ich den. Und vergiß nicht, mein grünes Notizbuch aus dem Tresor zu holen und die Weißmantel-Akten aus dem Versteck unterm Öltank. Das bringst du alles mit – capito?»
    «Du bist wohl verrückt geworden!»
    «Im Gegenteil – hier siegt gerade die Vernunft. Aber vorher… SOS, höchste Alarmstufe. Du kennst doch Vaters Codewort für solche Notfälle: Seid schlau, lernt beim Bau!»
    «Ist gut. Ich komme», sagte sie.
    «Beeil dich bitte, wenn’s geht!» Er warf den Hörer auf die Gabel.
     
     
    Als er zum zweitenmal innerhalb von vierundzwanzig Stunden das Polizeipräsidium betrat, brauchte Seywald nicht lange zu suchen; er sah Gonschorek einen dieser entsetzlich langen Flure entlangeilen und lief ihm hinterher.
    «Hallo, Herr Gonschorek… Moment bitte!»
    Gonschorek stoppte. «Was denn nun schon wieder?»
    Seywald war außer Atem gekommen. «Ich muß Sie noch mal sprechen – dringend!»
    Gonschorek wurde barsch. «Herr Seywald, ich…»
    Seywald fiel ihm ins Wort. «Ich weiß, Sie haben keine Zeit – aber ich habe Beweise, handfeste Beweise diesmal!»
    «Beweise – gegen Piesarczik?» Gonschorek sah ihn ungläubig an.
    «Ja, gegen M-Punkt, gegen Michael Piesarczik.»
    «Und was für Beweise?»
    «Zeugenaussagen», antwortete Seywald mit Nachdruck. «Da ist die Frau des Hausmeisters, ARIANE-Hochhaus. Die hat gesehen, wie Piesarczik Viertel nach zwölf in Isys Wohnung verschwunden ist. Da hab ich Herrn Liebenhagen, Piesarcziks alten Prokuristen. Der hat Piesarczik ebenfalls gesehen, und der kann auch bezeugen, daß er mit meiner Schwester was hatte. Außerdem

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