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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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wir’s mal nicht so verbissen sehen; das krieg ich am Wochenende schon wieder hin – selber, da brauch ich nicht mal ‘ne Werkstatt zu.»
    «Aber nicht doch! Wozu zahl ich denn meine Versicherung?»
    Klatt ging zu seinem Wagen zurück. «Sparen wir uns doch den ganzen Papierkram – vergessen Sie’s.» Er zog seine Tür wieder auf, um einzusteigen.
    Der andere war ihm gefolgt. «Das kann ich Ihnen nicht zumuten, kommt nicht in Frage! Übrigens, Mahnke ist mein Name, Thomas Mahnke, Tommi…» Er faßte Klatt am Arm.
    «Nun lassen Sie mich schon, ich hab’s eilig.» Klatt wollte Tommi abschütteln.
    Tommi ließ Klatt los und packte statt dessen die Wagentür. «Aber nicht doch!»
    «Finger weg von meiner Tür!» rief Klatt.
    «So schnell steigst du hier nicht wieder ein!»
    Klatt zeigte sich irritiert. «Sagen Sie mal – was soll ‘n das alles?»
    «Mensch, Ulli, für wie dumm willsten mich noch verkaufen!?» rief Tommi.
    «Ich versteh wirklich nicht, was Sie hier von mir wollen!»
    «Was ich von Ihnen will, Herr Schulz…» Tommi grinste.
    «Ich heiß nicht Schulz!»
    «Was ich von Ihnen will, Herr Schulz: genau die Hälfte – und das sind nach meiner Rechnung 56814 Mark. Hab ich aus der BILD-Zeitung – stimmt doch, oder?»
    Klatt lächelte gequält. «Ich weiß zwar nicht, mit wem Sie mich da verwechseln, Herr Mahnke, aber ich glaube…»
    Tommi lehnte sich gegen die Tür. «Hör auf zu glauben! Erst mal untertauchen, Gras über die Sache wachsen lassen – ich kenn doch dein Rezept. Untertauchen, unter anderm Namen ‘n seriöses Geschäft aufmachen – und bald hast du ‘ne wunderbare Erklärung dafür, wo dein vieles Geld herkommt… Genial!»
    «Ich kann Ihnen da wirklich nicht folgen.»
    Tommi stieß mit dem Fuß eine leere Zigarettenschachtel. «Hör endlich auf mit deiner komischen Schauspielerei – das nimmt dir ja doch keiner mehr ab. Und wer dich kennt, der erkennt dich auch mit Bart und Brille.» Er ließ seine rechte Hand vorschnellen, um Klatt den Bart abzureißen.
    Klatt wich zurück. «Fassen Sie mich nicht an!»
    Tommi verfehlte zwar den Bart, erwischte dafür aber etwas anderes. «Was steckt denn da in der Brusttasche? ‘ne Visitenkarte… Klaus-Dieter Klatt, Vertretungen aller Art, Hessenallee 24, 1000 Berlin 19 – schöne Gegend! Da möcht ich auch mal wohnen. Aber ich hab ja nicht den Geldtransport in Dornrath überfallen, und ich hab auch nicht den Filialleiter erschossen… Von mir war der Tip; ich hab alles vorbereitet – und du machst die Sache alleine und sahnst dann ab. Nee, mein Lieber. Nich mit mir – mit mir nich!»
    «Mit mir auch nicht!» Klatt nutzte seine körperliche Überlegenheit und versetzte Tommi einen kurzen Haken in den Magen, daß der mit einem unterdrückten Schmerzensschrei aufs Pflaster knallte. Dann ließ er seinen Wagen im Stich und jagte, die Straße war gerade frei, zum nahen U-Bahneingang hinüber.
    Tommi raffte sich wieder auf und folgte dem Flüchtenden, wenn auch rechts und links von ihm lebensgefährlich dicht die Autos an ihm vorbeischossen. Er war sechs Jahre jünger als Klatt, und er war der weitaus bessere Läufer. So kam er näher und näher. Als er die Treppe hinunterlief, hörte er aus dem Lautsprecher die Stimme des Zugabfertigers. «Beim Ein- und Aussteigen beeilen bitte – beeilen bitte!» Das hieß, daß da unten ein abfahrtbereiter Zug stand…
    Klatt wollte gerade in die hintere Tür des letzten Wagens springen, als Tommi ihn erreicht hatte und am Jackett packte.
    «Noch mal gehst du mir nicht durch die Lappen!» keuchte er.
    Klatt war ebenfalls völlig außer Atem. «Loslassen, du…! Ich…»
    Wieder die Stentorstimme des Zugabfertigers: «Nach Rathaus Steglitz zurückbleiben!» Dann, als die beiden noch immer an der Bahnsteigkante rangen, kam es wütend und energisch: «Zurückbleiben!»
    Die Türen schlossen sich, der Zug fuhr an.
    «Der Zug ist abgefahren», höhnte Tommi, «diesmal ohne dich.»
    Klatt schien sich geschlagen zu geben. «Okay, gehen wir wieder nach oben und machen die Sache klar.»
    Tommi geriet offenbar in euphorische Stimmung. «Ich versprech dir auch, daß ich meinen Anteil nicht gleich mit vollen Händen aus’m Fenster werfe… Haste’s hier in Berlin versteckt?»
    «Da reden wir noch drüber. Wie bist du denn eigentlich dahintergekommen?» fragte Klatt.
    «Na, mehr oder minder durch Zufall», antwortete Tommi.
    Klatt wurde geschäftig. «Dann komm mal, wir nehmen den Ausgang hinten…» Sie gingen den

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