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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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zögerte eine Sekunde. «Piesarczik? Nein. Der war vorhin mal hier, hat mir ‘ne Blaupause gebracht, aber dann ist er wieder weiter.»
    «Und wohin, wissen Sie nicht?» fragte Seywald.
    «Nein, keine Ahnung. Der hat nicht viel gesprochen, der war ziemlich durcheinander. Kein Wunder; schließlich war er mit Ihrer Schwester… eh liiert.»
    «Das stimmt also?» wollte sich Seywald vergewissern.
    «Hundertprozentig, ja. Aber seine Mutter hat ja so ‘n Terror gemacht: entweder sie oder ich. Genau wie Ihre Schwester. Ich hab da so einiges mitbekommen – tragisch, ja.» Langsam wich die Spannung aus Modereggers Gesicht.
    «Und Sie meinen, meine Schwester hat Piesarczik unter Druck gesetzt?»
    «Sicher – bei dem, was die wußte… Aber seine Mutter war noch schlimmer; die macht doch mit ihm, was sie will. Vielleicht ist die Idee… Ich weiß, warum Sie fragen, ich weiß. Aber kommen Sie doch rein, Herr Seywald.» Das war Vabanque.
    Seywald lehnte ab. «Vielen Dank, das reicht mir schon. Ich muß weiter!»
    Über Modereggers Gesicht huschte so etwas wie ein Lächeln. «Wie Sie wollen… Und versuchen Sie, darüber wegzukommen.»
    «Ja, danke. Wiedersehen.»
    «Wiedersehen!» Moderegger ließ die Taste los. «Das war’s, Chef, Sie können die Hände wieder runternehmen. Das war Isys Bruder – und, haben Sie’s mitbekommen: der hält Sie für Isys Mörder. Alles, was der sagt, ist Wasser auf meine Mühlen. Da gibt’s keinen mehr, der nicht von Ihrer Schuld überzeugt sein wird.»
    «Das ist doch lachhaft!»
    «Irrtum… Einen besseren Beweis als einen Piesarczik, der Selbstmord begangen hat, den gibt es doch gar nicht. Kommen Sie, wir fahren jetzt in Ihrem Wagen zum Stadtwald rüber. Es tut mir leid, aber…»
    «Lassen Sie doch endlich den Quatsch!» Für Piesarczik schien das Ganze noch immer höchst irreal zu sein.
    «Dann eben hier!» Moderegger zuckte die Achseln.
    Piesarczik nahm einen neuen Anlauf. «Mensch, Moderegger, das wär nicht nur mein Selbstmord, das wär auch Ihr Selbstmord: Ich hab doch zur Tatzeit mit Weinert, mit Dr. Blumenthal und mit, mit… diesem Mattussek von der Bürgerinitiative im Hubertus gegessen –dem Baudezernenten, dem Polizeipräsidenten und dem führenden Rechtsanwalt hier! Meinen Sie denn, die könnte ich alle kaufen, und den Ober und den Hotelchef dazu? Das ist doch absurd!»
    «Das ist Ihr Strohhalm, nichts weiter», sagte Moderegger.
    «Rufen Sie doch im Hubertus an!» sagte Piesarczik.
    «Haha, Sie Witzbold! Sie wissen doch ganz genau, daß die im Hubertus keine Auskünfte über Sie erteilen. Weder mir noch Ihrer Mutter. Nicht mal der.»
    «Dann lassen Sie mich doch selber anrufen», schlug Piesarczik vor.
    «Das könnt Ihnen so passen!»
    «Ich weiß genau, warum Sie hier pokern», sagte Piesarczik.
    «Um meine Freiheit, um mein Leben, wenn Sie wollen: in zehn Jahren Knast geh ich kaputt.»
    «Wenn Sie glauben, ich krieg hier wieder ‘ne Herzattacke – ich hab heute morgen genug Tabletten geschluckt! Als hätte ich geahnt, was…»
    Moderegger stand auf. «Los jetzt, raus hier und in Ihren Wagen rein!»
    Piesarczik blieb sitzen. «Ihre Rechnung kann nicht aufgehen, Moderegger – nehmen Sie doch endlich mal Vernunft an! Ich hab zur Tatzeit im Hubertus gesessen – und sogar noch ‘ne Stunde davor und danach. Auch wenn die ganze Welt Isy mit mir zusammenbringt – die Gleichung geht nicht auf.»
    Moderegger blieb an der Tür stehen. «Und was schlagen Sie deswegen vor, wenn ich bitten dürfte?»
    «Daß Sie mich endlich nach Hause fahren lassen», antwortete Piesarczik.
    Moderegger tippte sich gegen die Stirn. «Trotz Ihres Alibis, wenn’s wirklich stimmen sollte: Sie müssen mich doch einfach hochgehen lassen, um sich selber von aller Schuld reinzuwaschen. Tun Sie’s nicht, reden die Leute noch bis an Ihr Lebensende drüber; da bleibt immer was hängen.»
    Piesarczik wollte das nicht gelten lassen. «Wenn Sie vor Gericht stehen und verurteilt werden, dann schadet’s der Firma noch hundertmal mehr. Bei der FUNKTIONAL-BAU – Mord und Totschlag.»
    Moderegger lachte. «Wenn Sie Selbstmord begehen und Ihre Mutter mich als Geschäftsführer einsetzt, dann schadet’s ihr am allerwenigsten.»
    «Vergessen Sie nicht, daß ich ein Alibi habe!»
    «Und vergessen Sie nicht, daß ich Ihre Pistole habe.»
    Piesarczik stöhnte. «Das schönste Patt, das man sich denken kann.»
    «Kein Patt», widersprach Moderegger. «Ich kann Sie jederzeit mattsetzen, ich brauch bloß mal meinen

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