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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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ganz oben bin.
    Moderegger stoppte das Band.
    «So war das also», sagte Piesarczik. «Und ich hab mich gewundert, warum ich bei ihr nicht so richtig zum Zuge gekommen bin. Ich hab zwar unheimlich viel investiert, aber…»
    «Wir brauchten Sie als Alibi», sagte Moderegger, «als Tarnung – alle Welt hat doch gedacht, Sie und Isy… Da bin ich gar nicht aufgefallen, und Rita hat wohl bis jetzt nichts gemerkt.»
    «Nehmen Sie denn alles auf Band auf, was bei Ihnen gesprochen wird?» fragte Piesarczik.
    «Alles nicht, aber das Wesentliche. Unterm Sofa hier ist ein Knopf, so ‘n Sensor, und bei mir nebenan läuft dann ein Tonband. Wenn das große Studiogerät hier im Zimmer ausgeschaltet ist, kommt keiner auf die Idee, daß… Nicht mal meine Frau ahnt was.»
    Piesarczik hatte einen ganz bestimmten Verdacht. «Dann haben Sie also vorhin auch, vorhin, als ich…?»
    «Ja, kommen Sie mit rüber. Aber keine… Die Hände etwas höher! Vor mir her, die zweite Tür links.» Sie gingen quer durch die Diele. «So, sehr schön, so…»
    Piesarczik klinkte die angegebene Tür auf. «Soll ich mich hier an den Schreibtisch…?»
    «Ja, aber weg vom Fenster.» Moderegger klappte ein Regal auf. «Sehen Sie, das kleine Gerät hier. Ich laß mal das Band zurücklaufen… So; hier müßte’s sein…» Er drückte ein paar Tasten, dann hatte er die richtige Stelle gefunden. Moderegger:… doch was mit der Firma – steht das Kartellamt vor der Tür, die Absprachen?
    Piesarczik: Mein Gott, ich sag Ihnen doch – die Firma ist es nicht! Moderegger: Ihre Mutter? Piesarczik: Nein, ich selber… Ich brauche ein Alibi.
    Moderegger: Ein Alibi – wozu?
    Piesarczik: Wozu, wozu! Um nachzuweisen, daß ich in der Zeit von eins bis zwei, dreizehn bis vierzehn Uhr, nicht da gewesen bin, wo ich gewesen bin.
    Moderegger: Wo waren Sie denn? Piesarczik: Bei einer Dame war ich.
    Moderegger war nicht ganz zufrieden. Er stoppte das Band wieder und ließ es, während er sprach, noch ein Stückchen weiter vorlaufen. «Jetzt muß doch Ihr Geständnis bald kommen.»
    «Geständnis, Geständnis!» fuhr Piesarczik ihn an. «Hörn Sie doch auf mit dem Quatsch! Sie wissen doch genau, daß ich Ihnen da was vorgemacht habe.»
    Moderegger lächelte. «Ich ja, Sie auch. Aber sonst weiß es weiter keiner…» Jetzt hatte er die richtige Stelle gefunden. Moderegger: Lassen Sie endlich meine Uhr in Ruhe! Piesarczik: Isy… Ich hab sie umgebracht, Moderegger, umgebracht.
    Sie müssen mir helfen. Moderegger: Sie haben sie nicht umgebracht… Sie können doch so was gar nicht – Sie doch nicht! Piesarczik: Ich war völlig außer mir. Ich hab sie weggestoßen, die Treppe runter, mit dem Kopf auf eine schwere Marmorplatte rauf und…
    Moderegger: Hören Sie auf, aufhören! Piesarczik: Ich wollte es nicht, bestimmt nicht! Aber die sagen doch, daß das geplant war: Mord. Und selbst wenn ich nur Totschlag – Moderegger drückte die Stopptaste. «Alle Welt hat Sie mit Isy gesehen, alle Welt ist sicher, daß Sie was mit ihr hatten. Und jetzt Ihr Geständnis hier…»
    Piesarczik umklammerte die Sessellehne. «Sie wolln doch nicht etwa Gonschorek anrufen?»
    «Doch, das will ich. Das muß ich sogar.»
    «Das ist doch idiotisch!» rief Piesarczik.
    «Wieso ist Notwehr idiotisch?» fragte Moderegger.
    «Notwehr?»
    «Ja, sicher.» Moderegger verschloß das Tonbandgerät wieder. «Als ich nicht bereit war, Ihnen ein falsches Alibi zu geben, haben Sie die Beherrschung verloren. Außerdem mußte der einzige Mitwisser verschwinden, den Sie hatten. Kurzschluß! Sie haben geschossen. Der erste Schuß hat die Vase getroffen. Der zweite wird in meinen Bücherschrank gehen. Da hab ich mich auf Sie geworfen und Sie überwältigt. Was blieb mir denn weiter übrig?»
    «Das ist doch Wahnsinn!»
    «Sicher, aber der Wahnsinn hat Methode, Piesarczik – die einzige Methode, mich zu retten. Oder ich fahr Sie in den Wald, wo Sie dann Selbstmord begangen haben. Mit Ihrer Waffe hier. Fingerabdrücke sind sicher noch genügend drauf… Ich selber hab Handschuhe an, wenn Sie mal genau hinsehen wollen.»
    Piesarczik kämpfte. «Meine Mutter weiß doch, daß ich hier bin, und die im Krankenhaus werden Gonschorek auch von dem mysteriösen Anruf unterrichten.»
    «Na und? Mich stört’s nicht.»
    Piesarczik spielte einen seiner Trümpfe aus. «Mensch, Moderegger, als Sie vorhin Ihre Frau zum Auto rausbrachten, da hab ich meine Mutter angerufen und ihr gesagt, was ich mit Ihnen vorhatte – diesen

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