Von Moerdern und anderen Menschen
lassn», sagte Wolfgang.
«Wie dann – vielleicht uff de Schubkarre?» erkundigte sich Czapalla höhnisch.
«Nee. Abends, im Kofferraum.»
«Inzwischen kommt doch Mutta nach Hause!»
«Die wird schon mitmachn. Die wird schon kapiern, wat hier Sache is», meinte Wolfgang.
Czapalla war noch immer nicht überzeugt. «Und Klatts Wagen? Klatts Karre steht doch noch vorne anne Ecke. Und die Jonassen, die hat den Klatt doch ooch kommen sehn, die hat jrade ihre Rosen jeschnitten, alza hier jeklingelt hat.»
«Det is natürlich Scheiße!»
«Und außadem steht ja mein Name bei ihm in’n Notizbuch», fügte Czapalla noch hinzu.
«Det is das wenichste. Da machen wa ‘n Haken hinta, jenau wie bei die andern da, denn detta hier war, det könn’n wa sowieso nich abstreiten – wejen der Jonassen. Det Notizbuch könn wa sojar im Auto liejenlassen, Fingaabdrücke natürlich ab.» Das klang professionell – Wolfgang hatte viele Fernsehserien gesehen, ganz zu schweigen von den Jerry-Cotton-Heften, die er, trotz der Verbote seines Vaters, verschlungen hatte.
«Und det Auto selba?»
«Det fahr ick jetz inne Stadt rin, in irgend ‘n Parkhaus», sagte Wolfgang.
Czapalla machte einen letzten Versuch, ihm diese Wahnsinnsidee, wie er meinte, doch noch auszureden. «Wat meinste denn, wer dich jetz um die Zeit allet sieht, wie de in Klatts Wagen rinklettast – die Kinda komm jetz alle aus da Schule, und die Jonassen, die fummelt ooch imma noch in ihren Scheißjarten da rum.»
Wolfgang zerstreute auch diese Bedenken. «Na, prima, ‘n bessren Zeujen könn’ wa doch janich harn, det Klatt hier wieda abjedampft is.»
«Du hast se ja nich mehr alle!» rief Czapalla.
Wolfgang tippte sich an die Stirn. «Köpfchen – hier! Die kleenen grauen Zellen. Ick hab dieselbe Fijur wie Klatt, ick zieh jetz seine Sachen an und nehm seine Tasche und dann jeh ick janz jemütlich zu seinem Waren rüba. Det heißt, ick renne rüba, denn draußen fängtet jrade an zu regnen… Kiek mal aus’m Fenster, ‘n halba Wolkenbruch. Bessa kann’t ja nich komm’n!»
Zu Zeiten großer Ereignisse – Funkausstellung, Kirchentag oder Turnfest – sind die Berliner Hotels mehr als ausgebucht, und die spontan oder verspätet anreisenden Gäste müssen sich mit Privatquartieren begnügen; an diesem Vormittag aber konnte der Besitzer des nicht gerade riesigen City-Hotels – Lietzenburger Straße, Nähe Kudamm – in aller Ruhe seine Berliner Morgenpost lesen. Er ließ sie erst wieder sinken, als zwei Herren an der Rezeption erschienen, die er anhand bewährter Kriterien – Haarschnitt, Kleidung, Auftreten – sofort als Beamte identifizierte, Beamte auf Dienstreise. Letzteres war allerdings falsch, denn Koch hatte seine Reisetasche nur bei sich, um nachher gleich zum Training fahren zu können.
«Meine Herren, was kann ich für Sie tun?»
Mannhardt machte sich und seinen Kollegen bekannt. «Kriminalpolizei, Mannhardt – Herr Koch…»
Voller Mißtrauen besah er sich die Dienstmarke. «Darf ich mal… Danke, ja.»
«Wir hätten gern mal die Zimmernummer eines Herrn aus Jülich – Thomas Mahnke. Der wohnt doch bei Ihnen, oder?»
«Mahnke – ja.»
Mannhardt zog eine Art Visitenkarte hervor. «Wir haben dieses Kärtchen hier bei ihm im Portemonnaie gefunden – Adresse, Lageplan und so weiter. War er allein hier?»
«Ja, sicher war er allein hier; Einzelzimmer. Und ich hab ihn auch nie in Begleitung gesehen.» Der Hotelier gähnte hinter vorgehaltener Hand.
«Heute morgen auch nicht?»
«Nein. Er hat allein gefrühstückt und ist dann so gegen zehn mit dem Wagen weggefahren.»
«Jülicher Nummer?» fragte Koch.
«Ja, soweit ich weiß.»
«Und seit wann war er hier?» fragte Mannhardt.
«Seit drei Tagen jetzt. Drei Übernachtungen», antwortete der Hotelier.
Mannhardts Ton wurde aggressiver. «Und warum war er hier? Haben Sie zufällig mal…?»
Der Hotelier wurde ein wenig gesprächiger. «Ja, er wollte sich hier ‘ne neue Stelle suchen. Er war wohl bei der Post, Fernmeldemechaniker oder Fernmeldetechniker, ich weiß nicht mehr so genau. Jedenfalls wollte er in die freie Wirtschaft. Gestern war er wohl bei der EUROMAG hier, sich vorstellen, aber da scheint es nicht so recht geklappt zu haben.»
Mannhardt nickte. «Das wundert mich nicht weiter, meine Frau arbeitet da halbtags im Büro; die wissen selbst nicht mehr, wohin mit ihren Leuten. Aber was anderes wundert mich: Sie haben uns bisher nicht ein einziges Mal gefragt, woher
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