Von Moerdern und anderen Menschen
wo rufst ‘n an?»
«Vonne Kantine aus», antwortete Rudi. «Wir sitzen gerade hier – hier spielnse alle varückt.»
«Warum ‘n dit?» fragte Czapalla.
Rudi klärte ihn auf. «Weil wa da Sonntach mitmarschiert sind – jejen det neue Kraftwerk. Jenau am Oberjägaweg hamse uns fotografiert – is heute inne Zeitung drinne. Und jetzt tobense alle, beede Seiten: Betriebsleitung und Kollejen: Wenn die da nich bauen, jehn uns Milljonenuffträge durch de Lappen – und dann is Sense hier. Und du Idjot, du trächst ooch noch det Riesenplakat da: Laßt den Senat nicht falsch entscheiden, denn sonst müssen alle Bürger leiden! – Kannste janz deutlich lesen.»
«Und wat soll ick nu machen?» fragte Czapalla.
«Dir ‘n bißchen zurückhalten, Czappi. Zieh die Bremse an! Also keenen Uffstand mehr bei euch inne Abteilung.»
«Scheiße! Wir machen uns doch alle selba kaputt», sagte Czapalla.
«Halt du mal alleene mit da bloßn Hand ‘n fahrenden Zuch uff!»
«Lieba lassen wia uns alle übarolln, wa?»
«Hör uff mit deine düstren Sprüche… Du, da is noch wat!»
«Watten nu noch?» Czapalla schien immer mißvergnügter zu werden.
«Weeßte doch, seitse uns diesen Dr. Horlach aus Essen rübageschickt ham, da wolln se doch hier Personal abbauen, und der will sich doch profilier’n hier… Und weeßte, wat er jetz vorhat?» Rudi machte eine kleine Kunstpause.
«Nee. Woher soll ick det wissen? Ick sitz hier za Hause und…»
«Janz kurz, ick muß jleich wieda… Der Erich, der hat eben ‘n Anruf aus de Zentrale bekommen, daß der Dr. Horlach jetz hier ‘n Detektiv anheuan will, der uns uff de Finga sehn soll: ob de Sachen aus de Firma mitnimmst, wat mit Schwarzarbeet is, wenn de offiziell krank jeschrieben bist, wat de politisch für Aktivitäten an den Tach lechst und so weita… Ick weeß ja nich, wat daran nu wahr is oda nicht, aba wir solln’t mal uff alle Fälle im Ooje behalten.»
«Mach ick, ja. Aba det is doch wohl ‘ne Ente; jeht doch rechtlich jar nich…» Czapalla nahm den Hörer ans andere Ohr.
«Wer weeß ‘n det so jenau, du vielleicht? Klant soll der Mann heißen oda Klatt – so jenau hat Erich det nich mitjekricht. Na, is ja ooch ejal. Ick muß jetzt… Ja, ick komm ja schon! – Bis später dann!» Rudi legte auf.
«Ja, ‘tschüß dann», sagte Czapalla zu der toten Leitung und legte auf. Einen Augenblick zögerte er noch, dann stürmte er die Treppe hinauf. Er sah Klatt ein paar Flugblätter in die Hand nehmen.
«Die Finga weg von meinem Schreibschrank!»
Klatt fuhr herum. «Was ist denn… Ich versteh nicht…Ich…»
Czapalla verlor langsam die Kontrolle über sich und seine Handlungen. «Du verstehst mich nich, du miesa kleina Schnüffla? Dann wirste mich jleich mal verstehn! Da – weg mit dem Scheiß!» Er warf einen Teil von Klatts Papieren aus dem Zimmer.
«Mein Lehrmaterial! Czapalla, sind Sie denn…»
«So – deine Aktentasche fliecht jleich hinterher!» Er schmiß sie ebenfalls die Treppe hinunter und geriet immer mehr in Rage. «Mit einem schönen Gruß von Dr. Horlach!»
Klatt baute sich drohend vor ihm auf. «Jetzt reicht’s mir aber!»
«Mir reicht’s schon lange. Rumspionieren! Hausfriedensbruch! Hier bin ick Herr im Hause. Und jetzt raus hier – solche Schweine wie du, die harn hier nischt zu suchen. Los, ab!» Er packte Klatt.
Klatt versuchte ihn abzuschütteln. «Lassen Sie mich los! Ich bin von der GFL und sonst…»
«Nischt bist du! ‘n billija Achtgroschenjunge bist du!» schrie Czapalla ihn an. «Los, hau ab, eh de ooch noch de Treppe runtasejelst!»
«Das wollen wir doch noch mal sehen!» Klatt zog sich ans Fenster zurück und umklammerte mit der rechten Faust Czapallas kiloschwere Stichsäge.
«Ja, das wer’n wa ooch sehn!» Czapalla, durch Klatts Griff zu dieser gefährlichen Waffe bis aufs äußerste gereizt, griff sich das schwarze Zuleitungskabel und riß so kräftig daran, daß Klatt die Stichsäge aus der Hand gefetzt wurde. Dann zog er ihm das Kabel, als wär’s eine Peitsche, kurz über die Schulter.
Klatt riß die Arme nach oben. «Czapalla, sind Sie denn… Hörn Sie doch auf!»
Czapalla wurde wieder etwas ruhiger. «Wenn ihr denkt, ihr könnt mit uns allet machen, watta wollt, dann…»
«Ich geh ja schon», sagte Klatt in einer Art schutzbietender Demutshaltung. «Aber… mein Feuerzeug, mein Kugelschreiber, mein…»
«Schmeiß ich dir allet aus’m Fensta hintaher, aba erst mal raus hier, du stinkst mir zu sehr!»
Das
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