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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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denn unser Interesse an diesem Herrn Mahnke wohl herrührt?»
    Der Hotelier tat gelangweilt. «Wo soil’s schon herrühren… Entweder er hat ein Verbrechen begangen, oder er ist Opfer eines Verbrechens geworden.»
    Koch stieß sofort nach: «… was Sie bei Mahnke nicht weiter gewundert hätte?»
    «Offen gesagt, nein. Ein Fernmeldemechaniker, dazu einer, der noch dazu Arbeit sucht – und dann ein Zimmer für über siebzig Mark? Und im Restaurant keine Rechnung unter fünf und vierzig Mark, auf dem Hof einen Mercedes geparkt…»
    «Vor anderthalb Stunden ist er vor die U-Bahn gestoßen worden, vor einen einfahrenden Zug, Linie 9, Kurfürstendamm», sagte Mannhardt.
    «Der Arme… Da gibt’s Schöneres. Wie kommt der aber in die U-Bahn? Der ist doch morgens mit seinem Wagen hier weggefahren…»
    «Offenbar hat ihn jemand verfolgt – oder er hat jemand verfolgt – , und sie sind von der Straße auf den Bahnsteig gerannt», sagte Koch. «Ein bulliger Mann; Anfang Dreißig vielleicht, mit Jeans und einem roten T-Shirt.»
    «Nie gesehen. Der war bestimmt nicht hier», erklärte der Mann in der Rezeption.
    «Ja, dann dürfen wir uns mal in Mahnkes Zimmer umsehen?»
    Der Hotelier nahm den Schlüssel vom Brett und reichte ihn Koch hinüber. «Bitte sehr – 115. Gleich hier die kleine Treppe hoch; ich brauche Sie wohl nicht zu begleiten…?»
    «Nein, vielen Dank auch», sagte Mannhardt und ging voran.
    Koch folgte ihm. «Sieht nich so aus, als würden wir in ‘ner Stunde fertig sein.»
    «Is ja auch kein Stundenhotel hier», lachte Mannhardt.
    «Schade», brummte Koch.
    «Nu schließ mal auf!» Mannhardt ließ ihn vorbei.
    Koch drehte den Schlüssel herum. «Bitte sehr… Ich hoffe sehr, Herr Direktor werden mit unserem Fürstenzimmer zufrieden sein – beachten Sie nur den herrlichen Ausblick auf unsere überfüllten Müllcontainer…»
    «Nu red nich so ville. Du nimmst den Koffer und die Reisetasche, ich nehm die Schränke.»
    Koch schaltete ein herumstehendes Kofferradio ein. «Ich darf doch…» Es kam die Gruppe Abba mit Money, money. «Je wohler man sich am Arbeitsplatz fühlt, desto höher die Leistung.»
    «Fang schon an – ich hab keine Lust, hier zu übernachten!» sagte Mannhardt.
    Sie arbeiteten eine Weile schweigend. Schränke wurden aufgeschlossen, Schubladen herausgezogen, Stühle verrückt, Gardinen zur Seite gezogen; ein Kofferschloß sprang auf, aus einem ‹Kulturbeutel› fielen die Sachen auf den Boden.
    «Scheiße!» rief Koch.
    «Mußt du denn alles in der Gegend verstreuen!» tadelte Mannhardt.
    Koch war fündig geworden. «Nee, aber sieh mal hier…Ich dachte erst, es ist Einwickelpapier, aber das hat er extra ausgeschnitten.»
    «Was denn?» Mannhardt sah noch nichts.
    «Den Zeitungsartikel hier – Dornrather Nachrichten…»
    Mannhardt kam herüber. «Zeig mal…» Er überflog die Schlagzeilen: VERFOLGER KALTBLÜTIG NIEDERGESCHOSSEN… Neuer Überfall auf Geldtransport in Dornrath… Bote niedergeschlagen, Filialleiter erschossen… Über 100000 DM erbeutet… «Schöne Überschrift», sagte er. «Aber du wirst lachen: das Fahndungsersuchen hab ich erst neulich wieder in der Hand gehabt…Verkaufsoffener Sonnabend, die ganze Tageseinnahme, das muß so ‘ne Art Großmarkt gewesen sein auf der Wiese draußen. Den einen Boten hat er niedergeschlagen und den anderen mit der Pistole in Schach gehalten – und dann hat der Filialleiter den Helden spielen wollen.»
    «Sag mal, könnte das nicht der Mahnke selber gewesen sein?» überlegte Koch.
    «Was steht denn da von der Täterbeschreibung?» fragte Mannhardt.
    Koch fuhr mit dem Zeigefinger die Zeilen entlang. «Hier… stämmig, untersetzt, um die Dreißig.»
    «Mahnke soll ja jünger gewesen sein – so jedenfalls die Leute aufm U-Bahnhof, der Zugabfertiger auch. Und eher ‘n bißchen dünne.»
    «Dann gibt’s doch nur eins», folgerte Koch: «Mahnke hat rausgekriegt, wer das Geld in Dornrath erbeutet hat – und er hat den Mann erpreßt.»
    «Worauf der ihn dann vor die U-Bahn gestoßen hat… Klingt wunderbar logisch.» Mannhardt setzte sich auf die Bettkante.
    «Warum hätt er sonst den Artikel ausgeschnitten?»
    Ob er wollte oder nicht, Mannhardt mußte die Fakten anerkennen. «Ja – und die Personenbeschreibung deckt sich auch. In Dornrath hat der zwar ‘ne Strumpfmaske getragen, aber… Die Skizze hier, und das, was wir vorhin gehört haben…»
    «Sicher, der ist nach der Tat untergetaucht – kein großes Kunststück hier in

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