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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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andres drinstehn? Ick denke, der wollt Fernlehrjänge vakoofn?»
    «Wollta ja ooch, aba bloß als Tarnung. Hier, kiek ma: Helmut Meier, Klaus-Dieter Dolata, Bernhard Ackermann, Roland Steinicke – allet Kollejen von mir, alle von da EUROMAG Berlin hier, und alle orjanisiert. Der janze harte Kern…»
    «Der wird ‘n Flugblatt von euch jefunden haben oder ‘ne alte Werkzeitschrift, und nu klappata alle ab», vermutete Wolfgang.
    «Ja, denkste!» rief Czapalla. «Wat steht ‘n hier – Freitachabend, 19 Uhr – hier, les ma!»
    «Wat da steht… Freitach, 19 Uhr, Dr. Horlach, Jägerstuben, Kurfürstendamm…»
    «Na, wat sachste nu!?» Czapalla sah seinen Sohn erwartungsvoll an.
    Der blieb hart. «Und wenn der zehnmal hier rumjeschnüffelt hat – du hast ‘n uff’m Jewissen, et bringt dir höchstens mildernde Umstände ein, zwee Jahre wenijer.»
    Czapalla wurde weinerlich. «Und du und Mutta – ihr könnt doch nich von die paar Piepen leben, die Mutta zweemal in die Woche da vadient. Du keene Arbeit, ick in Tejel – und jeden Monat achthundert Mark für det Haus hier abzahln… Und wenn ick wirklich nach zwee, drei Jahren schon rauskomme – da bin ick doch weg vom Fensta, für imma weg vom Fensta.»
    «Det hättste dir eha übalejen soll’n», sagte Wolfgang nur.
    «Et war ‘n Unfall – ‘n bedaualicha Unfall… Klatt wollte schnell wieda weg und is dabei die Treppe runta…»
    «Det kooft dir doch keen Schwein ab!»
    «Denn war’t eben Notwehr! Du warst Zeuge – bedroht hatta ma.»
    «Ja – mit’m Feuazeuch, wa?» höhnte Wolfgang.
    «Mit’m Messa.»
    «Mit Muttas Küchenmessa, haha! Und warum solla dir bedroht haben? Vielleicht wollta dir deinen alten Bohra klaun. So dußlich kann doch keen Bulle sein, detta da nich hintakommt.»
    «Dann weeß ick ooch nich mehr… Am besten, ich häng ma uff!»
    Czapalla preßte die Stirn gegen den Spiegel.
    «Damit kannste dich ooch nich vabessan», sagte Wolfgang.
    «Du kannst ooch nischt weita als dämlich quatschen!» Czapalla fuhr herum. «Du steckst ja ooch nich inne Tinte – ich möcht ma sehn, wat du machen würdest, wenn du’n runtajestoß’n hättst – da würd dir ooch der Arsch uff Jrundeis jehn.»
    Wolfgang steckte sich eine Zigarette an. «Übalejen wa doch mal. Die Idee, mitta Notwehr, die is Scheiße. Bleibt nur noch det mit ‘n Unfall. Wenn wa beede zusammenhalten und detselbe aussaren… Ick kam jrade aus de Küche, weil ick mir noch ‘n Bier holn wollte. Du hast oben jestanden und bist noch mal in’t Zimma jejangn, weila sein Feuazeuch vajessen hatte – und da isset dann passiert.»
    «Die is ja ooch furchtbar steil, die Treppe hier», sagte Czapalla.
    «Dann müssen wa aba gleich eins-eins-null anrufen, sonst merkense da wat anna Leichenstarre und wundan sich, warum wa erst ‘ne Viertelstunde jewartet harn.»
    Czapalla wurde wieder hektisch. «Ja, mach ma, ick steck ihm schnell noch seine Papiere in de Aktentasche. Und hörste: ‘n Streit hattet natürlich nich jejebn.»
    «Is doch logisch, Mensch!» Wolfgang begann schon zu wählen. «Oda soll ich nich doch lieba erst die Feuawehr anrufn? Det is doch bessa – bei ‘nem Unfall…?»
    «Ja, klar!»
    «Und steck ihm sein Notizbuch wieda inne Tasche», sagte Wolfgang noch, «und Fingaabdrücke abwischen – sicha is sicha.» Dann wählte er erneut. «Eins-eins… die Feuawehr hat doch eins-eins-zwei – Notruf, wa?»
    Da war Czapalla neben ihm und schlug mit der flachen Hand auf die Gabel. «Halt ma!»
    «Wat is ‘n nu schon wieda?» fragte Wolfgang.
    «Wat wa ooch tun», sagte Czapalla, «sie schalten die Kripo ein – haste ja eben selba jesacht: Fingaabdrücke abwischen. Und wat meinste, wat die EUROMAG tut, wenn die erfahrn, det der Klatt hier bei mir jestorbn is? Die hetzen mir doch ‘n Staatsanwalt uff ‘n Hals, und die feuan ma doch – uff da Stelle! Det hat doch allet keenen Zweck mehr. Die suchen doch schon lange nach’m Jrund, det se mich loswerdn könn’n – und wenn det jetz keen Grund is… So oder so – mein’n Job bin ick los, und det Haus hier, det sind wa ooch wieda los.»
    «Du bist ja bekloppt!» rief Wolfgang.
    «‘n schnellet Jeständnis, denn hab ick allet hinta mir. Jibt ja doch keenen Auswech mehr…»
    Wolfgang überlegte einen Augenblick. «Doch, eenen jibt’snoch.»
    «‘t jibt keenen mehr!» Czapalla hatte zum zweitenmal Tränen in den Augen.
    «Wir brauchen doch übahaupt keenen mehr anrufen, wir könn’n doch Klatts Leiche jleich vaschwindn

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