Von Murkel Schnurri und anderen Katzen
Platz an meinem Fußende und beanspruchte ihn für sich. Wir hatten den Eindruck, nach dem Tod von Kitty rückten die beiden Kater ein bisschen enger zusammen. Sie schliefen jetzt häufiger Seite an Seite auf ihrer Decke auf dem Ehebett, oder saßen gemeinsam auf der Balkonbrüstung und träumten in den Garten.
Im April 1994 mussten wir unseren Kasimir einschläfern lassen. Er hatte ein Karzinom im Maul und konnte nicht mehr fressen. Da er immer sehr schlank und zierlich war, verfiel er zusehends. Der Tierarzt kam zu uns nach Hause und gab ihm die Spritze, als er in den Armen von Jan-Philipp lag. Die ganze Familie war dabei und begleitete ihn auf seinem letzten Weg. Auch wenn unser Garten nur klein ist, so bekam auch Kasimir dort sein Grab.
In der ersten Zeit vermisste Tom seinen Freund, doch er blieb nicht lange allein.
Im Juni 1994 fuhr ich alleine mit dem Auto in die Toskana zu einem Marmor-Bildhauer-Workshop. Dort auf einem einsamen alten Gutshof ankommend, begrüßten mich vier Hunde mit lautem Gebell. Eine Schäfer-Hündin, ein Husky-Rüde und offenbar ihre zwei Welpen kamen schwanzwedelnd auf mich zu, als ich aus dem Auto stieg. Es war weit und breit niemand zu sehen. Ich sprach mir Mut zu und auf die Tiere beruhigend ein. Da sie einen friedlichen Eindruck machten, begann ich sie der Reihe nach zu streicheln, was sie sehr genossen.
Auf meinem Weg über den Hof und der Suche nach einer Menschenseele trotteten sie hinter mir her. Zu meiner Freude liefen auch viele Katzen, groß und klein, auf dem Hof herum. Irgendwann kam von irgendwoher eine Frau, die mir auf Italienisch sagte, wo mein Zimmer war. Ich stellte mein Gepäck ab, machte mich ein bisschen frisch und da niemand etwas von mir wollte, legte ich mich in die Hängematte, die einladend zwischen den Bäumen schaukelte.
Ich döste erst ein paar Minuten, als sich plötzlich ein weicher Katzenkörper auf meinem Bauch niederließ. Eine hübsche, grau-marmorierte Katze sah mich aus bernsteinfarbenen Augen an. Vorsichtig begann ich sie zu streicheln, was sie offensichtlich sehr genoss. Im Laufe des Spätnachmittags trudelten die anderen Workshop-Teilnehmer ein und der Hof wurde lebendig. Wir waren eine Truppe von sechs Leuten, die sich bei einem gemeinsamen Abendessen bekannt machten. Anfangs zögernd und tastend, später nach einigen Gläsern Wein sehr lebhaft und locker, berichteten wir, wie wir an diesen Ort kamen.
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Bellinda
Die “Hausherrin“ und Organisatorin dieses Workshops Francesca sprach nur Englisch und Italienisch, so dass die Unterhaltung dreisprachig munter durcheinander lief. In diesen ersten Tagen, die wir an unserem Stein arbeitend, unter einer Zeltplane verbrachten, suchte einer der beiden Welpen - ca. 10 Wochen alt – immer häufiger meine Nähe.
Die kleine Hündin, deren Mutter die Schäferhündin war, hatte offensichtlich nicht den Husky als Vater wie ihre Schwester, sondern einen Retriever oder Labrador. Sie war blond und ruhig und nicht so schwarz und lebhaft wie ihre Schwester, die sich kaum um uns kümmerte.
Wenige Tage später wollte Francesca mit den beiden Welpen und ein paar kleinen Katzen auf den Markt im nahe gelegenen Dorf, um sie dort zu verkaufen. Auf meinen erschrockenen Einwand, dass sie doch diesen niedlichen kleinen Hund nicht auf dem Markt verkaufen könne, fragte sie mich, ob ich ihn mit nach Deutschland nehmen wollte. Spontan sagte ich ja und freute mich, endlich einen eigenen Hund zu haben, was schon seit Kindesbeinen mein Traum war. Dieser Hund hatte mich ausgesucht.
Ich hatte inzwischen festgestellt, dass die kleine Hündin den Hüftschaden ihrer Mutter geerbt hatte und dort auf den Höfen in der Toskana wohl nicht lange damit leben würde. Deswegen und wegen der Seelenverwandtschaft, die uns sofort verband, habe ich beschlossen, diesen Hund mit nach Hause zu nehmen. In der noch verbliebenen Zeit in der Toskana, gewöhnte ich den Hund ganz gezielt an mich, kaufte Futter, Halsband und Leine, ging mit beiden Welpen zum Tierarzt, ließ sie untersuchen und mir für “meinen“ Hund eine Ausfuhrgenehmigung geben.
Bevor ich am Abend einschlief, überlegte ich mir, wie der Hund heißen sollte. Ich wollte gerne, dass sie einen italienischen Namen haben sollte. Ich hatte auch schon einen im Sinn, als ich an einem Morgen mit einem der älteren Landarbeiter beim Frühstück saß. Ich unterhielt mich mit ihm radebrechend in Italienisch über den Hund. Als ich ihn nach einem passenden Namen für den Hund
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