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Von Namibia bis Südafrika

Titel: Von Namibia bis Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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Dorfstrukturen zerstört wurden, mussten wir viel Geduld mitbringen.“
    „Hilft dir dabei, dass du Gärtner bist? Gärtner brauchen doch Geduld?“
    „Das hilft tatsächlich“, lachte Uli. „In Afrika sollte jeder Gärtner sein.“

9. In Kapstadt, um Kapstadt und um Kapstadt herum
    „Nigel ist ein vorsichtiger Mann“, sagte Uli. „Wenn du die Geschichte der Sutherlandia kennst, weißt du, weshalb.“
    Der Heilpflanzenfarmer, Beate und ich, standen auf dem Signal Hill und schauten auf Kapstadt herab. 350 Meter über der Metropole wird klar, weshalb sie zu den schönsten Orten der Welt zählt. Die prickelnde Luft tauchte Stadt, Tafelberg und Ozean in ein Licht, dass gedämpft wie durch eine Milchglasscheibe aussah. Wir ließen eine Flasche südafrikanischen Sekt kreisen, der es an Geschmack mit jedem Champagner aufnehmen konnte, und sahen zu, wie draußen auf dem Meer ein feuerroter Sonnenball im Wasser versank. Man brauchte nur wenig Fantasie, um Jan van Riebeeck zu sehen, wie er sich bei der Vorstellung die Hände gerieben hatte, dass Abertausende Handelsschiffe auf dem Weg von Europa nach Indien hier vor Anker gingen, um Vorräte für die weitere Fahrt zu bunkern.
    „Damit“, sagte sich Jan, „werde ich reich, reicher, am reichsten.“
    Was er als Bevollmächtigter der Holländisch-Ostindischen Handelskompagnie verdiente, reichte tatsächlich für ein bescheidenes Häuschen in der Größe des Buckingham-Palasts, doch der reichste weiße Mann Afrikas war er damit noch lange nicht. Dieses Prädikat konnte sich ein paar Jahrhunderte später Cecil Rhodes an die Brust heften. Der Sohn eines Pfarrers in Bishop's Stortfort in England wurde 1870 nach Südafrika geschickt, weil er an Tuberkulose litt. Das Klima am Kap war gut für seine Lungen – und die kommenden Ereignisse gut für seinen Geldbeutel. Rhodes war 17 Jahre alt, als in Kimberley, in der Nähe von Johannesburg, der Diamantenrausch ausbrach. Keiner verstand es so gut wie er, Gier in Reichtum zu verwandeln. Das von ihm geschaffene Diamantenimperium, welches 40 Jahre später vom hessischen Einwanderer Ernest Oppenheimer übernommen wurde, kontrolliert heute noch 80 Prozent des Weltdiamantenhandels. Rhodes wurde nicht nur der reichste weiße Mann Afrikas, sondern raffte eines der größten Vermögen dieser Erde zusammen. Da er als guter Engländer seinesgleichen als „erste Rasse der Welt“ bezeichnete, träumte er vom britischen Kolonialreich von Kapstadt bis Kairo. Diese Vision führte ihn in die Politik. Zunächst als Premierminister der Kapkolonie, dann als Mitglied der Freimaurer der Apollo-Lodge von Oxford, später als mit allen königlichen Legitimationen ausgestatteter Eroberer riesiger Gebiet in Sambia und Simbabwe, die er in seiner Bescheidenheit Rhodesien nannte. Bei seinen Eroberungszügen bediente er sich aller schmutzigen Mitteln, die weißen Okkupatoren zur Verfügung standen, wie dem Einsatz des neu erfundenen Maxim-Schnellfeuergewehrs. Damit mähten seine Söldner die Stämme der Shona und Ndebele nieder. So brachte Cecil Rhodes’ Eroberungszug die Geschichte Afrikas auf den Punkt:
    Für Europäer war es der Kontinent, auf dem man sich einfach ungeniert bediente.
    In diesem Augenblick versank die Sonne im Meer, und es war, als wollte die brodelnde Gischt bis zu uns hoch steigen. Wir stießen mit den Gläsern an.
    „Auf dass Heilpflanzen allen Menschen nützlich sind“, sagte Beate.
    Das brachte mich zur Frage, die mir seit Tagen unter den Nägeln brannte: „Wann kann ich Nigel treffen?“ Ich war begierig darauf, endlich den Mann kennen zu lernen, der mit der Heilpflanze Sutherlandia eines der kostengünstigsten Mittel zur Bekämpfung von Aids entdeckt hatte.
    „Bald“, sagte Uli. „Du musst die Geduld des Gärtners mitbringen.“
    Die Historie der Immunschwächekrankheit Aids ist nicht leicht zu durchschauen. Lügen, Legenden, und Propaganda sorgen für eine Vielzahl von Variationen. Ist ja auch praktisch: Je nach dem, auf welcher Seite Betroffene oder Verantwortliche stehen, können sie sich so ihre eigene Wahrheit basteln. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte, die Ende der achtziger Jahre im Magazin Rolling Stone publiziert wurde: das Virus sei 1950 in Belgisch-Kongo durch einen Polio-Impfstoff auf den Menschen übertragen worden. Dieser Artikel zeigt noch immer Wirkung: Aus Angst vor einer Ansteckung lassen sich Abertausende Einheimische nicht impfen. Dann gibt es die Variante des Biologen Jakob Segal. Er behauptete, das

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