Von Namibia bis Südafrika
HI-Virus sei in den USA für militärische Zwecke hergestellt worden. Dabei verschwieg er seine Verbindungen mit der Stasi, die seine Version der Dinge in ein anderes Licht tauchen. Trotzdem kursiert Segals Fabel in ganz Afrika: Um die Bevölkerung zu dezimieren und die Rohstoffe auszubeuten, setzt der Westen Aids als Biowaffe ein. In eine andere Richtung zielt die „Gruppe zur wissenschaftlichen Überprüfung der HIV-Aids-Hypothese“. Sie vertritt die Ansicht, dass harte Drogen, Unterernährung und die Einnahme hochtoxischer antiviraler Medikamente die Ursache für Aids sind. Nun versammeln sich in dieser Gruppe keine Dummköpfe, sondern Retrovirologen wie Peter Duesberg oder Kary Mullis, Chemie- Nobelpreisträger und Entdecker des Verfahrens, mit dem HI-Viren im Körper nachgewiesen werden können. Diese Leute gehen von einer antiviralen Aids-Ursache aus. Sie halten das HI-Virus selbst für harmlos. Da sie Südafrika beraten, teilen die Politiker dort gerne diese Meinung. Doch steht diese These in Widerspruch zur gängigen Lehre. Diese geht davon aus, dass das HI-Virus eng mit Viren verwandt ist, die Aids-ähnliche Symptome bei Primaten auslösten. Demnach wurde das Virus durch Verzehr von Schimpansenfleisch auf dem Mensch übertragen und begann alsbald mit der Zerstörung des Immunsystems. Aus diesem Grund bedeutet Aids Acquired Immune Deficiency Syndrome, also „erworbenes Immundefektsyndrom“. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben pro Jahr rund 3 Millionen Menschen an Aids, während sich 4 bis 5 Millionen Menschen neu ansteckten. Keinen Zweifel gibt es daran, wie das HI-Virus übertragen wird – durch Blut, Sperma, Vaginalsekret, Muttermilch, bei Bluttransfusionen und während der Geburt. Die Infektionsgefahr variiert dabei gewaltig: Sie liegt bei 1:1000 bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr, 15 Prozent während der Geburt, und 95 Prozent bei verseuchten Bluttransfusionen. Nach einer Übertragung verläuft die Infektion in vier Phasen: Zwei bis sechs Wochen danach treten grippeähnliche Symptome auf, die nach weiteren sechs Wochen wieder nachlassen. Danach startet die meist mehrjährige Latenzphase, in der häufig keine Symptome auftreten, sich das Virus aber ständig vermehrt. Die dritte Phase ähnelt der ersten – aber die Symptome lassen nicht mehr nach. In der vierten Phase häufen sich Infektionen, die für Menschen mit einem gesunden Immunsystem harmlos sind, beim Aids-Kranken dagegen tödlich enden.
Die erste Blutprobe mit nachgewiesenen HIVAntikörpern stammt aus dem Jahr 1959. Erst 1982 wurde die Krankheit in Deutschland diagnostiziert. Danach begann der weltweite Kampf gegen Aids, in dem momentan die antiretrovirale Therapie das Maß aller Dinge ist. Der Patient muss mehrere Medikamente einnehmen, die den Krankheitsverlauf verlangsamen. Die Betonung liegt auf „verlangsamen“, denn eine Heilung ist nicht möglich. Außerdem verursacht der Medikamentenmix schwere Nebeneffekte wie Leberversagen. Bei vielen Patienten muss die Behandlung deshalb abgebrochen werden. Obendrein ist die Therapie sehr teuer. Hoffmann-La Roche, der Hersteller des Fusionsinhibitors T-20, gab bekannt, dass diese Substanz einer der aufwändigsten der Firmengeschichte sei. Der Preis einer Behandlung beträgt 24 000 Euro pro Jahr. Damit scheidet dieses Präparat für arme Menschen aus. Noch immer wird an einem Impfstoff geforscht. Bisher scheiterte man an der hohen Mutationsrate des HI-Virus. In den nächsten Jahren, so die Forscher, sei nicht mit einem Serum zu rechnen. Aids ist also weder besiegt noch auf dem Rückzug, auch wenn das Politiker gerne behaupten. Im Gegenteil: Der HI-Virus breitet sich weiterhin rasend schnell aus, vor allem in Ländern, die lange Zeit wenig betroffen waren wie Russland, China oder Indien. Auf dem afrikanischen Kontinent führt nach wie vor Südafrika die traurige Hitliste der Länder mit der höchsten Aids-Rate an. Südafrika hat rund 43 Millionen Einwohner, von denen sind 20 Millionen Menschen HIV infiziert. Das ist fast die Hälfte der Bevölkerung, und wenn nur ein Teil davon stirbt, ist das ein unfassbarer Exodus. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – übt sich die südafrikanische Regierung weiterhin in einer Vogel-Strauß-Politik und bestreitet die Existenz von Aids. Was geht in den Köpfen dieser Leute vor? Die Antwort, nach mir die Sintflut, kann es nicht sein. Denn sollte die kommen, überflutet sie ein menschenleeres Land.
Woran liegt es, dass
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