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Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
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ungelöste Probleme; ein ungehemmter Gedankenfluss, der sich nicht durch Banales unterbrechen lässt; die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und mit ganzem Herzen bei der Sache zu sein; die Fähigkeit, Dinge zusammenzufassen und sich nicht in Einzelheiten zu verlieren; Flexibilität, um seine Ziele zu erreichen, also nicht krampfhaft an einem Weg festzuhalten; die Fähigkeit zur Abstraktion und dazu, einen Sachverhalt analysieren zu können; eine lebendige Vorstellungskompetenz, denn häufig entwickeln sich kreative Gedanken in einer bildlichen Welt. Und was ganz wichtig ist: Man muss an sich selbst glauben, man muss unabhängig sein und man muss eine hohe Frustrationstoleranz haben, denn alles Neue wird zunächst von anderen als störend abgelehnt.
    Wir sind also nicht kreativ um der Kreativität willen, sondern um unsere Ziele zu erreichen. Wir können gar nicht anders. Wir Menschen sind zum Entscheiden geboren, doch vor der Entscheidung findet im Gehirn ein häufig unbemerkter kreativer Prozess statt. Dass sich unsere Kreativität oft versteckt, heißt nicht, dass sie nicht da ist. Will man sie nutzen, muss man sie also erst „entbergen“, um einen Begriff des Philosophen Martin Heidegger zu verwenden. Wir können uns selbst entdecken, ein Ventil für unsere Kreativität finden und herauslassen, was in uns steckt. Die Methoden hierfür werden im nächsten Teil dieses Buches beschrieben.
    Kreativität dient immer dazu, dass wir in unsere Mitte, zu innerer Balance, gelangen. Konkreter: Wer in seiner Arbeit frustriert ist und aufgerieben wird, sucht sich in seiner Freizeit einen Ausgleich, der idealerweise das Gegenteil von dem darstellt, was in der Arbeit verlangt wird: Motorradfahren etwa oder alpines Bergsteigen, Aktivitäten, die Konzentration auf den Moment und Selbstverantwortlichkeit erfordern. Zwischen Frust (Arbeit) und Erfolg (Risikosport) gibt es eine gedachte Mitte, ebenso zwischen Liebeskummer und Wolke sieben oder zwischen Abenteuer und Langeweile. Um diese Mitte herum rankt sich unser Leben. Und auch wenn wir gelegentlich die Extreme ausleben, so ist doch der Platz zwischen den Extremen unser Lebensbereich. Um dort immer wieder hinzulangen, benötigen wir die Kreativität, sie lässt uns Lösungen finden. Die biologisch in uns angelegte Kreativität ermöglicht erst und beschleunigt das Finden und das Erhalten unserer Mitte.
    Mit diesem Buch wollen wir zeigen, dass das kreative Herstellen einer Mitte für jeden Lebensbereich gilt. Für das Denken, das Bewerten, die Bewegung, das Handeln. Ein gelangweilter Mensch öffnet Büchsen und Tüten, um sich zu sättigen. Ein kreativer Mensch stellt sich an den Herd und entdeckt die Geheimnisse der Zubereitung von frischen Lebensmitteln. Ein erschöpfter Mensch schlurft abends von der S-Bahn nach Hause. Ein kreativ-dynamischer Mensch geht mit Schwung und gönnt seinem Körper die Bewegung, die er braucht. Ein reservierter Mensch betreibt Sexualität nach dem Prinzip: Acht Minuten Missionarsstellung sind genug. Ein sinnlich-kreativer Mensch belässt es nicht dabei, sondern sucht nach neuen Ausdrucksformen für seine Lust. Und so ist es in allen Bereichen unseres Lebens. Wir sind so gemeint, kreativ zu sein, um ein ausgeglichenes Leben zu leben und zu erleben. Und wir sind nicht so gemeint, immer nur Extreme wie das höchste Glück zu erleben. Deswegen sind alle Bücher über Glück gut fürs Altpapier, aber nicht fürs Leben. Wir können für einen Augenblick glücklich gewesen sein und wir können traurig gewesen sein. Doch das Ziel des irdischen Seins liegt in der Mitte, trotz oder sogar mithilfe glücklicher und trauriger Momente.
    Diese notwendige und uns aufgegebene Mitte ist natürlich individuell verschieden und immer auch von den Situationen abhängig, an die wir uns anpassen (oder auch nicht). In der Biologie kennzeichnet die Homöostase das Gleichgewicht der physiologischen Körperfunktionen und ist genau definiert – in Bezug auf die Psyche jedoch ist sie nicht normiert. Jeder Mensch hat seine eigene Mitte zwischen extremen Gefühlen und Zuständen. Dahinter verbirgt sich ein weiteres Prinzip des Lebens: Wir haben zwar unsere vorgegebenen Muster, nach denen wir leben, aber wir sind auch dazu in der Lage, diese an die realen Umstände anzupassen. Der Sollwert richtet sich nach dem Ausgangswert. Wer krank ist, entwickelt andere Ziele, als der, der gesund ist. Und so kann der Kranke, der seine (heruntergeschraubten) Ziele erreicht, lebenszufriedener

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