Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
allerdings entpuppte sich als keine wirklich gute Idee, denn ich sollte in den Augen meines Drill-Instructors wohl eher Eiweiß und Wasser zu mir nehmen. Und so gab’s statt einer leckeren Dosis Gummibärchen für mich zur Strafe sechshundert Sit-ups! Ab da lautete das Motto: »Süßes vor Wahlen, as gibt Qualen!«
Trotzdem zog ich das jetzt durch. Nach der »Miss Grenzland«, bei der ich inmitten von sechzig wirklich geilen Schnittchen immerhin Siebte wurde, folgten die »Miss Köln« und die »Miss Rheinland«. Und nach nichtmal einem Jahr hatte ich es geschafft: Ich wurde Zweite in der Figurklasse bei der renommierten »Miss Intercontinental«-Wahl! Das war wirklich der absolute Burner, und ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an den Moment denke, an dem ich den Pokal überreicht bekam.
Das Dumme war nur: Außer solchen Pokalen und vielleicht noch ein paar Freigetränken auf der Party danach gab es tatsächlich nix. Zwar hatte ich mit Ausdauer und eisernem Willen in relativ kurzer Zeit das geschafft, wovon andere seit Jahren träumten. Doch irgendwie Geld verdienen konnte man damit nicht. Der angenehme Nebeneffekt des Krafttrainings war immerhin, dass ich praktisch kein Grämmelchen Fett mehr am Körper hatte. Meine Figur war ohne Übertreibung eine Bombe! Aber im Gegensatz zu so mancher Konkurrentin hatte ich immer stets penibel darauf geachtet, dass meine Weiblichkeit dabei nicht verloren ging. Ich schluckte auch niemals irgendwelche Pillen oder ähnlichen Mist. Ich fand einfach das richtige Maß, diesen Sport auszuüben.
Inzwischen hatte ich es sogar zu einer kleinen örtlichen Berühmtheit gebracht, denn aufgrund meiner Erfolge fiel ich auch dem damaligen Chefredakteur des Kölner Express auf, der unbedingt ein Foto-Shooting mit mir machen lassen wollte. Nach anfänglicher Skepsis willigte ich ein, und kurz darauf erschien ein Bild von mir auf der Titelseite des Express , wo es unter der Überschrift »Die schöne Carmen« hieß, dass ich ein »lecker Mädchen« sei, wie man bei uns sagt. Kein Wunder, dass ich mich nicht zuletzt deshalb vor Verehrern kaum retten konnte. Allerdings hatten die Herren der Schöpfung bei mir seit geraumer Zeit nicht die geringste Chance, denn ich war ja schon mit Robert zusammen, seit ich sechzehn war.
Sein Vater führte einen gut gehenden Betrieb für Festartikel und Schaustellerbedarf, in dem er als anständiger Sohn eine kaufmännische Lehre gemacht hatte. Allerdings war er nicht ganz glücklich damit, dass er irgendwann gemäß der Geiss’schen Familientradition einmal zusammen mit seinem Bruder den Betrieb übernehmen sollte. Und noch viel schlimmer fand er es, dass er sich auf der Karriereleiter noch ganz unten befand, auch und gerade finanziell gesehen. Also entwickelte der gute Robert ständig irgendwelche neuen Ideen, wie er geschäftsmäßig auf eigenen Beinen stehen konnte. Das sah meistens so aus, dass er nach Feierabend kreuz und quer durch die Gegend tingelte und mal dies und mal jenes vertickte – immer mit dem Ziel, nebenbei seinen Lohn aufzubessern, den ihm mein heutiger Schwiegerpapa Reinhold auszahlte.
Ich bewunderte schon damals, mit welcher Energie Robert die Dinge anging. Wir waren ja beide noch sehr jung, und möglicherweise hätte man beruflich zu jener Zeit auch mal ein wenig den Fuß vom Gas nehmen können. Aber er hatte mir schon zu Beginn unserer Beziehung glaubwürdig versichert, sein Leben lang für mich sorgen zu wollen. Und dieses Versprechen hat er wirklich von dem Tag ab, an dem er es gab, verdammt ernst genommen! Er wollte mir und damit uns beiden einen Lebensstil ermöglichen, der mit einem normalen Angestelltengehalt, wie er es vielleicht irgendwann einmal bei seinem Vater verdient hätte, nicht möglich gewesen wäre. Und dafür hat er, das muss man so deutlich sagen, geschuftet wie ein Pferd.
Irgendwann kam ihm nach etlichen anderen mal mehr, mal auch ein bisschen weniger erfolgreichen Versuchen, auf dem weiten Feld des Handeltreibens Fuß zu fassen, in den Sinn, es mit Klamotten zuprobieren. Er hatte durch die vielfältigen Geschäfte seines Vaters und seines Onkels schnell kapiert, bei welchen Produkten die Gewinnspanne größer war – und bei welchen Sachen man sich in seinen Augen die Schinderei sparen konnte. Reinhold nahm ihnzur Belohung für sein Engagement in der Firmabald für zwei Wochen mit nach Asien, wo es darum ging, die Produkte für das kommende Jahr zu ordern.
Robert bekam während der Messebesuche dort
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