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Von nun an fuer immer

Von nun an fuer immer

Titel: Von nun an fuer immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Marinelli
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freundlich an, dass Lorna Tränen in die Augen stiegen. Zum ersten Mal, seitdem sie hier war, konnte sie weinen.
    „Ich habe allen so viele Umstände gemacht …“
    „So ist das nun mal, wenn man einen Unfall hatte“, beruhigte May sie. „Sie können nichts dafür.“
    „Sie kennen meine Eltern nicht …“
    „Nein“, gab May sanft zu. „Aber ich habe sie in der Unfallnacht getroffen.“
    „Oh.“
    „Ich habe James begleitet, als er auf die Intensivstation gekommen ist, um nach Ihnen zu sehen.“
    Diesmal brachte Lorna noch nicht einmal mehr ein „Oh“ heraus. Er war also da gewesen. Das hatten ihre Eltern ihr nicht erzählt. Ihr Vater hatte nur gesagt, dass er eine kurze Unterhaltung mit James gehabt hatte, der sich natürlich nach ihrem Zustand erkundigt hatte, es jedoch für vernünftiger gehalten hatte, nicht persönlich an ihrem Bett zu erscheinen.
    „Er war in der Nacht der diensthabende Oberarzt in der Notaufnahme.“
    Lorna schloss ihre Augen, als sie sich vorstellte, wie es für ihn gewesen sein musste, sie so unvorbereitet als schwer verletzte Patientin vor sich zu haben. Auch wenn sie nur kurz verheiratet gewesen waren, wäre sie selbst außer sich vor Entsetzen gewesen, wenn man ihr James lebensgefährlich verletzt gebracht hätte.
    „Hat er es Ihnen gesagt?“, fragte Lorna leise. „Wissen Sie, dass wir …“ Ihre Stimme erstarb, doch May nickte.
    „Ich habe erst in dieser Nacht erfahren, dass er früher verheiratet war.“
    „Wie ging es ihm? Wie hat er reagiert, als er bemerkte, dass ich es war?“
    „Das erklärt er Ihnen am besten selbst. Natürlich hat es ihn sehr mitgenommen. Er bat mich, heute zu Ihnen zu gehen und nach Ihnen zu sehen.“ Wieder kamen Lorna die Tränen. Es verletzte sie sehr, dass er noch immer so verbittert – oder schlimmer noch, beleidigt! – war, dass er es nicht über sich brachte, selbst zu kommen. Doch May war noch nicht fertig.
    „Er hofft, dass Sie ihm erlauben, Sie zu besuchen. Er wollte nicht einfach so kommen, denn er wusste nicht, ob Sie ihn hier haben wollen.“
    Traurig sah Lorna sie an. „Ich weiß es nicht. Eigentlich hatte ich schon viel früher damit gerechnet, dass er kommt.“
    „Das hätte er auch gern getan, aber …“ May zuckte hilflos die Achseln. „Er fürchtete, dass er stören würde, solange Ihre Eltern noch da waren …“
    „Dad hat es ihm verboten, nicht wahr?“
    May verzichtete auf eine Antwort.
    „Fragen Sie ihn bitte, seit wann er auf meinen Vater hört!“ Und dann kamen sie, die lange unterdrückten Tränen. Wie ein Sturzbach. Es wäre sicher schneller vorüber gewesen, wenn May ihr ein Taschentuch in die Hand gedrückt und ihr gesagt hätte, dass alles wieder gut werden würde. Doch stattdessen strich May ihr mitfühlend übers Haar und ermunterte sie, ihrem Kummer freien Lauf zu lassen.
    „Weinen Sie sich ruhig aus! Das hilft.“
    Und so war es. Seit sie auf der Intensivstation aufgewacht war und festgestellt hatte, dass ihr alles wehtat, dass ihre beruflichen Pläne für die nächste Zeit durchkreuzt waren, dass ihre Eltern ihr Vorwürfe machten und dass James zwar in der Nähe, jedoch nicht bei ihr war, hatte Lorna ihre Tränen unterdrückt. Sie herauszulassen, war eine ungeheure Erleichterung.
    „Ich gehe jetzt und sage ihm, dass er kommen darf“, verabschiedete May sich, nachdem Lorna sich beruhigt hatte.
    Es war nicht gerade die Aufmachung, die man sich wünschte, wenn man seinen Ex nach Jahren zum ersten Mal wiedertraf. Lorna wünschte, sie hätte die Energie, sich wenigstens kurz die Haare zu kämmen, doch sie war vollauf damit beschäftigt, gegen ihre Nervosität anzukämpfen. Was mochte er von ihr denken? Wie sah er wohl inzwischen aus? Worüber würden sie sich unterhalten? Was sollte sie ihm antworten, falls er sie fragte, weshalb sie ihn damals verlassen hatte?
    Doch nichts, auch nicht das stundenlange Grübeln über diese Fragen, hätte sie auf das Gefühlschaos vorbereiten können, das in ihr herrschte, als sich endlich die Tür öffnete und sie ihn nach über zehn Jahren wiedersah.
    „Lorna …“
    Sie brachte kein Wort heraus; wusste absolut nicht, was sie sagen sollte. Seine Stimme war noch genauso tief wie damals, seine Schultern noch genauso breit und seine Augen noch genauso grün. Sie hatte gedacht, sie habe für diesen Tag schon alle ihre Tränen verbraucht, doch in der Sekunde, als er ihr Krankenzimmer betrat, fing Lorna wieder haltlos an zu weinen.
    Die Trauer und der Schmerz, die sie

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