Von nun an fuer immer
und er Tag und Nacht an sie denken musste.
Er fuhr an der Klinik vorbei und stellte sich vor, wie sie in ihrem scheußlichen neonfarbenen Schlafanzug im Bett lag. Keine Sekunde lang wünschte er sich, wieder mit ihr verheiratet zu sein. Ihre Ehe war die Hölle gewesen! Rückblickend betrachtet, musste er Lorna dankbar dafür sein, dass sie ihn verlassen hatte.
Und doch … Als er die Tür zu seinem eleganten Londoner Stadthaus aufgeschlossen hatte, bemerkte er weder Ellies Ohrringe, die auf einer Fensterbank lagen, noch ihre Jacke, die an der Garderobe hing. Stattdessen ging er schnurstracks in sein Schlafzimmer hinauf und holte aus seinem Kleiderschrank die Schachtel, die er schon seit Jahren hatte wegwerfen wollen, es jedoch nie übers Herz gebracht hatte. Er setzte sich auf seine Bettkante und starrte auf die Hochzeitsfotos.
Sie war so wunderschön gewesen. Ihre bernsteinfarbenen Augen strahlten ihn voller Liebe an, und James erinnerte sich nur zu gut, wie er sich damals gefühlt hatte. Es war eine Mischung aus Stolz und Hoffnung gewesen. Und Gewissheit. Auch wenn die Hochzeit etwas übereilt stattgefunden hatte, waren sie sich absolut sicher gewesen, dass sie es schaffen würden. Dass ihre Liebe für immer halten würde.
Doch leider hatten sie sich geirrt.
5. KAPITEL
In mancher Hinsicht war es ein Vorteil, Patientin in einem Lehrkrankenhaus zu sein, denn die medizinische Versorgung war exzellent. Allerdings fand Lorna es zunehmend anstrengend, dass ständig eine ganze Schar von Medizinstudenten an ihrem Bett stand. So auch an diesem Montagmorgen, an dem der Oberarzt, Dr. Braun, ihren Fall, ihre Rippenbrüche und vor allem ihre Kopfverletzung ausgiebig mit seinen Studenten diskutierte.
Ihre Erinnerungslücken hatten sich nun fast geschlossen, und Lorna wurde von Tag zu Tag unabhängiger.
„Was wissen Sie über die Vorgeschichte der Patientin?“, wurde einer der Studenten gefragt, der offenbar seine Hausaufgaben gemacht hatte.
„Rupturierte Eileiterschwangerschaft“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Dabei wurden Verwachsungen aufgrund einer früheren Appendektomie festgestellt.“
„Leidet Dr. McClelland noch unter weiteren gynäkologischen Problemen?“
„Ja. Endometriose.“
„Und inwiefern ist das für unsere Behandlung relevant?“
Auf der Stirn des Studenten waren kleine Schweißperlen zu sehen, sodass Lorna nicht wusste, wen sie mehr bemitleiden sollte – ihn oder sich selbst.
„Dr. McClelland hat bereits einen Termin für eine Hysterektomie Anfang Januar“, half der Oberarzt geduldig. „Was könnte eine kinderlose zweiunddreißigjährige Frau dazu veranlassen, sich die Gebärmutter herausnehmen zu lassen?“
„Schmerzen?“, vermutete der Student und war sichtlich erleichtert, als Dr. Braun zustimmend nickte.
Es folgte eine lange Diskussion über ihre Schmerztherapie, denn da Lorna schon vor dem Unfall ständig starke Schmerzmittel genommen hatte, benötigte sie viel höhere Dosierungen als ein gesunder Patient.
„Vielen Dank!“, verabschiedete sich der Oberarzt und zog mit seiner Karawane weiter ins nächste Zimmer.
Lorna sah ihnen nach und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie diese zweiunddreißigjährige Frau war, die niemals wieder Kinder würde bekommen können. Kinderlos hatte er sie genannt. Dabei stimmte das gar nicht! Es hatte ein Kind gegeben; ein winziges Baby, dessen Herzschlag sie selbst gehört hatte. Und das sie über alles in der Welt geliebt hatte. Genau wie James.
Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie aufgeregt sie vor der ersten Vorsorgeuntersuchung gewesen waren. Das frischgebackene Ehepaar war gerade erst nach London gezogen, wo James eine Stelle gefunden hatte und sie ihr Studium fortsetzen wollte. Die Schwangerschaft war ihr außerordentlich gut bekommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie ein hübsches Dekolleté, ihre Haut war klar, das Haar glänzend und gesund. Noch nicht einmal die Morgenübelkeit hatte ihr etwas ausgemacht. Am großartigsten war die neue Freiheit, die das Leben als Ehefrau ihr bescherte. Endlich unabhängig und weit weg von ihren Eltern zu sein war Lorna wie eine Befreiung vorgekommen. Ihr Leben war einfach perfekt.
Bis zu dem Augenblick, als die Gynäkologin mit der Untersuchung begann.
Lorna wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Zuerst hatte die Ärztin noch freundlich mit Lorna geplaudert und sich erkundigt, wie es Lorna in London gefiel, aber dann war sie plötzlich still geworden.
„Ich würde
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