Von nun an fuer immer
werden musste.
Erst an diesem Morgen hatten Lorna und James sich beim Frühstück darüber gekabbelt, ob sie das Geschlecht ihres Kindes vorher wissen wollten oder nicht. Lorna hätte es gern gewusst, um passende Strampler und Spielsachen zu kaufen und nur einen Namen aussuchen zu müssen. James hingegen wollte sich lieber überraschen lassen. Und nun erwartete man von Lorna, dass sie das Todesurteil ihres Babys unterschrieb.
„Wir werden alles tun, um den Eileiter zu erhalten …“, fuhr die Gynäkologin fort.
„Nein!“, schrie Lorna. Sie bemerkte, dass James allmählich die Geduld verlor. Er war aufgesprungen und lief unruhig im Raum hin und her.
Eine Krankenschwester kam herein, um Lorna vorzubereiten. „Wir müssen Ihren Nagellack entfernen“, erklärte sie und tupfte auch schon mit einem Wattebausch auf ihren Zehennägeln herum. Der Azetongeruch verursachte bei Lorna einen Würgereiz.
Warum tat James denn nichts? Er war doch schließlich selbst ein Arzt!
„Unsere Untersuchung könnte das Risiko einer Ruptur noch erhöht haben“, erklärte die Gynäkologin. „Wenn wir Sie jetzt nach Hause gehen lassen und der Eileiter reißt, dann könnte es wirklich sein, dass wir Sie und das Baby verlieren. Genau wie Ihr Mann es Ihnen gerade erklärt hat.“
„Ich kann also nichts tun?“ Bettelnd sah Lorna die Ärztin an.
„Bitte, Schatz!“, mischte James sich ein. „Die Schwangerschaft kann nicht fortgesetzt werden. Wir haben keine andere Wahl.“
Nur dunkel konnte Lorna sich an das Formular erinnern, das sie unterschreiben sollte. Laparoskopie wegen Bauchhöhlenschwangerschaft, Entfernung des EP und Salpingektomie.
„EP?“
An jedem anderen Tag wäre Lorna vermutlich sofort darauf gekommen, was diese Abkürzung bedeuten könnte.
„Empfängnisprodukt“, erklärte die Ärztin. „Wie gesagt, wir tun unser Möglichstes, um den Eileiter zu erhalten, aber für den Fall, dass es dafür schon zu spät ist, brauchen wir Ihr Einverständnis für die Salpingektomie, also für die Eileiterentfernung.“
In diesem Augenblick fing Lorna an, sich zu übergeben. Schwindel und eine unerträgliche Übelkeit überkamen sie, und sie sah, wie James und die Ärztin sie entsetzt ansahen.
„Unterschreib! Wir haben keine Zeit mehr!“, drängte James.
Warum konnte er ihr diese Unterschrift nicht abnehmen? Resigniert nahm Lorna den Stift und schrieb ihren Namen auf das Dokument. Sofort danach wurde sie in den OP geschoben.
„Hallo!“ Er stand an der Tür und lächelte sie zurückhaltend an. In seinen Händen hielt er zwei Pappbecher mit Kaffee und eine Tüte, die vermutlich ihr Handyladegerät enthielt.
„Tut mir leid, dass ich es gestern nicht mehr geschafft habe.“
„Kein Problem“, erwiderte Lorna lächelnd.
„Warte, ich schließe dein Handy gleich an“, sagte James und steckte das Ladekabel in die Steckdose neben ihrem Bett.
„Danke. Auch für den Kaffee.“ Genüsslich trank Lorna einen Schluck. „Der Kaffee hier auf Station ist ekelhaft.“
„Wem sagst du das!“ Er setzte sich auf den Besucherstuhl.
Die Tatsache, dass sie sich immer öfter langweilte, war ein deutlicher Hinweis auf Lornas Genesung. Da sie eine Kollegin war, hatte man ihr ein Einzelzimmer gegeben, doch Lorna wusste nicht, ob sie dieses Privileg überhaupt wollte. Weit weg von daheim, hatte sie außer James niemals Besucher und daher viel zu viel Zeit zum Nachdenken. Zum Glück konnte sie ab sofort wieder telefonieren!
„Ich habe gerade die Kollegen auf dem Flur gesehen. Waren sie schon bei dir?“
„Ja. Sie sind sehr zufrieden mit mir. Vielleicht darf ich sogar schon am Mittwoch nach Hause.“
„Das freut mich.“
Lorna fand diese Aussicht allerdings eher beängstigend.
„Wirst du dann wieder bei deiner Freundin wohnen?“
„Nein, ich denke nicht. Sie kommt bald von ihrer Reise zurück, und ich fürchte, es würde unsere Freundschaft überstrapazieren, wenn sie mich dann in diesem Zustand vorfindet.“
„Dann fährst du zu deinen Eltern?“
Lorna zögerte. „Ich schätze, mir bleibt nichts anderes übrig. Aber ich weiß nicht …“ Der Gedanke, mit ihrem schmerzenden Brustkorb über sechs Stunden im Auto zu sitzen, war wenig verlockend. Und wenn dann noch ihr Vater am Steuer saß … Resigniert schloss sie einen Moment die Augen.
„Diese Aussicht scheint dir nicht gerade zu gefallen. Verstehst du dich nicht gut mit deinen Eltern?“
„Wir verstehen uns seit Jahren nicht, James. Das weißt du doch.“
„Sie
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