Von nun an fuer immer
waren sehr besorgt um dich.“
„Ich bin ja auch ihre Tochter. Auf ihre Art lieben sie mich bestimmt, aber es ist immer ziemlich schwierig mit ihnen. Sie waren auch alles andere als begeistert über meinen Plan, zurück nach London zu ziehen. Meinen Unfall betrachten sie als Beweis dafür, dass ich nicht hier sein sollte.“
Ihr Telefon fing an zu summen. Seit mehr als einer Woche hatte sie keine Nachrichten mehr lesen können, sodass das Gerät nun gar nicht mehr aufhörte zu piepen und zu summen. Zweifellos waren es Texte und Sprachnachrichten von Freunden und Verwandten, die von ihrem Unfall gehört hatten. Schnell scrollte sich Lorna durch die Liste. Sie würde später antworten. Im Augenblick interessierte sie sich nur dafür, ob sie Rückmeldungen von den Vorstellungsgesprächen erhalten hatte.
„Soll ich lieber gehen?“, bot James an. Sie schüttelte den Kopf, während sie die Mailbox abhörte. Von allen vier Kliniken, bei denen sie sich vorgestellt hatte, hatte sie Absagen bekommen.
„Tja, es sieht so aus, als wäre ich an dem Tag wirklich besser zu Hause geblieben“, seufzte sie und versuchte vergeblich, tapfer zu lächeln. „Ich habe einfach nicht genügend Erfahrung.“
„Unsinn! Du bist eine großartige Ärztin.“
„Das kannst du doch gar nicht wissen. Damals war ich noch Studentin“, warf Lorna ein. „Aber du hast recht. Ich bin eine gute Medizinerin. Auch wenn das hier niemand zu schätzen weiß.“ Sie beugte sich zu ihrem Nachttisch, um das Telefon abzulegen, und zuckte vor Schmerz zusammen.
„Tut dein Brustkorb immer noch so weh?“, erkundigte James sich besorgt. „Hast du eine ausreichende Schmerzmedikation?“ Wie selbstverständlich nahm er ihre Krankenakte und blätterte darin. „Du musst darauf achten, immer tief ein- und auszuatmen und ordentlich zu husten, um eine Lungenentzündung zu vermeiden. Und was die Schmerztherapie betrifft …“ Er verstummte und starrte fassungslos auf die Akte. Konnte es wirklich sein, dass sie so hohe Dosierungen bekam?
„Ich werde ordentlich versorgt“, erklärte Lorna schnell. „Der Belastungsschmerz ist halt noch ziemlich hoch, aber sonst geht es schon. Ich wurde schließlich stundenlang wiederbelebt, habe mir mehrere Rippen gebrochen und dann noch die Quetschungen vom Sicherheitsgurt – es wird einfach noch eine Weile dauern, bis es mir wirklich besser geht.“
„Lorna“, sagte James ernst, „du kannst auf keinen Fall am Mittwoch entlassen werden.“
„Ich weiß“, seufzte sie. „Es gibt da noch die Möglichkeit, in ein Hotel zu gehen.“
„In ein Hotel?“
„Das wird immer öfter gemacht, denn ein Hotelzimmer ist deutlich billiger als ein Krankenhausbett.“
„Lorna!“
„So schlimm ist es doch gar nicht! Frische Wäsche, regelmäßige Mahlzeiten, es ist immer jemand da …“
„Du wirst bei mir wohnen.“ Es war einfach und kompliziert zugleich.
„Was?“ Hinter diesem einen Wort standen hundert Fragen.
„Du wirst dich bei mir zu Hause erholen.“
„Wie soll das gehen?“ Sie wollte auf keinen Fall in der Vergangenheit herumstochern und hielt es daher für keine besonders gute Idee, bei ihrem Exmann einzuziehen. Auch wenn es nur für einige Tage war.
„Aber Lorna, wir sind doch erwachsen.“ James hatte anscheinend die gleichen Bedenken wie sie. „Das mit uns ist doch schon lange vorbei. Wir haben es beide hinter uns gelassen. Trotzdem waren wir mal verheiratet, und ich mache mir Sorgen um dich. Im umgekehrten Fall würdest du das Gleiche für mich tun, oder etwa nicht?“
Lorna nickte. „Sicher.“
„Dann ist ja alles geklärt. Ich werde ohnehin die meiste Zeit in der Klinik sein, und ich verspreche, dass ich die Vergangenheit auf sich beruhen lassen werde. Schließlich ist da ja auch noch dein Freund in Afrika.“
„Afrika?“
„Kenia“, ergänzte James, und Lorna fing an zu lachen.
„Hat mein Dad dir das gesagt?“
„Allerdings.“ James grinste. „Als er in meinem Büro war, um mir zu verbieten, dich zu sehen.“
„Er ist wirklich unmöglich!“, rief Lorna wütend. „Ich habe Matthew schon seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen! Was hat mein Vater sich nur dabei gedacht, meine Bewusstlosigkeit so auszunutzen und zu behaupten, in meinem Namen zu sprechen? Unverschämtheit!“
James lachte und freute sich, die alte, hitzige Lorna McClelland mit ihrem scharfen Verstand und ihrem trockenen Sinn für Humor wiederzuerkennen. Auch Lorna versuchte zu lachen, doch es tat so weh, dass sie
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