Von nun an fuer immer
schnell wieder aufhörte.
„Dann ist es also abgemacht.“ James stand auf. „Ich werde am Mittwoch freinehmen, um dich zu mir zu fahren und dir beim Eingewöhnen zu helfen.“
„Das ist doch nicht nötig.“
„Ist ja nur für den ersten Tag.“
„Danke.“
„Dein Vater wird darüber nicht sehr erfreut sein.“
Fast erwartete er, dass sie vorhatte, es ihm zu verheimlichen, doch Lorna zuckte nur gleichgültig mit den Achseln. „Sein Problem.“
Am Nachmittag wachte Lorna auf und wusste nicht, wo sie war.
Mehrere Menschen standen um sie herum. Panisch sah sie sich im Raum um, konnte James jedoch nicht entdecken.
„Es ist alles okay, Lorna“, erklärte ihr eine unbekannte Frau im weißen Kittel. „Sie sind in der Klinik.“
Doch so leicht war sie nicht zu beruhigen. Noch immer war sie orientierungslos, und es gelang ihr nicht, sich zu erinnern, was passiert war.
Sie nahm es James übel, dass er nicht da war, als sie aus der Narkose erwachte. Er hätte derjenige sein sollen, der ihr erklärte, was mit ihrem Baby passiert war. Doch er war gerade hinausgegangen, um mit ihren Eltern zu telefonieren, als die Gynäkologin hereinkam.
Sie hatte angeblich „großes Glück“ gehabt, denn der Eingriff war gerade noch rechtzeitig erfolgt.
Doch Lorna wollte nichts darüber hören, wollte nicht daran denken, dass sie ihr Baby verloren hatte.
„Hey!“, sagte James, als er wieder hereinkam, und griff nach ihrer Hand. „Du bist ja wieder wach. Ich habe gerade deine Eltern angerufen.“
„Was haben sie gesagt?“
„Sie sind natürlich besorgt.“ Zärtlich küsste er ihre Stirn. „War die Ärztin schon bei dir?“
„Ja. Gerade eben.“
„Was hat sie gesagt?“
„Dass ich Glück gehabt habe …“
„Lorna?“, riss die Krankenschwester sie aus ihren Gedanken. „Haben Sie Schmerzen?“
Lorna nickte. „Drehen Sie bitte die Infusion herunter“, bat sie.
Verständnislos sah die Schwester sie an, doch Lorna war zu müde, ihr zu erklären, dass die starken Schmerzmittel sie immer wieder einschlafen und von der Vergangenheit träumen ließen.
Mit ihren aktuellen Schmerzen konnte sie umgehen. Es waren die Verletzungen der Vergangenheit und die Angst vor der Zukunft, mit denen sie sich nicht beschäftigen wollte.
„Pauline“, seufzte James und raufte sich die Haare. Er stand gerade in seinem Wohnzimmer und stellte sich vor, wie sein Zuhause auf Lorna wirken würde. „Wir bekommen einen Gast.“
Vielleicht sollte er noch zusätzlich eine Putzhilfe einstellen. Es kam ihm keine Sekunde in den Sinn, die eher unordentliche und nicht sonderlich fleißige Pauline zu feuern. Das wäre fast so, als würde man seine Mutter fortschicken.
Der Vergleich hinkte natürlich. Es sei denn, die eigene Mutter war eine chaotische, schlampige, dem Alkohol nicht abgeneigte Person. Aber immerhin wusste Pauline, wie er seinen Toast am liebsten aß. Und sie war großartig darin, unerwünschte Anrufer abzuwimmeln.
Immer wieder hatten James’ wechselnde Freundinnen ihn darauf hingewiesen, dass Pauline nicht viel mehr tat, als den Geschirrspüler auszuräumen, gelegentlich zu waschen und ab und zu ein bisschen Staub zu saugen. Ansonsten saß sie in seinem Wohnzimmer, sah fern und vergriff sich sogar gelegentlich an seinem Whiskey. Das alles war James nur zu bewusst.
Aber in den fünf Jahren, seitdem Pauline bei ihm war, hatte er nicht ein einziges Mal Zahnpasta oder eine Zahnbürste kaufen müssen. Es waren immer saubere und meist sogar gebügelte Hemden im Schrank, und zu essen gab es auch immer etwas.
Pauline sorgte gut für ihn.
Ihr Geplapper trieb ihn in den Wahnsinn – wie alle Irinnen erzählte sie gern und häufig haarsträubende Geschichten. Erstaunlicherweise hatte er sie furchtbar vermisst, als sie im Jahr zuvor wegen einer Knieverletzung einige Wochen nicht kommen konnte.
Von allem, was Pauline bei sich daheim zu essen kochte – und ihre Kochkünste waren fabelhaft –, landete ein ansehnlicher Teil in James’ Kühlschrank. Wenn sie sich und ihrem Mann eine Tafel Schokolade oder eine andere Leckerei gönnte, fand James seinen Anteil auf dem Küchentisch. Schon oft hatten diese kleinen Aufmerksamkeiten ihn getröstet und ihm ein Gefühl von Geborgenheit gegeben, wenn er nach einer anstrengenden Nachtschicht heimgekommen war.
Pauline machte aus seiner Wohnung ein Zuhause. Was bedeuteten da schon ein paar Schwächen?
„Was für einen Gast?“, erkundigte Pauline sich vorsichtig. Sollte es wieder einmal
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