Von nun an fuer immer
war. Hatte ihr von seinem Bruch mit Ellie erzählt und versucht, sie zum Reden zu bringen. Aber Lorna blieb verschlossen. Genau wie damals, als sie das Baby verloren hatten. Und wie in dem albtraumhaften Jahr nach ihrer Trennung, als sie auf keinen seiner Kontaktversuche reagiert hatte. Und nun stand sie da, nur einen Kuss entfernt, und James wusste nicht, ob er es ertragen konnte, sich noch einmal auf sie einzulassen.
Küss mich! Natürlich sagte sie es nicht laut. Und sie würde ihn auch nicht noch einmal von sich aus küssen – auch wenn jede einzelne Faser ihres Körpers sich nach ihm sehnte. James schien sie aber trotzdem gehört zu haben, denn plötzlich hatte sein Mund ihre Lippen gefunden. Der Schock, den die Vertrautheit bei ihr auslöste, ließ Lornas Knie weich werden. Nach James hatte sie niemals wieder diese Mischung aus Verlangen und Geborgenheit gefunden.
Es war ein zärtlicher, vertrauter, wunderschöner, süßer Kuss. Langsam und genussvoll, als hätten sie alle Zeit der Welt. Lorna spürte die Tränen auf ihren Wangen, konnte sie sogar schmecken, als sie ihr in den Mund liefen. Genau wie James sie schmecken konnte. Gemeinsam küssten sie sie fort, streichelten sich mit ihren Zungen. Seine Arme waren der wundervollste Ort auf der ganzen Welt. Schon immer hatte er die Gabe gehabt, kleine Inseln nur für sie beide zu schaffen, auf denen nichts anderes zählte als ihre Liebe.
Nach einer Weile lösten sie sich voneinander, hielten sich jedoch weiter an den Händen und sahen sich lange an. Unentschlossenheit, Lust, Bedauern und Sehnsucht – all diese Gefühle waren da. Doch es gab nur einen einzigen sicheren, vernünftigen Weg aus dieser Situation, und James war es, der ihn einschlug.
„Gute Nacht, Lorna.“ Er küsste sie auf die Wange und ließ sie los.
Volle drei Sekunden wartete sie, bis sie sich abwandte. „Gute Nacht, James.“
7. KAPITEL
Obwohl er ein Mann war, konnte man mit James sehr gut einkaufen gehen.
Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass alles, einfach alles besser aussah als die Leggins und das Rugby-Shirt, die Lorna seit gestern anhatte.
Außerdem trug sie noch einen Schal und eines von James’ Jacketts, sodass sie bereits nach wenigen Minuten im Einkaufszentrum völlig durchgeschwitzt war.
Entsprechend schnell kaufte sie ein: eine Jeans, einen hellgrauen Pullover und sehr hübsche braune Schuhe aus weichem Leder. Dazu eine kleine Reisetasche, in der sie all die Kleinigkeiten, die sich während der letzten Wochen angesammelt hatten, transportieren konnte. Schon nach knapp einer halben Stunde waren sie fertig und konnten sich entspannt in eines der Cafés setzen.
„Seit wann bist du so entscheidungsfreudig?“
„Ach, das liegt nur an dir.“
„Ich meine …“ Aber er versuchte erst gar nicht, es ihr zu erklären. Seit dem Kuss am Abend zuvor war James noch verwirrter als vorher. In seiner Gegenwart schien Lorna, die sonst immer so beherrscht und ernst war, ein ganz anderer Mensch zu werden. Aufgeschlossen, manchmal etwas frech, flirtend – und immer verführerisch. Nur bei ihm war sie so. Oder genauer gesagt: Nur bei ihm war sie so gewesen . Und da war es auch schon wieder, sein Problem. Diese gedanklichen Reisen in die Vergangenheit mussten endlich aufhören!
Sie sah heute einfach fantastisch aus. Gut, ihre Klamotten waren furchtbar, aber darum ging es ja nicht. Es waren ihr Haar, ihr Mund, ihre Augen, die Art, wie sie ihre Tasse hielt, die dafür sorgten, dass James sie wie gebannt betrachtete. Am liebsten wäre er aufgestanden und so schnell wie möglich davongelaufen. Wäre es doch bloß schon Sonntag, und sie würde endlich abreisen! Wie sollte er es nur noch weitere vierundzwanzig Stunden aushalten, dass sie so nah und gleichzeitig unerreichbar für ihn war?
Später konnte James nicht mehr genau sagen, weshalb er es getan hatte, doch plötzlich bot er ihr einen Job an.
„Du könntest bei uns arbeiten.“
„Das würde niemals gut gehen, James!“
„Wir sind doch erwachsene Menschen. Und unsere Klinik sucht händeringend einen zusätzlichen Arzt.“
„Ich weiß nicht …“
„Es wäre nur für ein paar Wochen. In zwei Monaten kommen neue Assistenzärzte in unsere Abteilung. Wir brauchen nur für diesen Übergang eine Aushilfe. Du würdest zwar nur als Assistenzärztin eingestellt, aber du könntest in dieser Zeit wertvolle Erfahrungen in einer großen, hektischen Notaufnahme sammeln. Danach stehen dir mit Sicherheit viele andere Stellen
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