Von nun an fuer immer
offen.“
„Ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte, mit dir zu arbeiten.“ Erschrocken sah sie ihn an. „Ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch!“
„Nein, natürlich nicht. Möglicherweise wäre es am Anfang etwas komisch, aber das schaffen wir schon. Wir brauchen wirklich dringend einen neuen Kollegen!“
„Wirklich?“
„Ja. Wirst du also darüber nachdenken?“
„In Ordnung. Sobald ich wieder zu Hause bin.“
„Prima. Schick mir dann einfach deine Unterlagen per E-Mail, damit ich sie an die Verwaltung weiterleiten kann.“
Er stand auf, um für sich und Lorna noch einen zweiten Kaffee zu holen. Nachdenklich sah Lorna ihm nach, betrachtete seine muskulösen Arme, mit denen er das Tablett hielt, beobachtete, wie er einen Scherz mit der jungen Frau an der Kasse machte, und wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder in seinen Armen zu liegen.
Nur noch ein einziges Mal.
Nur eine einzige Nacht lang das Gefühl haben, eine Frau zu sein!
Nur ein Mal noch, bevor sie operiert wurde.
In sechs Wochen war der OP-Termin, doch natürlich würde sie ihm nichts davon erzählen.
Es war heiß im Einkaufszentrum. Sehr heiß sogar. Sie schob sich die Ärmel des Rugby-Shirts hoch und versuchte, die deprimierenden Gedanken an die OP zu vertreiben. Vergeblich.
Das Datum hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt.
Der Eingriff war auch der Grund dafür gewesen, dass sie nach London ziehen wollte. Edinburgh und Glasgow mochten zwar Großstädte sein, aber die Kliniken waren eher übersichtlich, und so gab es immer jemanden, der sie oder ihre Familie kannte. Ihre Familie, der sie nichts von ihrem Plan erzählt hatte.
Falls sie James’ Angebot annahm, würde sie nach diesen zwei Monaten und nach ihrer Operation genügend Erfahrungen gesammelt haben, um irgendwo neu anfangen zu können.
Es war schließlich nur eine Hysterektomie. Ein einfacher Routineeingriff, der sie einige wenige Tage an ein Krankenhausbett fesseln würde. Danach wäre sie zum ersten Mal seit Jahren schmerzfrei. Allerdings würde sie keine Gebärmutter mehr haben.
Hätte sie bereits Kinder gehabt, dann wäre der Eingriff für Lorna kein Problem gewesen. Sie würde sich zusammenreißen müssen, damit sie nach der OP nicht in ein ähnliches schwarzes Loch fiel wie nach dem Tod ihres Babys.
Ihr Baby …
Lorna zwang sich zu lächeln, als James mit dem Kaffee zurückkam, und schluckte, nachdem ihre Blicke sich sekundenlang getroffen hatten.
Ungefähr zwei Drittel ihres Lebens hatte Lorna damit zugebracht, angepasst zu sein, allen Problemen aus dem Weg zu gehen und immer ruhig zu bleiben. Erst im letzten Drittel, in den zehn Jahren nach ihrer Ehe, war sie zu der Frau geworden, die sie heute war. Eine Frau, die ihre Krise überwunden hatte, die sich gegen ihre Eltern aufgelehnt und durchgesetzt und dadurch eine ungeahnte Stärke entwickelt hatte. Dieser neuen Lorna war klar, dass die Anziehungskraft, die noch immer zwischen ihr und James bestand, sich nicht einfach in Luft auflösen würde.
„Um noch einmal auf deinen Vorschlag zurückzukommen, dass ich in deiner Abteilung arbeiten könnte …“, nahm sie das Gespräch wieder auf. „Ich glaube, es gibt da noch etwas zu klären.“
Sie würde es nicht zulassen, dass sie später mit Wehmut an diesen Tag dachte und es bedauerte, dass sie ihn nicht gefragt hatte. Sie würde mutig sein! Nur noch eine einzige Nacht. Dafür lohnte sich der Einsatz.
„Ich sagte ja bereits, am Anfang wäre es vielleicht etwas komisch, aber das bekommen wir schon hin“, wehrte James ab.
„Es gäbe da eine Möglichkeit, um diese ‚komische Situation‘, wie du es nennst, zu entschärfen …“ Lorna trank einen Schluck Kaffee. „Ich dachte da an so eine Art klärendes Gewitter.“
„Wir sollen nochmal über alles reden?“
„Nein, nicht reden. Zwischen uns ist immer noch etwas …“ Lorna räusperte sich nervös. „Denk an den Kuss gestern Abend.“
Verlegen wich James ihrem Blick aus.
„Du weißt doch, wovon ich rede, oder?“
„Ich denke schon.“ Nun sah er sie an. Sehnsüchtig.
„Wir haben es irgendwie nicht zu Ende gebracht.“ Sie wartete, bis er zustimmend nickte. „Es gibt kein Zurück mehr.“
„Ich weiß“, stimmte James zu. Sein Verstand sagte ihm, dass sie recht hatte, doch sein Herz weigerte sich, es zu akzeptieren.
„Aber …“ Lorna holte tief Luft.
„Aber?“
„Es gab auch gute Momente.“ Wie schaffte sie es nur, ihn dabei so ruhig anzusehen?
Lorna sah, wie ein
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