Von nun an gemeinsam (Bianca) (German Edition)
fuhr er über die vertraute Oberfläche des Medaillons. Selbst mit verbundenen Augen hätte er die feine Einlegearbeit erkannt. Schließlich schob er es zurück in seine Jeanstasche. Nicht jetzt . Noch mehr Schmerz hätte er heute nicht ertragen. Er dachte an die Narben auf seinem Rücken.
So viele Wunden.
Eine Wunde bedeutete allerdings zwangsläufig auch irgendwann Heilung. Aber das hier nicht. Das hier würde er für den Rest seines Lebens mit sich herumtragen müssen. Seufzend zog er sich das Hemd über die Schulter. Ein leises Knarren ließ ihn herumfahren.
„Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Die Frau trat ins Licht der Deckenlampe. Auf dem Arm trug sie Decken, Kissen und ein Glas Wasser. „Willie hat mich vom Bungalow aus angerufen und gesagt, dass Sie im Stall schlafen …“
Ihr Blick glitt über seine nackte Brust bis auf seine Hüften hinab und zurück zu seinem Gesicht. Landon wurde heiß. In ihren smaragdgrünen Augen blitzte etwas wie Bewunderung auf. Ein zarter Rotton legte sich auf ihre Wangen. Es war der gleiche Ton wie auf ihren vollen Lippen, und er brachte die Erinnerung an den Kuss in Landons Traum zurück.
Er zwang sich zur Ruhe, zog das Hemd wieder hoch und war froh, dass er zumindest noch seinen Hut trug. „Es ist schließlich Ihre Scheune.“
Stirnrunzelnd reichte sie ihm das Bettzeug. „Warum wollen Sie hier draußen schlafen?“
„Ich hab’s Ihrem Cowboy doch schon gesagt. Dieser Platz ist sauber und trocken. Er ist besser als meine letzten Schlafplätze.“ Landons Herz klopfte wild, als er ihr die Kissen abnahm. Der Duft von frischen Laken hüllte ihn wieder ein. „Außerdem sind die meisten Cowboys nicht besonders scharf darauf, ein Bungalow mit einem Fremden zu teilen. Und ganz davon abgesehen ist Ihr Mann mit Sicherheit nicht begeistert, wenn Sie wildfremde Kerle mit nach Hause nehmen.“
Er legte Decke und Kissen auf die Bank und richtete sich einen bequemen Schlafplatz ein. Als er sich umdrehte, hielt ihm die Frau ihre ausgestreckte Hand mit zwei Tabletten hin. Ihre Wangen glühten.
„Mit den Cowboys könnten Sie recht haben, aber bei dem Ehemann liegen Sie falsch. Ich habe keinen.“ Sie streckte ihm Glas und Tabletten entgegen. „Nehmen Sie die. Sie haben sicher höllische Kopfschmerzen.“
Kein Ehemann.
Die Nachricht sandte ein kleines Flattern in Landons Bauch. Angestrengt sah er auf die Pillen und versuchte die Kapriolen, die sein Herz plötzlich machte, zu ignorieren. Er zögerte. Es war schrecklich, wie argwöhnisch ihn die drei Jahre Gefängnis gemacht hatten. Seine Sicht auf die Menschen hatte sich verändert. Seit er aus der Haft entlassen worden war, hatte niemand so viel für ihn getan wie sie – obwohl er für sie ein vollkommen Fremder war.
„Haben Sie jetzt alles, was Sie brauchen? Wie sieht’s aus mit Salbe?“ Sie trat an ihm vorbei auf die Box zu, aus der man das leise, malmende Geräusch von G.W.s Kiefern hören konnte.
„Wie bitte?“
„Als Sie Ihren Hengst vorhin aus dem Anhänger geholt haben, ist mir aufgefallen, dass er auf einem Vorderbein lahmt.“
Sie streckte dem Hengst die flache Hand hin, sodass er sie beschnuppern konnte. Sie gab ihm Zeit, sie eingehend zu prüfen, erst dann legte sie ihre Hand auf seine Nase und rieb liebevoll sein Gesicht.
Der Anblick versetzte Landon einen Stich in die Brust. Aber dieses Mal war es kein reiner Schmerz. Das Stechen war durchsetzt mit etwas Neuem, etwas Sinnlichem, das sich dunkel und warm in seiner Brust einnistete.
Rasch trat er einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. Er musste dringend mehr Abstand zwischen sie bringen. Der mit Sägespänen bedeckte Betonboden war angenehm kühl und weich an seinen nackten Füßen und half Landon, einen klaren Kopf zu bewahren. „Der Hengst ist in Ordnung. Ich hab das schon unter Kontrolle.“
„Ich habe Ihnen trotzdem ein paar Salben mitgebracht. Hier, die sollten vorerst helfen. Und wenn Sie möchten, rufe ich gleich morgen früh Kali Watson an. Sie ist Tierärztin, und sie …“
„Nein.“
Sein Ton war heftiger, als er beabsichtigt hatte. Er wich zurück und zuckte entschuldigend die Achseln. Sehnsüchtig sah er die Medizin an, die sie in den Händen hielt. Noch vor wenigen Augenblicken hatte er sich gewünscht, sein Pferd richtig versorgen zu können. Aber die Mittel, die sie ihm hinhielt, waren teuer – Landon wusste das. Zu teuer, als dass er sie sich hätte leisten können.
„Äh, nein, vielen Dank.“
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