Von nun an gemeinsam (Bianca) (German Edition)
Seine Stimme wurde sanfter. Noch einmal sah er bedauernd auf die Tuben mit Salbe in ihren Händen und schluckte hart. „Hören Sie, ich weiß das wirklich zu schätzen, aber ich kann das nicht annehmen. Ich bin auf der Durchreise. Ich habe kein … Ich kann Sie nicht bezahlen.“
Sie winkte ab. „Machen Sie sich darüber keine Sorgen.“
Er konnte spüren, wie etwas in ihm rebellierte. Wenn er nicht achtgab, würde ihm sein eigener Stolz im Wege stehen. Alles, was er in seinem Leben verdient hatte, hatte er sich hart erarbeitet. Bevor er ins Gefängnis gekommen war, wäre ihm niemals in den Sinn gekommen, Almosen anzunehmen.
„Aber die Medikamente … Und das Heu: G.W. kann fressen, als ob es kein Morgen gäbe. Ihre Gastfreundschaft ist …“
„Lediglich ein kleines Dankeschön für den Beistand, den Sie mir heute geleistet haben.“ Sie drückte ihm die Tuben in die Hand und ging auf die Seitentür zu. „Aber wissen Sie was? Nach allem, was heute Abend passiert ist, kenne ich noch nicht einmal Ihren Namen.“
„Cartwright.“ Er antwortete ohne zu zögern. „Landon Cartwright.“
„Schön, Landon Cartwright. Mein Name ist Maggie Stevens. Willkommen auf Crescent Moon. Wenn Sie morgen früh noch hier sind, sind Sie hiermit herzlich zum Frühstück eingeladen.“
Sie griff nach der Klinke und ging rasch hinaus. Landon blieb wie angewurzelt stehen und sah ihr nach. Dann ließ er die Salben auf die Bank fallen und atmete tief ein.
Hatte er richtig gehört?
Er zog die Anzeige aus seiner Jeanstasche.
Richtig. Das hier war Crescent Moon.
Bam, bam, bam.
Maggie öffnete die Augen gerade weit genug, um den Wecker auf ihrem Nachttisch sehen zu können. Ein leises Stöhnen entfuhr ihr. Es war noch nicht einmal sechs Uhr früh, doch das Morgenlicht erhellte bereits ihr Schlafzimmer. Für gewöhnlich fiel sie nach einem arbeitsamen Tag völlig erschöpft ins Bett und schlief sofort ein, doch gestern Nacht hatte es Stunden gedauert, bis sich die Ereignisse in ihrem Kopf geordnet und der Schlaf sich endlich eingestellt hatte.
Nach einem so ungewöhnlichen Tag wurde sie natürlich mit einem Knall geweckt. Oder eher mit einer Explosion.
Sie stellte sich vor, wie dieser große, gut aussehende Fremde in diesem Augenblick draußen in ihrer Scheune schlief und spielte in Gedanken noch einmal den Moment durch, als er ihr den Kuss gegeben hatte. Diesen unwirklichen, unwiderstehlichen Kuss, bei dessen Vorstellung sie jetzt noch weiche Knie bekam.
Doch was sie fast ebenso aus der Fassung brachte wie der Kuss selbst war ihre Reaktion darauf. Hätte der Fremde nicht schließlich vor Schmerz aufgestöhnt, hätte sie sich überhaupt nicht mehr von ihm gelöst.
Ihre Freundin Racy versuchte schon seit einer Ewigkeit, ihr ein kleines Abenteuer einzureden. Und es ging schließlich nichts über ein kleines Abenteuer mit einem wildfremden Cowboy, den man erst in einen Kampf verwickelt, in einem Zustand des Deliriums geküsst und dann mit nach Hause genommen hatte. Das sollte doch ausreichen, um den harten Alltag auf der Ranch ein bisschen zu beleben. Ein fremder, aufregender Cowboy auf ihrer Ranch.
Ein Cowboy, dem sehr viel an seinem Pferd lag.
Sie hatte das sichere Gefühl, dass der Hengst der beste Freund des Fremden war – trotz des schlechten Zustands von Truck und Trailer. Vielleicht lag es an der Erleichterung in seinen Augen, als sie ihm die Medizin gegeben hatte. Erleichterung, die er allerdings sehr schnell hinter einer Maske aus Stolz verborgen hatte.
Bam bam bam.
Maggie seufzte und kroch aus dem Bett. Sie durchquerte das Zimmer und stellte sich an eines der Fenster, von dem aus man die Scheune sehen konnte. Sicher machte Hank den Krach dort draußen. Ganz gleich, wie oft sie ihm versichert hatte, dass er sonntags ein wenig später mit der Arbeit beginnen konnte, er war trotzdem immer schon im Morgengrauen auf den Beinen, seit sie immer weniger Helfer auf der Ranch und immer mehr Aufgaben zu bewältigen hatte. Maggie zog die Vorhänge beiseite und blinzelte in den Morgen. Der wolkenlose blaue Himmel versprach einen weiteren heißen Sommertag, nur eine leichte Brise wehte über den Hof. Alles sah friedlich und vertraut aus. Bis auf die große, schmale Gestalt, die gerade mit einem Hammer den Hauptzaun bearbeitete.
Das war nicht Hank.
Der Fremde war groß und sehnig, nicht so kompakt und untersetzt wie Hank. Er war mit einem schwarzen T-Shirt und ebenso dunklen Jeans bekleidet, und seine langen Beine zeichneten
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