Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
das machte ihn froh. Sie musste stark sein, um das, was immer ihr Sorgen bereiten mochte, zu regeln.
»Wenn du das für mich tust, werde ich dir ewig dankbar sein«, erklärte sie, und es klang fast wie eine Kampfansage.
Trotzdem zitterte sie nach wie vor. Weich strich er über die Haut ihrer Wange und fuhr dann an ihrer Unterlippe entlang.
»Keiner kann uns sehen«, wisperte sie. »Warum tust du das jetzt?«
»Weil ich dich künftig ganz anders sehen muss. Es ist wichtig, dass alle es mir ansehen, wenn ich meine Liebe zu dir gestehe.«
Wieder zuckte sie zusammen, aber er gab ihr keine Gelegenheit, etwas zu sagen. Er legte seine Hände auf ihre Oberarme.
»Du musst dich an meine Berührungen gewöhnen. Den Eindruck erwecken, als würdest du dir mehr wünschen, als dass ich nur deine Hand halte.«
»Oh, das könnte ich nicht«, rief sie und schaute sich schuldbewusst in der Bibliothek um, als würde jemand sie belauschen. »Das tut man doch bestimmt nicht.«
»Hast du jemals zwei Menschen beobachtet, die wirklich ineinander verliebt sind?«
Er sah, dass sie ernsthaft darüber nachdachte, und wusste, dass sie an ihren Cousin und ihren Bruder dachte. Gewiss beneidete sie diese Paare um die Liebe und die Hingabe, die sie an den Tag legten. Und das gegenseitige Vertrauen. Er hoffte, dass sie ihm bald die Wahrheit erzählte, was wirklich hinter dieser Scharade steckte.
Stattdessen schlang sie die Arme um seine Taille, schmiegte sich an ihn und schaute zu ihm auf. Nie hatte er die Gelegenheit gehabt, sie in den Armen zu halten, ihren Körper an seinem zu spüren, obwohl der Gedanke daran ihn in seinen Träumen gelegentlich heimsuchte. Ihre Brüste waren weich, rund und so verführerisch.
»Ist es so richtig, Peter?«, fragte sie mit einem leichten Beben in der Stimme. »Du wirst mir zeigen, wie ich es machen soll? Ich kann es mir nicht leisten, Fehler zu begehen.«
Was auch immer der Grund sein mochte – jedenfalls bot sich ihm eine unerwartete Gelegenheit. Mit etwas Glück konnte er sie dazu bringen, in ihm nicht nur den Freund zu sehen, sondern auch den Mann, der sie begehrte.
Er strich mit den Händen über ihre Schultern und ließ sie über ihren elegant geschwungenen Rücken nach unten gleiten, um sie noch enger an sich zu ziehen.
»Das ist ein guter Anfang, Elizabeth«, sagte er und beugte sich herunter zu ihrem Gesicht.
Je näher er kam, desto größer wurden ihre Augen, aber sie wich nicht zurück.
Er hielt in der Bewegung inne, kurz bevor ihre Lippen sich trafen. »Du hast noch so viel zu lernen.«
Dann trat er zurück, sperrte die Tür auf und verließ die Bibliothek.
Kapitel 5
Ganz verwirrt und fast schon überwältigt von dem, was eben passiert war, blieb Elizabeth zittrig in der Bibliothek zurück. Ihr ganzes Verhältnis zu Peter war grundlegend auf den Kopf gestellt worden. Vor allem der heutige Abend hatte eine Entwicklung genommen, die sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen vorzustellen vermocht hätte.
Sie wusste nicht mehr, was sie darüber denken sollte.
Plötzlich öffnete sich die Tür, und sie wirbelte herum, ohne zu wissen, was sie erwartete.
Lucy trat ein, schaute sie mit großen Augen an. »Ich bin dir und Peter gefolgt. Ihr wart alleine! Was hast du dir dabei gedacht?«
Elizabeth öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton heraus. Sie rang die Hände und wusste nicht, was sie ihrer besten Freundin erzählen oder was sie vor ihr verheimlichen sollte. Sie hatte das Gefühl, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen, aber wenn sie das tat, würde sie vielleicht nicht mehr aufhören können zu weinen. Zu deutlich klangen Thomas’ Drohungen noch in ihren Ohren, die sie zu diesem Verzweiflungsschritt veranlasst hatten. Ein schwerer Fehler, wie sie zu fürchten begann, doch jetzt war es zu spät.
»O Lucy, was für ein riesiges Durcheinander. Ich habe eine solche Angst, in eine Ehe mit einem Mann gepresst zu werden, den ich nicht liebe.«
»Du sollst zu einer Heirat gezwungen werden?«, rief Lucy und kam auf sie zugestürmt. »Wovon redest du überhaupt?«
»Einer meiner Verehrer suchte das Alleinsein mit mir. Und auch andere haben mich bedrängt und respektlos angesehen. Irgendwie bin ich wohl zum Hauptgewinn der Saison geworden.«
Es entsprach zwar nicht der Wahrheit, klang allerdings recht plausibel.
Lucy starrte sie mit offenem Mund an. »Das klingt ganz und gar nicht verlockend.«
»Ist es auch nicht. Ich finde es beängstigend. Und wünsche mir so sehr, dass
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