Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
noch engeren Umgang miteinander zu pflegen, falls er auf ihren verrückten Plan einging? Allerdings würde er dabei bestimmt die Wahrheit herausfinden und ihr irgendwie helfen. Peter, der Retter in der Not! Er lächelte und rieb ihre Finger sanft mit seinen Händen, um sie zu wärmen und zu beruhigen. Wieder entzog sie sich ihm, und dieses Mal ließ er sie gewähren.
»Peter, es fällt mir nicht leicht, dich darum zu bitten.« Sie wich seinem Blick aus. »Ich weiß, welche Auswirkungen das haben wird. Aber es ist eine vorübergehende Sache und wird keine Auswirkungen auf meine Familie haben. Doch wie ist es bei dir? Würde es dir etwas ausmachen, deine Familie zu belügen?« Er schwieg, dachte nach. »Oder gibt es eine Frau, der du gerade den Hof machst?«, fuhr sie fort.
Jetzt suchte sie seinen Blick, und er konnte reinen Gewissens erwidern, dass es niemanden gab: Was nur teilweise der Wahrheit entsprach. Denn eine war da, die ihm nicht mehr aus dem Kopf wollte, nämlich Elizabeth selbst.
»Und was ist mit den Frauen, von denen man so redet?«
Obwohl er lächelte, blieb seine Miene verkrampft. »Ach, das ist völlig belanglos, ein Spiel ohne Verpflichtungen.«
Sie nickte und wandte den Kopf ab. Nur in Zeiten der Trauer hatte er solch dunkle Schatten auf ihrem Gesicht gesehen. Mitgefühl drohte ihn zu überwältigen.
»Elizabeth, ich bin mir nicht sicher, ob du dir das alles wirklich gründlich überlegt hast. Wenn deine Familie das schlucken soll, müssen wir so tun, als seien wir plötzlich ineinander verliebt.«
Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte.
»Und deine Mutter, wird sie es glauben?«
»Sie muss.« Sie sprach leise und wirkte irgendwie ängstlich.
Jahrelang hatte er sich gefragt, ob es wohl mehr als Freundschaft zwischen ihnen geben könnte, und jetzt bot sich ihm eine Möglichkeit. Wenn er den Handel mit der Scheinverlobung in seinem Sinne umzumünzen verstand, dann … Er wagte den Gedanken nicht zu Ende zu denken.
Er sprach langsam und betonte dabei jedes Wort. »Dir ist schon klar, dass wir aufs Ganze gehen müssen, wenn wir glaubwürdig sein wollen, nicht wahr?«
Die Erleichterung war ihr deutlich anzusehen. »Dann wirst du es also tun? Und dich als mein Verlobter ausgeben?«
»Ja, das werde ich.«
Sie runzelte die Stirn. »Wir müssen aufs Ganze gehen? Das weiß ich. Wir müssen lügen und den Menschen etwas vormachen.«
»Nun, darin hast du ja derzeit Übung.«
»Du wirst die Wahrheit erfahren, sobald du mir geholfen hast. Das ist es doch, was du willst, Peter, oder?«
»Ich mache keine halben Sachen. Um sie davon zu überzeugen, dass wir es mit der Heirat ernst meinen, wirst du alles tun, was ich sage, alles akzeptieren, was ich tue.«
Er ließ seinen Blick ganz unverhüllt über ihren Körper gleiten. Bislang hatte er sich nie etwas anmerken lassen, doch es lag etwas Schamloses und Aufregendes darin, ihr sein Verlangen jetzt in dieser Weise zeigen zu können.
Ihre Augen wurden ganz groß, und ein rosiger Schimmer überzog ihre Wangen. »Du brauchst mich nicht so anzusehen.«
»Wer würde mir sonst glauben?«
Er trat noch näher, so nah, dass er ihre zu schnellen Atemzüge spüren konnte.
»Alle werden denken, du hättest den Verstand verloren, für jemanden wie mich eine reiche Heirat mit einem Angehörigen des britischen Hochadels in den Wind zu schlagen«, meinte er mit leiser Stimme. »Der einzig logische Grund wäre eine Liebesheirat. Hast du darüber nachgedacht? Bist du dir auch sicher, dass du das wirklich durchziehen willst?«
Fast hätte er die letzte Frage gar nicht mehr gestellt, denn jetzt wollte er nur noch von der verbotenen Frucht kosten, die sich ihm so plötzlich anbot.
»Ich muss es tun«, flüsterte sie und schaute zu ihm auf.
Sanft strich er ihr erst eine Locke aus der Stirn, um dann seine Hand auf ihre Wange zu legen. Sie zitterte, wich aber nicht vor seiner Berührung zurück. Seine tapfere Elizabeth.
»Ich werde dich häufig berühren.« Seine Stimme klang jetzt ganz dunkel und rau. Er machte gar nicht den Versuch, vor ihr zu verbergen, welch eine Wirkung sie auf ihn hatte. »Ich werde dich anschauen, als hätte ich mir nie vorstellen können, je deine Liebe zu erringen.«
Sie zuckte zusammen und musste schlucken. »O Peter …«
Er strich mit dem Daumen über ihre Lippen. »Wenn du es den anderen glaubhaft vorgaukeln willst, wirst du dir mehr Mühe geben müssen, Elizabeth.«
Endlich kehrte die Entschlossenheit in ihren Blick zurück, und
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