Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
dich auch, Peter. Es tut mir leid, dass ich so lange brauchte, um es zu erkennen.« Sie küsste ihn und sagte: »Ich verspreche, dir immer die Wahrheit zu sagen.«
Er gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. »Diese Lektion haben wir beide gelernt. Ich liebe dich, Elizabeth. Bis zu der Geschichte mit dem Gemälde wusste ich nicht, ob du jemals das Gleiche für mich empfinden könntest. Durch das Bild habe ich noch viel mehr von dir gesehen.«
»Peter«, rief sie und spürte, wie ihr ganz heiß wurde vor Verlegenheit.
»Nein, ich meine die inneren Werte. Das, was dahintersteckt wie etwa die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Ich lernte eine Frau kennen, die echter und wunderbarer ist als jedes idealisierte Bild einer Dame.«
»Ich war ja so blind, hatte keine Ahnung, was echte Liebe ist«, sagte sie, während sie über seine Weste strich und ein bisschen schniefte, weil ihr schon wieder Tränen der Rührung in die Augen steigen wollten. »Weil wir von Kindheit an nichts anderes waren als Freunde, kam ich einfach nicht auf die Idee, dass sich daraus etwas anderes entwickeln könnte. Aber vermutlich war es sogar von Anfang an Liebe, nur ich bemerkte es nicht. Weil ich mich in merkwürdige Vorstellungen von idealer Ehe und idealem Partner verrannte. Ich sah nicht mehr, wie unvorhersehbar das Leben sein kann, sogar ein normales, skandalfreies.«
Er lächelte, dann legte er seine Stirn an ihre. »Was mich betrifft, so habe ich bereits vor langer Zeit erkannt, dass eine Ehe mit dir für genug Abenteuer und Aufregung bis ans Lebensende sorgt.«
»Bitte nicht zu viel Abenteuer und Aufregung«, erwiderte sie. »Wir brauchen auch ein paar ruhige Momente für Babys.«
»Unsere Babys«, hauchte er.
»Danke«, murmelte sie, »dass du nicht aufgehört hast, dich um mich zu bemühen.«
Ihre Küsse, mit denen sie dieses Versprechen besiegelten, waren voll süßen Verlangens, zärtlicher Leidenschaft … und Liebe.
Epilog
An dem Tag, als der Maskenball der Kelthorpes stattfinden sollte, versammelte sich die Familie abends im Salon von Madingley House. Peter stand an ihrer Seite, ihr Bruder Christopher war zurück, und von der Familie fehlten eigentlich bloß Susanna und Rebecca. Niemand hatte von ihnen gehört, ebenso nicht von Julian und Leo.
Elizabeth vor allem bedauerte die Abwesenheit ihrer Cousinen, würde sich dadurch allerdings nicht von ihrem Vorhaben abhalten lassen. »Bist du so weit?«
»Du musst das nicht tun«, sagte er leise und legte einen Arm um sie.
»Doch, ich muss.«
»Ich weiß nicht, ob ich eine solch öffentliche Zurschaustellung gutheiße«, meinte ihr Bruder, der Duke of Madingley, kühl.
Er war groß und sah sehr gut aus, fast wie ein Spanier, denn im Gegensatz zu seiner Schwester war auch sein Teint recht dunkel. Abigail versuchte, ihn zum Schweigen zu bringen.
Elizabeth lächelte. »Und warum nicht? Wir sind verlobt. Und ich liebe ihn.«
Sie sah, wie ihre Mutter sich die Augen wischte, und wusste, dass es Tränen der Erleichterung waren. Auch der Rest der Verwandtschaft blickte sie wohlwollend an.
»Lange Zeit wusste ich nicht, dass ich ihn liebe«, fuhr Elizabeth fort. »Ich bin so froh darüber, dass ich ihn zu einer Verlobung genötigt habe, denn dadurch fand ich erst die Wahrheit über unsere Beziehung heraus.«
Von mehreren Seiten waren erstaunte Laute zu hören, die vom »Warum?« ihrer Mutter übertönt wurden.
Peter hob eine Hand. »Man musste mich kaum nötigen. Die Einzelheiten sind unwichtig. Es gab einfach viele Missverständnisse zwischen uns.«
»Sie spielten letztlich alle keine Rolle«, erklärte Elizabeth und sah lächelnd zu ihm auf. »Höchstens insofern, dass sie mir die Augen öffneten, den Freund meiner Kindheit anders wahrzunehmen. Dem Himmel sei Dank«, fügte sie voller Inbrunst hinzu.
»Nun, das hört sich geheimnisvoll an«, meinte ihr Bruder. »Ich kann dazu nur sagen, dass Geheimnisse in dieser Familie nicht lange Geheimnisse bleiben. Wenn Sie einen Ehevertrag mit mir machen wollen, Derby, werde ich wohl noch ein bisschen mehr erfahren müssen.«
»Ich brauche nichts, Hoheit. Ich will nur Elizabeth«, erklärte Peter. »Jetzt muss ich aber noch kurz mit meiner zukünftigen Braut unter vier Augen sprechen, bevor wir aufbrechen.«
Sie gingen durch die Eingangshalle – in die Bibliothek, dachte Elizabeth und versuchte nicht darüber zu lachen, wie häufig sie sich in diesen vergangenen Wochen in dieser oder jener Bibliothek aufgehalten hatten.
»Na, errätst
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