Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
von den anderen Gästen beobachtet wurden. Sie schaute Peter in die vergnügt funkelnden Augen. »Ehe ich zu dir kam, schienst du dich mit den anderen Herren sehr angeregt zu unterhalten.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Eisenbahnzusammenschlüsse bringen in manchen Männern ein Feuer zum Lodern.«
»Bei dir auch?«
»Wir leben hinsichtlich wirtschaftlicher und finanzieller Transaktionen in einer aufregenden Zeit, Elizabeth.«
Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen, um zu sehen, ob jemand ihnen zuhörte. »Lass keinen vom alten Adel mitbekommen, was du da sagst.«
»In deren Augen kann ich wohl kaum noch tiefer sinken. Aber nicht wenige der altehrwürdigen Lords haben soeben versucht, von meinem Wissen zu profitieren.« Er legte den Kopf zur Seite, während er sie musterte. »Du wirkst nicht überrascht.«
»Natürlich nicht. Du bist ein intelligenter Mann. Ich erinnere mich daran, wie du zusammen mit meinen Brüdern unterrichtet wurdest. Und wie Christopher sich damals bemühte, von dir nicht ganz ausgestochen zu werden. Das hat meinem Vater sehr gefallen.«
»Du machst Komplimente.«
Sie lächelte. »Meinem Verlobten.«
»Damals wollte ich mich deinem Vater gegenüber dankbar erweisen, weil er mich förderte, und außerdem alles an Wissen speichern, was mir geboten wurde. Ich wusste ja nie, wann es zu Ende sein würde.«
»Ach, mein Vater hätte nie …«
» Dein Vater nicht.«
Sie musterte ihn und wusste, dass er dieses Thema lieber mied. »Du hast nie viel über deinen Vater gesprochen, und ich habe ihn kaum gekannt.«
»Ach, er hatte das Bedürfnis, ständig sich und anderen etwas zu beweisen. Dass ihm eigentlich etwas Besseres zustünde und er sich selbst vor dem Duke of Madingley nicht verstecken musste. Eigentlich war er auch zu stolz, das Angebot deines Vaters anzunehmen, mich mit deinen Brüdern unterrichten zu lassen. Beinahe wäre ich ungebildet geblieben, wenn nicht meine Mutter ein Machtwort gesprochen hätte, nachdem das eigene Geld nur für James reichte. Lediglich die Aussicht, durch eine gute Bildung später das Familienvermögen sanieren zu können, bewirkte schließlich auch bei ihm einen Sinneswandel.«
»Das hast du mir nie so genau erzählt«, meinte sie.
»Du warst damals jünger und wusstest nichts von solchen Dingen. Warum solltest du erfahren, dass es Männer wie meinen Vater gab?«
»Deshalb wolltest du ihm bestimmt beweisen, was in dir steckt.«
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
»Und du hast es allen gezeigt, Peter«, erklärte sie sanft.
»Das ist unerheblich. Es zählt nur das, was ich persönlich als Erfolg betrachte.«
Sie holte tief Luft und ließ den Blick über die anderen Gäste gleiten, die sie unauffällig beobachteten. »Und durch die Verbindung mit meiner Familie wirst du vielleicht noch mehr Erfolg haben.«
»Du meinst die Verbindung, die in ein paar Wochen wieder gelöst wird?« Fragend legte er den Kopf auf die Seite.
Ihre Wangen wurden ganz rot. »Aber in dieser Zeit lernst du neue Leute kennen – und vielleicht sind sogar die Frauen, die du willst, für dich erreichbar.«
»Ich habe auch so ziemlich viel Erfolg in dieser Hinsicht, danke.«
»Das habe ich gehört«, murmelte sie.
»Was hast du genau gehört?«
Nahm dieser demütigende Abend denn nie ein Ende? »Nichts Bestimmtes natürlich. Die Leute sind ziemlich zurückhaltend und allgemein in ihren Äußerungen.«
»Dann kennen wir anscheinend nicht die gleichen Leute.«
Sie wandte den Blick ab, und er wechselte das Thema.
»Du wirkst wieder fröhlicher, seit ich mich bereit erklärt habe, dir zu helfen.«
»Ja, ich hoffe, es wird keinen Skandal geben. Nicht wenn alles so läuft, wie ich es mir vorstelle.«
Er bedeckte ihre Finger, die immer noch auf seinem Arm lagen, mit seiner Hand. »Du hast dich in letzter Zeit auf ziemlich riskante Sachen eingelassen.«
Sie erstarrte. »Nicht wirklich.«
Er zog zweifelnd eine Augenbraue hoch. »Nackt für ein Gemälde zu sitzen, sich als Junge zu verkleiden, um dieses Bild dann zu stehlen, und jetzt so zu tun, als seist du verlobt … In meinem Kopf dreht sich alles, wenn ich daran denke.« Er senkte die Stimme. »Ein Aspekt hat mir mehr als alles andere gefallen.«
Sie wusste, dass er auf das Gemälde anspielte, und obwohl Verlegenheit in ihr aufsteigen wollte, drängte sie diese zurück. »Ich habe getan, was notwendig war. Führen wir übrigens dieses seltsame Gespräch nur, um all unseren neugierigen Freunden zu zeigen, dass
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