Von wegen Liebe (German Edition)
Homecoming-Party! Hiermit startet offiziell unsere Girls Night!«
»Woohooooo!« Jess sprang aus dem Wagen, tänzelte die Stufen zu ihrer Veranda hoch und rannte ins Haus. Casey und ich schüttelten grinsend den Kopf und folgten ihr.
Ich schlüpfte aus meinen Schuhen, zog meinen Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe im Flur. Bei Jess’ zu Hause musste alles immer an seinem festen Platz sein. Ihre Eltern waren die totalen Ordnungsfanatiker. Casey folgte meinem guten Beispiel und seufzte: »Wenn meine Mom doch bloß halb so ordentlich wäre. Oder wenigstens eine Putzfrau hätte. Bei uns zu Hause sieht es immer aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.«
Bei mir war es nicht viel anders. Meine Mom hatte noch nie viel von übertriebener Sauberkeit gehalten, und Dad war ein überzeugter Anhänger des Frühjahrsputzes, der bekanntermaßen nur einmal im Jahr stattfand. Hausarbeit bei den Pipers beschränkte sich auf Wäsche waschen, Geschirr spülen, regelmäßig Staub wischen und saugen (alles Aufgaben, die in der Regel von mir verrichtet wurden).
»Wann kommen deine Eltern nach Hause, Jess?«, fragte ich.
»Mom so gegen halb sechs und bei Dad kann es heute ein bisschen später werden. Er hat einen neuen Patienten.«
Mr Gaither war Therapeut. Mehr als einmal hatte Casey mir damit gedroht, ihn zu fragen, ob er mich umsonst als Patientin aufnehmen würde – um mir bei der Lösung meiner »Probleme« zu helfen. Nicht dass ich welche gehabt hätte. Aber Casey war der Meinung, dass mein Zynismus einer Art inneren Not entsprang. Für mich war er lediglich der Beweis meiner Intelligenz. Und Jess … tja, Jess äußerte sich gar nicht dazu. Obwohl wir uns immer nur scherzhaft darüber unterhielten, wurde sie meistens ein bisschen komisch, wenn die Sprache darauf kam. Mit dem ganzen Psychokram, den sie ständig von ihrem Vater hörte, dachte sie vielleicht wirklich, dass meine negative Haltung einer wie auch immer gearteten inneren Not entsprang.
Jess hasste alles Negative. Sie hasste es so sehr, dass sie noch nicht einmal gesagt hätte, dass sie es hasste. Weil es zu negativ gewesen wäre.
»Beeilung! Wo bleibt ihr denn?« Jess stand auf der untersten Treppenstufe und hüpfte ungeduldig von einem Bein aufs andere.
»Let’s get this party started!«, grölte Casey und rannte an Jess vorbei die Stufen hoch.
Wie eine Geisteskranke kichernd stürmte Jess ihr hinterher und versuchte, sie einzuholen. Ich folgte ihnen in normalem Tempo. Oben angekommen, hörte ich vom anderen Ende des Flurs übermütiges Lachen, blieb aber wie angewurzelt stehen, als mein Blick auf das Zimmer zu meiner Linken fiel.
Die Tür stand offen. Mein Gehirn forderte mich eindringlich auf, daran vorbeizugehen, aber meine Beine ignorierten den Befehl und gingen schnurstracks hinein. Ich schaute mich mit dumpf pochendem Herzen um.
Ein perfekt gemachtes, dunkelblau bezogenes Bett. Superheldenposter an den Wänden. Eine Schwarzlichtröhre an der obersten Regalleiste. Das Zimmer sah noch fast genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte, nur dass keine schmutzigen Klamotten auf dem Boden lagen. Der offene Schrank schien leer zu sein, und der Spider-Man-Kalender, der früher über dem Schreibtisch hing, war abgenommen worden. Aber das Zimmer wirkte immer noch bewohnt, so als wäre er noch da. Als wäre ich immer noch vierzehn.
»Ich verstehe das nicht, Jake. Wer war das Mädchen?«
»Niemand. Denk einfach nicht mehr dran.«
»Aber …«
»Schsch … es ist nichts.«
»Ich liebe dich, Jake. Lüg mich bitte nicht an, okay?«
»Natürlich nicht.«
»Versprochen?«
»Versprochen. Du denkst doch nicht wirklich, dass ich dir wehtun könnte, Bi…«
»Bianca! Wo steckst du?«
Caseys Stimme ließ mich zusammenzucken. Fluchtartig verließ ich das Zimmer und machte die Tür hinter mir zu. Ich wusste, dass ich mich sonst jedes Mal, wenn ich heute Nacht auf dem Weg zur Toilette daran vorbeikam, erneut hineingeschlichen hätte. »Komme!« Ich schaffte es, ganz normal zu klingen. »Herrgott, Case! Geduld ist eine Tugend, die du dir echt noch zulegen solltest.«
Dann zwang ich ein Lächeln auf meine Lippen und ging zu meinen Freundinnen, damit wir endlich unseren Mädelsabend beginnen konnten.
SIEBEN
Nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht hatte, kam ich zu dem Schluss, dass es einige Vorteile hatte, eine DUFF zu sein.
Erstens: Es ist egal, ob man einen Bad-Hair-Day hat oder ungeschminkt aus dem Haus geht.
Zweitens: Man steht nicht unter dem
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